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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 20 (28. September)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0129

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I. Jahrgang.

Nr. 20

SrttrLige

sind an vr. C. d. Liitzow
(UUen, Theresianum.q.
25) od.an die Vcrlngt-H.
Cnpzig, Krenzstr. 8/9)
zu richten.

L!i. Zcpt.

Änsrrote

a2 Sgr. fiir die gespal-
tene Petitzeile werden
von jeder Buch- nnd
Knnsthandlung ange-
nommen.

I!i66.

Beiülatt zur Zeitsclirist sür vildeude Kuust.

Vcrlag don L. A. Leemann in Leipzig.

Nnfangs u.Mittejedes Mvnats erscheint cineNununer von eincm halben bis einem Qnartbogen. Die Nbonnenten der „Zcitschrift fnr bildende Knnst" erhalten
dics Blatt xrntü!«. Apart bezogcn kostet dasselbe 1'> Sgr. halbjäbrlich. Nlle Bnch- imd Kiinstbaiidllingell wie alle Postämtcr ncbinen Bestellnngen an.
Expeditioncn: in Berlin: L. Sachse L Lo., Hofknnsthandlnng; in Wien: V.Kaeser; in Münchcn : L. A. Fltischmann.

Jnhalt: Das Wiener Schnvert-Monument und die Preiskonkurrenzen. —
Korrespondenz (Karlsrnhe). — Nekrolog (Carpenier.) — Lermischte
Knnstnachrichten- — Personalnachrichten. — Kunstvereine, Sammlungen,
Ansstellungen. — Kunftliteratur. — Kunsthandel. — Zeitschriften. —
Neuigkeileir des Kunsthandels. — Berliner Ausstellungskalender. — Düssel-
dorfer Nusstellungskalcnder. — Jnserate.

Das Wiener Schlibert-Momiment

und die

P r e i s k o n k u r r c n z c n.

Wien, im September.

W Wer, dessen Herz jemals deutscher Sang erfrcut,
nähme nicht Antheil an dem löblichen Bemühen nnserer
musikfrohen Kaiserstadt, einem ihrer gefeiertsten Söhne,
dem Fiirsten dcs Liedes, Franz Schubert, ein bleibendes
Denkmal der Liebe und Bewundcrung zu setzen? Schon
vor Jahren wnrde dcr Plan dazu angeregt, von dem letzt-
verstorbenen Vorstand nnseres weithin berühmtenMänner-
gesangvereins ein crster Beitrag zum Kapital gestiftet, und
scitdeni dnrch Konzerte und freiwillige Beiträge die mate-
rielle Scite des llnternchmcns vollkommen sicher gestellt.
Jmmer aber fehlt zn desscn Verwirklichnng noch der kctzte,
wesentlichste Schritt, die Wahl des Künstlers, dem das
Denkmal anzuvertranen sein wird, und auch die für dieses
Friihjahr ausgeschriebene Preiskonkurrenz hat, wie wir
soeben erfahren, leider nnr ein negatives Resultat gehabt.
Die Eigenthümlichkeit dcr Sachlage nnd das allgemeine
Jnteresse, das sich in mehrfacher Hinsicht an sie knüpft,
veranlassen nns, an dieser Stelle darauf cinzugehen. Re-
kapitulircn Ivir zunächst, was nnlängst geschehen ist.

Der Männergesangverein hatte drei Künstler, Knndt-
mann in Nom, Pilz in Wicn nnd Widnmann in München
znm Wcttkampf eingeladen*), und ihnen den Entwurf
eincr Porträtstatne Schubert's als Anfgabc gcstellt.
Das Publiknm sah die drei eingclanfcncn Skizzen, —

") Auch an N. BegaS i» Verlin war eine Auffordernng er-
gange», welcher der Kiinstlcr jedoch, a»s nnl'ekanntcn Gründen,
uicht cntsprach.

nnd alsbald war auch das Urtheil über diesclben, mit
eincr Uebereinstimmung, wie wir sic so nicht oft gefnnden,
in allen wesentlichen Pnnkten sertig. Die Jnry, welche
vor Knrzcm znsammcntrat, aus Künstlern, Kunstgelehrtcn
nnd Knnstfrennden bestehend, hatte in dieser Hinsicht ein
leichtes Spiel: sie brauchte nur zu fixiren, was in der
ösfentlichen Meimmg bereits mehr oder niinder deutlich
ansgesprochen vorlag, und wir glanben, ohne offiziell
dtirüber untcrrichtet zn sein, kanm zu irren, wenn wir den
Spruch siir im Weseutlichen identisch mit der Beurthcilnng
erachten, die ein geistvollerAnwalt der öffcntlichenMeinung
in der „Nenen freien Presse" vom 25. Mai d. I. den
Skizzen in folgenden Worten angedeihen ließ:

„Widnmann aus München, so heißt es dort, faßte
die Sache rcalistisch an, cr wollte ein monumcntales Bild-
niß Schubert's geben. Jm Grnnde hat er aber bloß seine
Unfähigkeit zur Lösung einer solchen Anfgabe dargethan.
Vom Bildniß hat sein Entwurf nur das Unfreie, vom
Stil nnr das Nüchterne. Mit allen Freihciten der reali-
stischen Behandlnngsweisc erreicht er keincn einzigcn ihrcr
Vorthcile. Die natnralistische Unordnnng dcr Haare, der
freistehende Vatermörder, das unverschämt „wie cin Voll-
mond" ausgerundete Bäuchlein — Alles ist stückweisc an-
einander geleimt, durch kcin Naturgcfühl verbunden. So
viel unschöne Einzelnheitcn nnd kcine Entschädignng dnrch
einen befriedigenden Gesammteindruck! Selbst der Sockcl,
dessen Zweck es doch wäre, die Gestalt über das Gemeinc
emporznheben, zieht sie in seinem prosaischcn Aufbau noch
herunter, und der ganze Widnmann'sche Schnbert sicht aus
wic cin änßerlich wohlkonditionirtcr Bcamter, dcr sich in
nachdenklicher Stellnng zwischen Danmen und Zeigefingcr
eine Prise anfbewahrt, mit der cr, sobald ihm dcr richtigc
Gcdanke gekommen, seine Nase belohnen wird. Mit der
Aehnlichkcit des Kopfes ist eS nicht wcit her; man bcfragc
nur Kupclwicscr's vortrcfsliche Bildnißzcichnung."
 
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