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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 1/2 (30. Januar)
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Die Böhm'sche Kunstauction in Wien, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0002

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Gewandtheit, mit welcher der Leiter der Auction, der
Kunsthändler Alex. Posouyi die Sache in's Werk setzte,
ohne Zweifel nicht wenig beigetragen haben.

Die Sammlung umfaßte 15 Abtheilungen, aus denen
wir die vorzüglichsten Gegenstände kurz hervorheben wollen.

I. Kupferstiche, Radirungen, Holzscknitte, fast
nur von alteu, guten Meisteru; am reichsten waren die
Lieblingsmeister Böhm's Rembrandt und Martin
Schongauer, ersterer durch 233, letzterer durch 40 Blät-
ter, fast durchaus in ausgezeichueten Abdrücken und frühen
bitutL vertreten. Der Triumph des Mardochäus in einem
Prachtdrucke wurde mit 230 Fl., die potitk Domds (2.
bitut) mit 112Fl., die kleiue Zigeuneriu mit 170FI., der
h. Hieronymus in der großen Landschaft mit 135'Fl. be-
zahlt; nicht geringere Preise erreichteu die Landschafteni
die drei Hütteu 200 Fl., die Thurmruine 150, die Barke
134 Fl. u. s. w. Von M. Schongauer wurde die Geburt
(Bartsch 4) mit 570, die Madonna von zwei Eugelu ge-
krönt niit 239, die h. Agnes mit 150, die ueun Wappen
mit 846 Fl. bezahlt. Wahre Perleu wareu auch die Aetz-
drucke von vanDyck; seinPorträtsuurderKopf alleiu)ging
auf 147, das des Le Noy auf 140 Fl.; das Capitalblatt
Zwott's, die dreiKönige, auf 230Fl. Sehr schön waren
die Dürer'schen Holzschnitte: die Madonna mit deu Hasen
wurde um 25, das Rhinoceros iu Oluii'-odsour in Grüu
um 42, die Messe des h. Gregorius um 18 Fl. erstanden.

Die II. Abtheiluug bildeteu Werke mit Abbilduugcn
von Dürer, v. Thulden, Vesalius u. s. w., die III.
die Handzeichnungeu, in deren trefflicher Auswahl sich
Böhm's Kennerschaft glänzend bewährte; sie hatten aber,
wie dieß bei Zeichnungen gewöhnlich der Fall ist, nur ein
kleines Publikum; bloß die ganz vorzüglichen erreichten
hohe Preise, darunter namentlich die von Rembrandt;
41 Federzeichnungen von dicseiu Meister brachteu die
Sunime vou 1640 Fl. cin, mehrere wurdcu mit 200 bis
300 Fl. bezahlt; zwei Aquarelle, ein Schweiuhirt und
eine Heerde Schweine, von dem lebcudcn Wieucr Künstlcr
A.Pettenkofen mit201uud210Fl. Auch trcfflichebur- j
gundische uud ält-französische Miniaturcn (Abtheiluug IV) ;
aus dem XV. Jahrhuudert waren vorhaudeu und fandeu
viele Liebhaber. _ lSchluß folgt.) !

Korrespottdcnz.

Stuttgart. Slnfang Januar 18cv.

T Das abgelaufeue Jahr brachte uns zwei nanihaftc
Berufungen an die polytechuische Schule, die dcs Profes-
sors Lübke aus Zürich und die des Profcssors uud Bau-
raths v. Kaveu aus Haunovcr. Ersterer wurde zugleich ^
Mitglied der Direktiou der K. Kuustschule sowie Lehrer
der Kunstgeschichte an letzterer Austalt. Baurath v. Kavcn
wurde Titel und Rang eines Oberbauraths verliehen. —
Die ueue englische Kirche wurde jüngst zu ihrem Zwecke
feierlich eingeweiht, bei welcher Gelegenheit auch das Jn-

nere derselben gesehen und gewürdigt werden konnte.
Wände und Gewölbe haben eine polychrome Bemalung,
sowie auch der Boden in vielfach abwechselnden Mustern
der ganzen reichen Ausstattung entsprechend behandelt ist.
Eine zwar kleine aber prächtige Orgel, die auf den Chor-
schranken ruhende Kanzel und vor Allem der reich ver-
goldete Marmor-Altar, Alles im gothischen Style ge-
schmackvoll und zierlich gearbeitet, gewährt in seinem
neuen Glanze einen wahrhaft erfreulichen Anblick. Auch
das reichgeschnitzte Betpult und der hübsch componirte
Taufsteiu verdient beachtet zu werden. Die Fenster,
welche etwas zu schmal erscheinen, werden mit Glasmale-
reien geschmückt werden, was dem feierlichen Eindrucke des
ganzen Gotteshauses noch erheblich zu statteu kommeu
wird. Das Aeußere dieses Kirchleins macht seinem Bau-
meister alle Ehre; nur erscheinen auch hier die Fenster des
Schiffes zu schmal und dieThurm-Pyramide würdc ohuc
die dreifache Goldkrönung dem ganzen Charakter des Baues
entsprechender gewesen sein. Es ist dies des Guten wirklich
zu viel; indesseu wird der Erbauer, Architekt Wagner,
wohl an deu Entwurf des Baumeisters Smith in Londou,
nach dessen Plänen gebaut werden mußte, gebunden ge-
wesen sein; denn eine englische Dame ist es, welche zum
Andenken au eiue verstorbeue Tochter die Kirche mit eiuem
Aufwaude von 70,000 Fl. erbauen und von demursprüng-
lichen Plane ihres Landmannes nicht abgehen ließ. —
Jn der K. Staatsgalerie war kürzlich ein neueres Kunst-
werk nicht untergeordneten Ranges ausgestellt, nämlich
v. Ramberg's: „Laura am Klavier", nach dem bekannten
Gedichte Schillers. Mit kleinen uuwesentlichen Verände-
rungen ist es die in Farben übersetzte Jllustration in der
Cotta'schcu Jubiläums-Pracht-Ausgabe der Schiller'schen
Gcdichte. Laura sitzt phantasirend am Klavier und Schil-
ler hat sich ueben sie niedergelassen, mit dem Kopf über
ihre Schulter gelehnt, den Tönen, welche die zarten Fin-
ger dem Jnstrument entlocken, lauschend. Freilich, von
der hohen Begeisterung, wie sie das Gedicht athmet, ist
hier wenig zu seheu, und der Ausdruck Schillcr's steigert
sich nicht über den eines achtsamen Klavierlehrers. Auch
Laura's Micnen, so schöu sie sind, reden nicht eben viel
von dem Feuer einer phantasirenden, zum Entzücken hin-
reißenden Begeisterung. Störend wirkt auch der rothe
Nock Schiller's, der so gcuau die Farbe des Fußteppichs
hat, daß man in Vcrsuchung kommt zu glaubcn, Nock uud
Teppich seieu aus demselben Stücke Zcug zurechtgeschnitten.
Sonst läßt sich gegen das Bild nichts einwenden und wir
bewundcrn gern mit andern Knustfrenudcn die feiuempfun-
dene Zeichnuug nnd meisterhafte Technik dcr Bialerci.
Die Vorzüge dcs Bildes bcrnhcn aber mehr in dieser
glänzenden Außenseite, als in dcm geistigen Wesen. — Im
Kunstvereine sieht man ein prächtig kolorirtes uud edel
aüfgefaßtes Fraueubild, eine „Lantenspielerin" von
Gugel. Obschon eigentlich nur ein schönes Modell-
 
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