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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Vereine und Gesellschaften.

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fessor Arthur Kampf, dessen Berufung an die Berliner
Akademie einen schweren Verlust für Düsseldorf bedeutet.
Sein Bild »Im Trauerhaus" zeigt neben manchem, das den
Widerspruch hervorruft, doch wieder sein eminentes Charak-
terisierungstalent. Beim „Schützenkönig" würzt er es noch
mit einer leisen Zuthat von Humor, der aber das Karikaturen-
hafte, was z. B. allen Arbeiten Gerhardt Janssen's anhaftet
und sie auf die Dauer unangenehm macht, sehr wohl zu
vermeiden weiss. Willy Spatz, seit kurzem Lehrer und
Professor der Akademie, stellt neben einer sehr grossen Zahl
von in Kreide gezeichneten Studienköpfen seine Entwürfe
zu der ihm vom Staat aufgetragenen Ausmalung der Kapelle
von Schloss Burg an der Wupper aus. Eigenartig in der
Farbe, die einen grünlichen, gobelinartigen Ton festhält,
dürften diese Bilder zur Ausschmückung dieses neuherge-
stellten Stammschlosses der alten Grafen von Burg wesent-
lich beitragen. Nicht minder originell sind die Zeichnungen
von Alex. Frenz zu den Gedichten von Moritz Leipmann,
einem bekannten Düsseldorfer Finanzier und Kunstmäcen.
Antike und phantastische Motive müssen ihm die Stoffe
liefern zu seinen geistreichen, zuweilen arabeskenartigen
Einfällen, die in grossen Umrissen leicht und gewandt mit
der Feder ausgeführt sind. Rocholl bringt eine Anzahl von
Studienköpfen, die er während seines Aufenthaltes in der
Türkei im letzten Kriege an Ort und Stelle gemalt hat. Sehr
interessant in ihrer sonnigen Wirkung ist eine landschaft-
liche Studie mit kleiner Staffage. Die eigentlichen Land-
schafter sind mit vielen, aber, wie schon oben bemerkt, etwas
zu gleichartigen Bildern vertreten. Liesegang verfolgt mit
Glück eine etwas farbigere Richtung in der Behandlung
seiner niederländischen Motive, die ihm allerdings gelegent-
lich der Malweise von E. Kampf nahe kommen lässt. Wend-
ling behandelt auch diesmal nicht ohne Glück, statt seiner
sonst beliebten Marinemotive, Interieurstudien. Eins der-
selben, das Innere einer Kirche mit einigen betenden Frauen,
ist ganz in den hellen Tönen behandelt, die er von jeher
bevorzugte, eine andere ist dagegen ganz in der ehemals so
streng verpönten, dunklen, altmeisterlichen Stimmung ge-
halten. Freilich kommen beide Bilder, wie das bei Interieur-
gemälden leicht der Fall ist, nicht über das Studienmässige
hinaus. Olaf Jernberg hat ausser einigen kleinen, wie ge-
wöhnlich sehr frischen Herbstbildern eine grosse Landschaft,
angeblich eine Gewitterstimmung, ausgestellt, die in der Be-
handlung der Luft jene Gewaltsamkeit der Malweise und
Schwere der Töne zeigt, die es bei seinen grossen Bildern
so schwer macht, selbst mit halbgeschlossenen Augen, die
richtige Entfernung und damit das Verständnis für das Ge-
wollte zu gewinnen. Es ist ein Ausstellungsbild, vielleicht
für die grossen Räume der Ausstellungspaläste in München
oder Berlin bestimmt, das hier nicht zur Geltung kommt.
Die harmonischsten Landschaftsbilder in Ol- und Wasser-
farben stellt Heinrich Hermanns aus, der bei jeder neuen
Ausstellung sich von einer neuen und überraschenden Seite
seiner grossen Begabung zeigt. Hier wie in der Aquarell-
ausstellung steht er entschieden an der Spitze der modernen
Düsseldorfer Landschaftsmalerei. P-

A. R. Die Vereinigung „Freie Kunst" hat ihre dies-
jährige Ausstellung Anfang Januar im Berliner Künstlerhause
eröffnet. Weniger noch als die früheren Ausstellungen der
Vereinigung trägt die diesjährige einen Charakter, der ihren
Namen irgendwie rechtfertigte. Es ist eine keineswegs
revolutionäre oder herausfordernde, sondern zumeist eine
solide und gute Kunst, die uns hier geboten wird. Von den
zehn Malern und Zeichnern, die sich an der Ausstellung
beteiligt haben, nehmen Otto H. Engel und Carl Lang-

hammer das Hauptinteresse in Anspruch. Der erstere ist
durch mehrere trefflich gezeichnete und modellierte Studien-
köpfe von kräftiger, klarer Färbung und grosser Auffassung
und durch ein landschaftliches Triptychon „Von der Waterkant"
vertreten, das drei Strandlandschaften in blühender Sommer-
pracht bei Morgen- und Mittagbeleuchtung in einem Rahmen
zusammenfasst, der ganz eigenartig mit Figuren auf Gold-
grund bemalt ist, die uns einige charakteristische Typen von
Bewohnern jener Gegenden vorführen. Es ist eine köstliche
Schöpfung voll Poesie und Wahrheit zugleich, die wir als
eine erfreuliche Wendung zu neuen Zielen begrüssen. Auch
bei Carl Langhammer scheint sich eine Wandlung zu einem
reichen, harmonischen Kolorit und zu solider, stellenweise
fast peinlich sorgsamer Zeichnung vollzogen zu haben. Das
zeigt sich besonders auf d cm n

Wolkenschatten" betitelten
Bilde mit einer Gruppe von roten Ziegelhäusern am Ufer
eines Flusses, auf dessen mittleren Lauf Wolken ihren
Schatten werfen. Es ist beinahe, als ob dem Künstler nach
vielen Experimenten die Freude an der Zeichnung wieder
gekommen sei und als könnte er sich in dieser Freude nicht
genug thun. Auch einige kleinere Stimmungslandschaften
fesseln durch ungewöhnliche farbige Reize. Weniger hervor-
ragendsind vertreten MaxSchlichting, der sich nach wie vor mit
Beleuchtuugsstudien — jungen Damen in modischer Toilette
auf einer Frühlingswiese, am Meeresstrande und im Dünen-
sande bei grellem, blendendem Sonnenlicht — beschäftigt,
der Landschafts- und Marinemaler Ulrich Hübner, der
Bildnismaler Meng-Trimmis, die Zeichner Hans Schulze,
der sich im Anschluss an Ecktnann ein eigenes Illustrations-
genre geschaffen hat, und Albert Knab (stilisierte Blumen
für Stickmuster und Bücherzeichen) und der Bildhauer
Martin Schauss. Eine Neuheit auf graphischem Gebiet
führt der Bildnismaler Schulte im Hof in einer Anzahl
von „ Original-Steinradierungen" (Bildnissen und Bildnis-
studien) vor, die den Eindruck von Schabkunstblättern, nur
bei geringerer Feinheit in den Einzelheiten, machen. Der
Vorteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass es etwa
nur halb so viel Arbeit erfordert wie ein Schabkunstblatt.
Es ist aber fraglich, ob der Stein so viele gleich gute Ab-
drücke liefert wie die Kupferplatte.

*, * Die vorjährige grosse Berliner Kunstausstellung
hat einen Reinertrag von über 50000 M. ergeben.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

0 In der Berliner Künstlerschaft droht wieder ein Streit
auszubrechen, der auf Machtfragen bei der Leitung dergrossen
Kunstausstellungen zurückzuführen ist. Im vorigen Jahre
fühlte sich, wie immer, eine Anzahl von Künstlern durch
Zurückweisung ihrer Werke verletzt, und da man heraus-
gefunden zu haben glaubte, dass vorzugsweise Vertreter der
modernen Richtung von Ablehnungen betroffen worden
wären, fassten die Führer dieser Richtung den Beschluss zu
einer „Secession" nach Münchener Vorbild. Zu einem völligen
Bruch mit dem „Verein Berliner Künstler", der gemein-
schaftlich mit der Akademie der Künste die Ausstellungen
zu leiten hat, wollte man es aber nicht kommen lassen, und
darum wandte sich die „Secession", die zur Zeit 39 Mitglieder
unter Führung von Prof. Max Liebermann zählt, an den
Verein Berliner Künstler mit der Forderung eigener Jury
und eigener Räume. In der ausserordentlichen Hauptver-
sammlung des Vereins Berliner Künstler vom 31. Dezember
v. J. ist diese Forderung jedoch zurückgewiesen worden,
I und zwar aus dem rein formalen Grunde, dass nicht der
Verein, sondern die Ausstellungskommission in dieser Sache
 
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