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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0038

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Sammlungen und Ausstellungen.

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von violetter Farbe in verschiedenen Nuancierungen, sich
von ihrem Sitze nach vorn beugt, um eine Blume zu pflücken.
Der Vordergrund und der grösste Teil des Sees liegen in
einem dämmerigen Halbschatten; nur im Hintergrunde
öffnet sich die Landschaft zu einem sonnigen Durchblick.
Die beiden Figuren erinnern in der breiten Behandlung,
in der grossartigen Auffassung an Feuerbach; aber die
Farbe ist reicher, gesünder, mehr venezianisch. Wir wissen
nicht, ob dieses Bild einen Wendepunkt in v. Hofmann's
Entwicklung bezeichnet, und wollen darum nicht voreilig
sein. Sollte es so sein, so käme hier einmal das viel ge-
missbrauchte Worte von dem ungebärdigen Most, der sich
endlich geklärt hat, zu Ehren. Über den übrigen Inhalt
der Ausstellung müssen wir uns in Anbetracht der Ausstellungs-
flut, die seit Anfang Oktober über Berlin hereingebrochen
ist und monatelang anhalten zu wollen scheint, kurz fassen.
Wir begnügen uns daher nur noch festzustellen, dass Ernst
Körner (mit einer prächtigen Herbstlandschaft mit der Wart-
burg), Paul Flicket, Oskar Frenzel, H. Oude, Hans Herr-
mann, Paul Meyerheim, L. Passini, Carl Röchling; J. Scheu-
renberg und H. Vogel weit über ihr gewöhnliches
Durchschnittsmass hinaus gut vertreten sind. Eine weiteren
Kreisen bisher unbekannt gebliebene Skizze von R. Begas,
die Fesselung des Prometheus, verdient wegen ihrer origi-
nellen Conception und ihrer dramatischen Kraft in den
energischen Bewegungen der drei Figuren den Vorzug vor
den meisten dekorativen Arbeiten aus seiner letzten Zeit.

Berlin. — Eine Elite-Ausstellung für künstlerische Photo-
graphien internationalen Charakters wird von den beiden
Berliner Amateur-Vereinen in der Königlichen Akademie der
Künste in den Monaten Februar und März nächsten Jahres
veranstaltet.

Wien, im November. — In der Kunsthandlung Artaria
& Co. ist seit kurzem eine sehr reiche und zum Teil seltene
Sammlung von Schabkunstblättern, Kaltnadelarbeiten, Litho-
graphien und Vernis-mou-Blättern des verstorbenen Radierers
Fe'licien Rops zu sehen, die einen Einblick in das reiche
Schaffen dieses Künstlers gewähren. Besonders erwähnens-
wert sind, neben einer Anzahl von Cochonnerien, die ernsten,
schönen Blätter, wie: „Rops gravant", »Ma tanteJohanna et
mon oncle Claes", „Le medecin des fievres ä Dalecarlia",
„les glaneuses", .,les blanchiseuses" und andere mehr, welche
den Künstler Rops von seiner stärksten Seite zeigen. Die
Kollektion ist sehr reichlich beschickt worden, bleibt aber
nur für kurze Zeit (in Mappen geordnet) ausgestellt.

w. s.

Berlin. — Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum ist die
Sonderausstellung die Kunst im Buchdruck am Dienstag
Vormittag durch eine Vorbesichtigung eröffnet worden. Die
Korporation der Berliner Buchhändler, deren fünfzigjähriges
Bestehen gefeiert wird, sowie das Kunstgewerbe-Museum,
welches die Ausstellung veranstaltet, hatten die Einladungen
ergehen lassen. Zu der ausserordentlich reichen, in ge-
schlossenem Bilde vorgeführten Sammlung haben die Biblio-
thek und Ornamentstichsammlung des Kunstgewerbe-
Museums den Hauptbestandteil stellen können, das König-
liche Kupferstichkabinet und die Königliche Bibliothek, so-
wie der bekannte Sammler Herr Architekt Hans Griesebach
haben Prachtstücke allerersten Ranges beigesteuert, darunter
die herrlichsten gotischen Miniaturen, die ältesten Bilder-
drucke von Gutenberg, Fust und Schöffer. Für Arbeiten
neuerer Zeit sind Drucker und Verleger, in erster Linie die
Kaiserliche Reichsdruckerei, sowie Sammler und Bücher-
freunde eingetreten. Aber auch von diesen Arbeiten hat das
Museum bereits seit Jahren nachdrücklich gesammelt. Wenn-

gleich der Lichthof in allen Teilen gefüllt ist, so konnte
doch eine bibliographische Vollständigkeit in irgend einer
Gruppe nicht angestrebt werden. Es ist dies auch nicht
die Aufgabe der Ausstellung. Sie will vielmehr in erlesenen
Beispielen zeigen, wie die verschiedenen Perioden die Auf-
gabe erfasst haben, das Buch in allen seinen Teilen künstlerisch
durchzubilden. Die Ausstellung beginnt daher mit dem ge-
schriebenen und ausgemalten Buche des späten Mittelalters,
als dessen Ersatz der Buchdruck eintrat. Sodann sehen wir
in reicher Entfaltung den deutschen Druck des XV. und
XVI. Jahrhunderts in ganzen Büchern und ausgewählten
Einzelblättern. In gleicher Weise die Drucke von Italien,
J den Niederlanden, England, Frankreich durch die Barock-und
\ Rokokozeit bis in den Beginn unseres Jahrhunderts. Für
die erste Hälfte und die Mitte unseres Jahrhunderts ist vor-
zugsweise Berlin herangezogen. In der modernen, erst seit
einem Jahrzehnt einsetzenden Bewegung ist England führend,
aber auch alle anderen Länder, vornehmlich Deutschland,
sind vertreten. Hier heben sich einzelne Städte und Künstler
wie Klinger, Doepler, Eckmann, Sattler, Hupp charakteristisch
ab. Die Technik der Drucker wird durch eine Zusammen-
stellung von Wilhelm Gronau veranschaulicht. Die
schmückende Bronzefigur auf dem Mittelschrank ist ein
Werk von Manzel „Der Drucker", welches Herr Rudolf
Mosse vor einigen Jahren zum Ehrengeschenck erhalten und
jetzt hergeliehen hat. Ein Führer durch die Ausstellung,
verfasst von dem Direktor der Bibliothek des Kunstgewerbe-
Museums, Peter Jessen, wird ausgegeben. Zu gleicher Zeit
ist auch das Heft der Bibliothek, welches die Hauptwerke
des Buchgewerbes umfasst, fertig gestellt. Die Ausstellung
ist von Dienstag 12 Uhr an allgemein geöffnet.

Düsseldorf. — Benjamin Vautier-Ausstellung. Es giebt
noch immer eine Menge Leute, die Benjamin Vautier für
einen der bedeutendsten Düsseldorfer Maler aller Zeiten
halten. Man braucht nicht gerade auf diesem Standpunkt
zu stehen und kann es doch bedauern, dass es nicht ge-
lungen ist, die zu seinem Gedächtnis seit einigen Tagen
in der Kunsthalle veranstaltete Ausstellung etwas reicher,
umfassender und somit wertvoller für die Erkenntnis der
Kunst des Hingeschiedenen zu gestalten. Vautier war zweifel-
loseinerderpopulärsten, wenn nicht derallerpopulärsteDüssel-
dorfer Figurenmaler, und ebenso zweifellos repräsentiert seine
Kunst eine lange und schon deshalb nicht unwichtige Periode
in der deutschen Malerei. Davon giebt uns die Ausstellung
in der Kunsthalle nur ein sehr unvollkommenes Bild; wer
nicht Vautier's Hauptwerke schon vorher kennt, wird es hier
schlechterdings nicht begreifen können, wo die wirkliche Be-
deutung des Mannes liegt, und wie er zu seinem Weltruf
kommen konnte. Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen
sein, das hier zu erklären, sie müssen sich darauf beschränken,
das Vorhandene zu beschreiben. Von Bildern sind etwa ein
Dutzend ausgestellt. Keineswegs seine berühmtesten und
auch nicht seine besten. Die Nationalgalerie sandte ihre
«Erste Tanzstunde". Sollte es wirklich nicht möglich ge-
wesen sein, aus dem benachbarten Köln „Im Trauerhause",
vielleicht das vornehmste Bild, das Vautier gemalt hat, zu
entleihen? „Schwarzer Peter", „Vor der Sitzung" sind noch
figurenreich, die übrigen beschränken sich auf drei oder
zwei Figuren, in denen zuweilen ja eine grosse Feinheit der
Beobachtung entwickelt ist, wie in den „Schachspielern" (das
Bild mit ganzen Figuren), „Trotzköpfchen" aus der Düssel-
dorfer Galerie u. s. w. Das Hauptinteresse der Ausstellung
richtet sich somit auf die gezeichneten und gemalten Studien,
Entwürfe und Skizzen, von denen namentlich die ersteren,
da der Natur am nächsten stehend, wie ja gewöhnlich, auch
 
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