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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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365 Vereine und Gesellschaften. — Vermischtes.

Thöny haben sich in jüngster Zeit auf diesem Gebiet be-
sonders ausgezeichnet.

Innsbruck. — Das Ferdinandeilm hat wieder eine wert-
volle Bereicherung seiner Gemäldesammlung durch Ankauf
des ansehnlichen Tafelbildes aus dem alten Hochaltar der
Pfarrkirche Zams (Oberinnthal) erfahren. Ein ganz selten
gut erhaltenes Stück aus der Mitte des 15. Jahrhunderts:
denn zweifelsohne war es anno 1448, als am Sonntag nach
St. Galli die dortige St. Andreaskirche umgebaut und ver-
grössert mit den drei neuen Altären vom Brixnerischen
Weihbischof Andreas neu eingeweiht wurde, wo auch ,ob-
beregtes Tafelbild zum erstenmal erschien. Stil und Charakter
lassen uns die schwäbische Schule mit völliger Sicherheit
annehmen. Der Kruzifixus, ein feingehaltener, zart model-
lierter Akt blickt ruhig ergeben ohne irgend welchen dra-
matischen Schmerzensausdruck auf Maria herab, die ebenso
leidenschaftslos unter dem Kreuze steht wie Magdalena
und andererseits Johannes Evangelista und Andreas. Dieser
erscheint wohl nur als Patron der Pfarre. Die weiblichen
Gestalten mit Christus hat der Maler mit besonderer Liebe,
darum auch glücklicher behandelt, gut sind aber auch die
beiden Apostel. Die elegische Stimmung ersetzt die tragische
Erregung; und diese statuarische Ruhe übt den wohlthuendsten
Eindruck auf den martersatten Beschauer. Die Köpfe sind
in feinem Oval durchgebildet, die Hände schön empfunden,
die Gewandungen schlicht, in klaren Motiven angelegt; die
Farbenaccorde glücklich repetiert. Der Goldgrund noch gut
erhalten, Sonne und Mond schwimmen in purpurlasierten
Wolken. — Die Rückseite besetzt eine Grablegung, leider
in unsolider Maltechnik (Leimfarben) flüchtig hingeworfen,
daher arg mitgenommen. Immerhin erkennt man aber in
Komposition wie Ausdruck einen Meister der gotischen
Spätperiode. — Eine weitere Bereicherung erfuhren die kunst-
gewerblichen Sammlungen durch Übernahme und Aufstellung
der in weitesten Kreisen bestbekannten Zinnkollektion des
im Oktober 1897 verstorbenen Hofrates Archivar Dr. D. v.
Schönherr, die er mit einigen guten altdeutschen Bildern,
darunter ein vorzügliches männliches Porträt, dem Museum
testierte. Dr. A. j.

Krefeld. — Eine Ausstellung neuzeitiger Buchausstattung
findet zur Zeit im Kaiser Wilhelm-Museum statt. Dieselbe
verfolgt das Ziel, das Gesamtgebiet der Krefelder Bucharbeit
mit neuen Keimen zu befruchten. Hierzu sind die Vor-
bedingungen reichlich vorhanden. In Krefeld finden sich
tüchtige Vertreter aller derjenigen Kunstgewerbetreibenden,
durch deren Zusammenwirken ein Buch entsteht. Um in
den Wettstreit, der neuerdings um die Herstellung vorzüg-
licher Bucharbeiten entbrannt ist, einzutreten, bedarf es nur
der Erkenntnis dessen, was die Gegenwart fordert und der
Umsetzung dieser Erkenntnis in die That. Die Ausstellung
will die Bekanntschaft mit den Leistungen der neueren Buch-
ausstattung vermitteln. Bei ihrer Veranstaltung war es nicht
darauf abgesehen, ein erschöpfendes Bild der internationalen
Produktion zu geben. Leitend war nur der Gedanke, von
überall her lehrreiche Proben guter Druckerzeugnisse, ge-
schmackvoller Textverzierung und gediegener Einbände zu
gewinnen. Eine grosse Zahl trefflicher Bucharbeiten ist in
der Ausstellung beisammen. Und doch bilden diese und
andere gleichwertige Erzeugnisse nur einen schmalen Strom
auf dem breiten Felde der minderwertigen Leistungen. Bis
diese zur Ausnahme und die gute Ausstattung zur Regel
wird, bedarf es der unausgesetzten Anstrengung aller ein-
sichtigen Bücherfreunde und Bücherverfertiger. Auch ist
mit den bisher erzielten Arbeiten das letzte Wort noch nicht
gesprochen. Die neuzeitige Bucharbeit steht vielmehr erst

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im Anfang ihrer Entwicklung. Bis auf wenige verheissungs-
volle Anläufe befindet sie sich auf der Vorstufe, die das
übrige Kunsthandwerk in der verflossenen kunstgewerblichen
Periode durchgemacht hat. Die Bucharbeit ist noch damit
beschäftigt, sich an den Vorbildern der Vergangenheit zu
schulen; sie steht im Studium der Repetition eines alten
Lehrstoffes. Je mehr sie hieran erstarkt, um so mehr wird
sie als ihre erste nächste und wichtigere Aufgabe erkennen
müssen, sich unter dieselben freien, künstlerischen Impulse
zu begeben, die unser gesamtes Kunstschaffen zu neuem
Leben erweckt haben. -u-

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

Innsbruck. — Eine freie Vereinigung tirolischer Künstler
bildet sich, um ordinäres Handwerk und spekulativen Heiligen-
handel, der immer üppiger bei uns wuchert, durch eine
permanente Ausstellung nur kunstwertiger Leistungen auf
kirchlichem Gebiete in Schach zu halten und vor allem den
Klerus für edlere Gebilde zu gewinnen; —- ob mit Erfolg? —
bleibt abzuwarten. Dr.A.j.

VERMISCHTES.

Innsbruck. — Aus bescheidensten Anfängen hat sich
die Tiroler Mosaikanstalt Albert Neuhauser's dank dessen
Zähigkeit und unerschöpflichen Opfersinnes für die einmal
festerfasste Idee, welche zu verwirklichen er glücklicherweise
den Venezianer Meister Luigi Solerti all die 23 Jahre zur
Seite hat, zu achtunggebietender Stellung emporgerungen.
Sie erhält sich endlich selbst, erfreut sich zahlreicher, auch
ansehnlicher Aufträge, wie z. B. letztes Jahr der Apsiden
des Innichener Domes, der Anbetungskirche in Bozen;
erstere eine stilistische Kraftprobe in Zeichnung wie Farben-
gebung. Gegenwärtig arbeilet das Atelier an der Fortsetzung
der Mosaiken für die Gruftkirche der Fürsten Hohenzollern-
Sigmaringen nach Entwürfen und Kartons des Prof. Thiersch,
an fünf Friedhofsarkadenbildern für dahier nach Prof.
August Wörndle's Kartons. Die böhmische Landesbank in
Prag und das Kaiserliche Schloss Wallsee haben ebenfalls
ihren monumentalen Bildschmuck von der Mosaikanstalt
Neuhauser's beordnet. Dr. A. j.

Prag. — Stipendium für deutsch-böhmische Künstler.
Der Verein deutscher Schriftsteller und Künstler in Böhmen
„Concordia" schreibt ein Stipendium im Betrage von 200 fl.
ö. W. aus, welches zur Förderung künstlerischer Ausbildung
für in Böhmen geborene oder daselbst lebende deutsche
Vertreter der bildenden Künste (Baukunst, Bildhauerei,
Malerei) bestimmt ist. Die Bewerber haben ihren Gesuchen
den Nachweis ihrer selbständigen künstlerischen Thätigkeit,
den Geburtsschein und einen Lebensabriss beizufügen, sowie
die Art und Weise der Verwendung des Stipendiums be-
kannt zu geben und bei eventuellem Genüsse desselben nach
Verlauf eines Jahres über seine Verwendung an den Verein
zu berichten. -u-

0 Dem Jahresbericht der Königlichen Zeichenakademie
in Hanau für 1898/gg entnehmen wir, dass die Gesamtzahl
der Schüler zu Anfang des Schuljahres 257 (gegen 243 im
Vorjahre), die Gesamtzahl der Schülerinnen 39 (gegen 36
im Vorjahre) betrug. Unter den Schülern befanden sich 90
Goldschmiede, 66 Ciseleure, 18 Lithographen und 13 Silber-
schmiede. Als ein neues Lehrfach wurde zu Beginn des
Wintersemesters (Oktober 1898) der Unterricht im Email-
malen und Malen auf Elfenbein eingeführt; die Leitung des
Unterrichts wurde dem Emailmaler H. Hahn übertragen.

E
 
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