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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

DOI Heft:
Heft 15/16
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Woltmann, Alfred: Die nationale Porträt-Ausstellung in London, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0093

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I. Jahrgang.

üeitrn'ge

sindanDr. (5. v.Lntzow
(Witn, Theresianuiflg-
25) od.andieVerlagkh.
(Zseipzig, Kreuzstr. 8/9)

20. Iuli.

Bciülatt znr Zcitschrist siir bildcnde

Verlag bon L. A. Leemann tn LeiVZtcr.

Nr. 15U.16.

Insrrate

a2 Sgr. für die gespal-
tene Petitzeile werden
"H ^ von jeder Buch- und
Kunsthandlung ange-
nommen.

1866.

Kunst.

Nnsailgi' „.'.'.','ilie jetc-> Monato er-tliciui eille9tllm»:cr ren cineiii l-?.ll-eii l'ic- e::ie.n T.üarll'egen. Tie '.'ll'üiuieiiteii ter ..,-;eiuwrifl iiir t'ildende .niinn" erlialren
dies Blatt xrntin. Apart bczogen kostet dasselbe 15 Sgr. balbjährlich. Alle Bnch- mid Kllnstbandlungeii wie alle Postämtcr ncbmen Bestellnngcu an.
Expediti.oncn : in Berlin: L. Kachsc L Lo., Hosknnsthandlnng; in Wien: V. Kacscr, in München : E. A. Fleischmann.

Jnhalt: Die nationale Porträt-Ausstellnng in London von A. Woltmann.
Korrespondenz: München. — Nekrolog (Schirmer). — Vermischte
Kunstnachrichten- — Personalnachrichten. — Kunstvereine, Samm-
lungen, Ausstellungen. — Kunftliteratur. — Zeitschriften. — Berliner
Ausstellungskalend'er. — Münchener Ausstellungskalender. — Düssel-
dorfer Ausstellungskalender. — Inserate.

Die nationale Porträt-Äusstelliiilg in London.

Von Akfred Wottmann.

Dcr Simi für das Bildmß ist eine alte Eigenschaft
des englischen Kuustgeschmacks. Die Begabung der Eng-
länder für die bildende Kunst ist nie besonders groß ge-
wesen und erst seit Anfang des vorigen Jahrhunderts etwa
haben sie es wenigstens in der Malerei zu einiger Selb-
ständigkeit gebracht. Früher waren einige der bedeutcnd-
sten Künstler des Kontinents hier thätig, aber auch diese
blieben auf das Bildniß allein in ihrem Schaffen be-
schränkt. Holbein und van Dyck, die hier in zwei
auf einander folgenden Iahrhundcrten schufen, werden
von der Nachwelt in Gemeinschaft mit Velasquez als
die ersten Bilduißmaler, die es je gegeben hat, genannt.
Das ist eine Anerkennung, welche im Grunde den Künst-
lern bitter Unrecht thut, denn ihre Begabung ging weit
über diesen engen Kreis hinaus. In den religiösen wie
profanen Werken, die Holbein früher in Deutschland wie
in der Schweiz vollendet, namentlich in den unter-
gegangenen, nur iu Skizzen noch erhaltenen Wandbildern
des Baseler Nathhaussaales, hatte er sich als Meister
des großen historischen Stiles, von allen Künstlern
des Nordens vielleicht allein, bewährt. Mit allen
Schöpfungen solcher Art war es aber vorbei, sobald er
den Kanal überschritten hatte. Die einzigen größeren
Schöpfungcn seiner englischen Zeit, die keinc Bildnisse
waren, die allegorischcn Darstellungen vom Triumph der
Armuth und dcs Neichthums, hat er nicht im Auftrage von
Engländern, sondern auf Bestellung seiner Landsleute,

der dortigen Genossenschaft der deutschen Hansa, voll-
bracht. Auch van Dyck, wenn ihm gleich die kühne Er-
. findung und die ungestüme Gewalt seines Lehrmeisters
Nubens fehlte, hatte die schönsten religiösenundmytho-
logischen Kompositionen, ehe er nach England kam, ge-
malt, und in ihnen überall da, wv es auf Feinheit der
Empfindung, Richtigkeit der Naturbelauschung und Adel
^ der Darstellung ankam, selbst Nubens überflügelt. Jetzt
^ ward ihm in England ein glänzender Wirkungskreis, den
j er glänzend ausfüllte, eröffnet, aber das Porträtmalen
' war doch nicht im Stande ihn zu befriedigen. Daß es
ihm nicht gelang, den Festsaal zu Whitehall ausmalen
zu dürfen, daß die Ausschmücknng der großen Galerie
im Louvre nicht ihm, sondern dem Nikolas Poussin
übertragen ward, konnte er nicht verschmcrzen, und dies
trng vielleicht zu seinem frühen Tode bei. Auch spätcr,
als die Kunst in England selbst Wurzel schlug, waren
die ersten Maler, wie Neynolds und GainSborough,
im Gebiet des Porträts am nieisten zu Hause. Eine
gewisse Nüchternheit, cin Mangel an höherem Schwung
liegt dieser Einseitigkeit des englischen Kunstgeschmacks
zu Grunde. Aber sie entspringt zugleich jener richtigen
Schätzung vom persönlichen Werth des Menschen, jener
vollen Würdignng der individuellen Selbständigkeit,
welche eine so bedeutende Seite des englischen National-
charakters bildet. Dieser alten Vorliebe für das Bild-
niß entspricht es vollkommen, daß seit dcm Iahre 1856
in London eine vom Parlament dotirtc nationale Porträt-
Galerie besteht, die in S. George Street ihren Sitz hat.
Damit aber uvch nicht befriedigt, hat man in diesem
Jahre eine große nationale Porträt-Ausstellung ver-
anstaltet, die im April begann nnd im August geschlos-
sen wird. Die Abtheilung für Knnst nnd Wissenschaft
ini Unterrichtsministerum (Soieueo nnck :irt ckoimrtinsnt
ok tlis Oowmittoö ok Oouuvii on Uckuöntion), dieselbe
 
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