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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 8 (13. April)
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Ein Curiosum aus dem Pariser Kunsthandel
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0042

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sichern, wurde Alles, was sich von äußeren Mitteln nur
ersinnen läßt, in Anwendung gebracht. Zu diesen äußeren
Mitteln gehört unter Anderem auch, als das letzte und
wirksamste, das Aufbieten oder Steigern auf eigene Nech-
nung; und dieses heroische Mittel wurde in einer älles
vernünftige Maß übersteigendcn Weise in Anwendung ge-
bracht. Drei Tage dauerte die Versteigerung; den vierten
Tag, wo unter Anderem die Raphael's an die Reihe kom-
men sollten, wurdesie eingestellt, so daß von den Raphael'-
schen Werken nur zwei mit Oel getränkte, kartonartige
Zeichnungen (Attila und Heliodor) für 1520 Franken
losgeschlagen, die übrigen aber, so wie die große, von
Gir. Monsignori herrührende Kopie nach Lionardo
da Vinci's Abendrnahl, — eine Leinewand von mehr
als 22 Fuß Breite — sowie cinige andere als bedeutend
angeseheneWerke dem Aufstrich nicht unterworfen wurden.
Nominell betrug der Gesammtertrag der Versteigerung
etwa 385,000 Fr./ von welcher Summe nicht ganz der
vierte Theil, als Ertrag wirklich verkaufter Bilder und
einiger Marmorwerke, einging, drei Viertel aber für Rech-
nung des Verkäufers blieben. Noch sei erwähnt, daß
die Kosten eines solchen — Privatvergnügens sich auf
nahezu 50,000 Fr. belaufen!

Als wirklich verkaufte und des Nennens werthe Bil-
der weiß ich nur etwa vier anzuführen. Zunächst Nr. 23,
Brustbild eines ältlichen Mannes von Paul Veronese,
ein Bild von strahlender Färbung und in jeder Be-
ziehung hoher Vortrefflichkeit, welches für 9200 Fr. zuge-
schlagen wurde. Dann Nr. 62, ein poetisch gedachtes,
reich komponirtes, charakteristisches Bildchen, Anbetung
des neugeborenen Christuskindes, von der Hand des Ferra-
resen Dosso Dossi; dieses erreichte den Preis von
5650 Fr.; ein kleiner, zierlicher Guido Reni, die erste
Begegnung des Heilands mit dem jugendlichen Täufer,
brachte die runde Summe von 6000 Frs. auf; nnd den-
selben Preis, jedesmal den Zuschlag von 5 Procent.
ungerechnet, brachte eine bewunderungswürdige Skizze
von Rubens, Christus am Oelberg, mit einem Engel,
der ihm den Leidenskelch darreicht.

Das Hauptwerk der ganzen Sammlung, Nr. 67,
heilige Familie mit dem Stifter und seiner Tochter,
Giorgione genannt, aber höchst wahrscheinlich ein Jugend-
werk des Callisto Piazza von Lodi, eines der Hauptnach-
ahmer des großen Venezianers, ein höchst anziehendes
Bild, welches jeder Sammlung zur Zierde gereichen
würde, erreichte auch den höchsten Preis, 36,500 Frs.,
blieb aber, so viel ich weiß, unverkauft. Ein ächtes und
vortreffliches, doch in den Köpfen nicht ganz befriedigen-
desBild desPaolo Veronese, Venus uudAmor, wurde
auf 19,000 Frs. getrieben, ein sehr anständiger Preis,
der jedoch von der Familie nicht für genügend erachtet
wurde. Eine Allegorie (Triumph des Hymen) von Greuze
giug auf 16,000 Frs.; ein sehr bestechendes Kinderporträt



von Madame Vigoe Lebrun auf 5350 Frs. Falsche
Hobbema's wurden auf 15,000, angebliche Claude
L orrain's und Ruysdael's auf 10,000 Frs. getrieben;
diejenigen Bilder des großen französischen Landschafters
(Claude), die wirklich verkauft wurden, gingen auf 350,
250 und 155 Frankenü

Doch hiermit genug! Jch verlasse dieses unerquick-
liche Thema, indem ich zum Schlusse die Hosfnung aus-
spreche, daß fich demnächst die erwünschte Veranlassung
zu einem ernsteren Bericht darbieten werde.

Korrespondenz.

Dresdm, im März. (Schlich.)

Von plastischen Arbeiten, welche in der letzten Zeit
hier ausgestellt waren, ist noch eine Nymphe, welche einen
kleinen Triton hält, hervorzuheben. Das von Broßmann
modellirte Werk ist Lestimmt, in Bronze ansgeführt, eincm
auf dem Räcknitzplatz angelegten Zierbrunnen als Krö-
nung zu dienen. Alle großen Kunstepochen haben mit
Vorliebe Brunnenanlagen geschmückt und im phantastischen
Spiel die ehrwürdige Bedeutung der labenden Aufgabe
des Brunnens darzustellen und zu verherrlichen gesucht.
Bei dem Streben unserer Zeit, durch eine öffentliche mo-
numentale Kunst letztere dem Volksbewußtsein wieder
näher zu bringen, hat man mit Recht diese Aufgaben
wieder aufgenommen. Bieten doch diese Aufgaben, bei der
realistischen Richtung unserer Denkmälerskulptur, der idea-
listischen Plastik fast uoch die einzige Zufluchtsstätte.
Dresden besitzt außer dem eben besprochenen Brunnen
noch einen stattlichen, im gothischen Stil gehaltenen Brun-
uen auf dem Postplatze, der, wenn nicht nach einer Zeich-
nung Semper's, doch unter dessen Einfluß angelegt worden
ist. Außerdem noch eine glänzende Brunnendekoration im
Garten des ehemaligen Marcolinischen Palais, dem jetzi-
gen Stadtkraukenhaus. Es ist eine reiche, kolossale Figu-
rengruppe von Matielli, die zwar ein ziemlich zopfiges
Gepräge trägt, aber großartig und wirkungsvoll ange-
legt ist. Das Werk ist sehr verfallen und gegenwärtig
auch fast unzugänglich.

Der permanenten Ausstellung des sächs. Kunstvereins
uns zuwendend, so ist unter den Werken, welche dieselbe
brachte, besonders das Modell einer Porzellanvase von
Gal.-Director Prof. Schnorr v. Carolsfeld hervor-
zuheben. Die Vase, welche für die Porzellanmanufaktur
in Meißen ausgeführt wird, ist für die bevorstehende
Pariser Jndustrie-Ausstellnng bestimmt; eine ähnlichc
Vase, von demselben Meister entworfen, fand anf der
Londouer AuSstellung von 1862 großen Beifall. Auch
der von der Göthestiftuug prämiirtc Karton: „die deuka-
lionischeFluth" vouHermann WislicenuS inWeimar
war einige Tage hier ausgestellt und ebenso bcschäftigten
noch einige ältere Bilder daS Jnteresse der Ausstellungs-
 
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