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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 15/16
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0101

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101

welche nach dem Muster der vorjährigeu Pariser vom
1. August an hier stattfinden sollte, auf Antrag des Ko-
mite's vertagt, welches eine vom 12. Juni datirte Ein-
gabe zur Reservirung der Gelder an den König nnd das
Ministerinm eingcreicht hat.

Urkrolog.

-st Schirmcr, AugustWilhelm Ferdinand, ciner
der bedentcndsten Berliner Landschaftsmaler, häufig ver-
wechselt mit dem vor nunmehr bald drei Jahren vcr-
storbenen Direktor der Akademie in Karlsrnhc, Iohann
Wilhelm Schirmer, ist am 8. Juni d. I. in Nyon am
Genfer See auf der Heinireise aus Jtalien gcstorbeu.
Derselbe ist am 6. Mai 1802*) zu Berlin geborcn, wo-
selbst sein Batcr Buchhalter bei dcr königlichcn Porzellan-
manufaktur war. Schon im Alter von 1ö Jahren sand
er in dieser Anstalt nuter Völker's Leitnng Gelegenheit,
seiner Neigung folgend, seiuc küustlcrische Änlage zn ent-
wickcln. Da ihm jedoch dic Blumeumalerei, zu der er
hier augeleitet wurde, nicht genügte, wußte er es zu er-
möglichen, uebenbei auf der Akadeniic Studicn ;u machen,
bis er im Jahre 1823 das Verhältniß znr Porzellan-
manufaktur gäuzlich löste. Doch erst 1827 konnte er
nach Jtalien gehen, von wo er 1830 zurückkehrte. Hicrauf
verheiralhete er sich uud begrnndete ein Atelier, in dem
sich bald eine ansehnliche Zahl vou Schülern um ihn
sammelte (ich ncnne nnr Bellcrmanu, Pape, Helfst). 1835
wurde seine küustlcrische Tüchtigkcit durch Ernennung
zum Mitglicde dcr köuiglichen Akademie der Künste zu
Berlin ancrkaunt, und 1839 der im privatcn Kreise als
Lehrer Bewährte, an Blechen's Statt, zum Lehrer an der-
selbcn Akademic bcrufen, im daranf folgenden Iahre zum
Professor der Landschaftsmalcrei eruaunt. Scit 1852
endlich war er Biitglied des Senates der Akademie. 1845
nahm er einen zwcitcn, diesmal nur ciujährigen Aufent-
halt in Jtalien, 1850 verheirathete er sich znm zweiten,
1800 zuni drittcn.Male. Im verwichenen Jahre trat
er eine dritte Neise uach dcr Schweiz uud Jtalicn au,
von der er nicht zurückkehren sollte. In Rom lag er in
Folge einer Erkältung an eincr Lungen- und Brustfell-
entzündung schwcr darnieder, und als ihn die Sehnsucht
nach der Heimath und der Familie nach Hause tricb, er-
lag er unterwegs eincm Nückfalle dcr Kraukheit. Scine
Leiche wurde nach Berlin befördert und hicr am 15. Zuui
unter großer Theilnahme bcstattet.

Die hauptsächlichsten Gegenstäude Schirmer's waren
italicnische Landschaften, doch vernachlässigte cr auch dic
schöncn landschaftlichen Motive, dic ihm das Vaterlaud,
selbst die nächste Umgegend von Berlin, darbot, nicht.
Ja man kann vielleicht sagen, daß ein Zug dentschen
Wcsens, eines gehaltvollcn Erustes uud einer gefühlvollen
Stimmnng selbst scine Darstcllungen südlicherer Himmels-
striche überzieht. Eine bedeutende Nolle spielte in seinen
Werkcn die Architektur, für dic ihm wohl die Thätigkeit
Schinkel's, an dcm er cinen wohlwollcndcn Gönner nnd

") Dicses Datum seiner Geburt, wie dcn oben angegebenen
vollständiacn Namcn, gebe ich »ach cincr eigcnbändigen Auf-
zeichnung Schirmers. Man findct (bci Müller) die Bornamen
Friedrich Wilhclm, und obgleich schon RaczynSki das richtigc
Geburtsjahr hat, meist, z. B. auch bci Nagler, das tayche
Jahr 1804.

Beförderer gefuuden, und dcr Umgang Ahlborn's, mit
dem er nauientlich währeud seiuer ersten italienischen Neise
in eugem Verkehr gestanden, gewonnen hatte. Unter seinen
zahlreichen Oelbildern ist die Auswahl mißlich, und eine
Aufzähluug um so uncrheblicher, als übcr deii Verbleib
dcr Bilder sichere Nachwcise fast gar nicht zn erlangen
sind. Viele finden sich in Berlin in den Palais nnd bei
Privatleuten zerstreut. Erwähnt mögen nur werden
Narni, Soracte, italieuische Landschaft (Kompositiou),
zwei Ausichten von Glienicke, dcr Hain am Mecre u. s. w.
Die letzten Ausstellungen brachten nns 1860 eine Küste
von Sorreut, 1864 einen Morgen im Golf von Ncapel,
und eine Meeresküste, lctztere noch ini Atelier des Künst-
lers. Von den öffcntlichen Berliner Sammlungen bcsitzt
die Nationalgalerie Torguato Tasso's Haus in Sorreut
(1837), uud die Sammluug des Vereius der Knnstfrennde
seine Fontäne im Garten einer Villa (1856). Größeren
Werth legte der Meister auf die monumcntalen Leistungen,
zu dencn ihm das neue Miiscum zn Bcrlin Gelegeuheit
bot. Er malte hier in stereochromischer Manier in der
ägyptischen Abtheilung: die Pyramiden von Memphis,
und einen Gaug in der Pyramide dcs Chcops; im athe-
nieusischen Saal: die Ansicht von Aegina mit dcm Athene-
tempel und die Ansicht von Phigalia mit dem Tempel
des Apollon Epikurios zn Bassae. Besonders die Letzte-
ren zeigen seine eigenthümliche Stärkc, das landschaftliche
Ganze in einc tief gesühltc nnd dem Formen- und Far-
bencharakter der Gegend meistcrlich angepaßte Stimmnng
gleichsam einzutauchen, im hohen Grade. Als er daran
gehen wollte, die Villa des Priuzen Albrecht bei Drcsdeu
mit einem Landschaftencyclus nl brssoo zn schmücken,
mußte er sich zu seinem Schmerz ein Jahr lang Hingehal-
ten sehen, bis sich der Plan endlich zerschlug. Die Ent-
würfe, in Gestalt kleiner Oelskizzen, noch im Besitz der
Familie, gehören zu sciueu tresflichsten Werken.

Ptlinischte Äuiistiiachrichteii.

x Ncform dcr Köiiiglichcn Akadcmic dcr Künstc i» Lon-
don. Sllwn lange hatte cs sicb heraiiSgestellt, datz das Gcbäude
am Trafalgar-Sqnare, welchcs von dcr Nationalgalerie nnd der
Akademie gemeinschaftlich benutzt wird, siir beidc Zwccke uu-
znreichend ist. Die Negierung war bercit, der Akadcmie eiuen
Thcil des zu Burlington-House gehörigen Grundstiickcö zu
überlassen, damit sie dort aus eigenen Mittelu eiu Gebände
sich errichten könne. Jn dem Schreiben vom 5. Juni I86ö,
in welchem dem Präsidentcn der Akadcmic diescr Vorschlag
cfficiell gemacht wurde, fiigtc iudeß dic Negiernng den Wnnsch
bci, cS möge eine Reforni in Statnten und Zusanimensetzung
dcr Akademie vorgenommen werden, und schlug vor, die Zahl
dcr Akademiker vou 42 anf 50, dic der außervrdentlichcii Mit-
glieder (eVssocime») von 20 auf 40 zu crhöhen und den
lctzteren bei den Wahlen gleiche Nechte wie den ordcntlichen
Mitgliedern zu gebeu. Dagegen verwahrte die Akadcmic (in
eineiii Schreiben des Präsidenten vom 31. Juli) sich gegen die
Auffassung, als stände es der Negicrung in irgend einer
Weise zu. diese Refornien als Bedingung für dic Gewährung
des Grundstiickes hinzustcllcn. Dieses sci nnr cin Ersatz sür
das Gebäude am Trafalgar-Sgnare, welches scinerseits nur
eine Kompensation siir die von König Georg lll. der Akademie
vkrlichcnen Näume in Sommcrsct-House gewesen. Die Akade-
mie stehe der Regierung ebenso unabhängig wie jede Privat-
Korvoration gegeniiber. Dic Nothwcndigkcit einer Neform sei
im Schoost der Akademie selbst ancrkannt, abcr nnr von ihr
selbst könne die Jnitiative ausgehen. Wenn die von den
Milgliedern angenommencn Resormeu dauu init deu Wünschen
der Regiernng übereinstimmten, so sei dies zwar sehr erfren-
lich. dnife äber nnr als freier Entschliitz der Akademic au-
gesehen werdcn, nickit als cin Eingchen auf Bediiignngeu, die
inan ihr bei Ucberlassung dcs Bangrnndes gestellt. Nach fort-
 
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