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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0135

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Vom Kunstmarkt.

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mitgeteilt. Die Überbringung der Bibliothek blieb jedoch
noch immer ein frommer Wunsch. Venezianische Dupu-
tierte und der Bürgermeister begaben sich endlich nach
Rom, und der Minister versprach ihnen von neuem alles
Schöne. Schon glaubte man solchen Versprechungen hier
nicht mehr, als doch endlich im Dezember 75000 Lire von
Seiten der Regierung ausgesetzt wurden, um mit den
Arbeiten zu beginnen. Bis jetzt jedoch ist noch nichts
geschehen, und noch lange kann es dauern, bis irgend
etwas zu berichten ist. — Gelegentlich des Besuchs des
Ministers Baccelli in Venedig versprach er die Wieder-
herstellung des Marcuslöwen über dem Hauptfenster des
Dogenpalastes gegen Süden. Mittlerweile ist das nun fest
beschlossene Sache. Dagegen legte der kunstbegeisterte
Minister den Venezianern die Wiedereinführung des Bucin-
torofestes am Tage Christi Himmelfahrt ans Herz und
nichts weniger als die Herstellung des dazu nötigen Fracht-
schiffes: des goldenen »Bucintoro«. — Diese sonderbare
phantastische Zumutung kam vorige Woche in der Sitzung
des Magistrats zur Sprache und wurde angesichts der un-
zeitgemässen Nutzlosigkeit und der enormen Kosten (1 Mil-
lion Lire) vertagt«. — Von etwas Praktischerem jedoch
kann berichtet werden. Die venezianischen Künstler ver-
anstalteten über Weihnachten und Neujahr eine Skizzen-
ausstellung. Die besten Namen waren vertreten. Es
wurden besonders Arbeiten von V. Bressanin, Millo Borto-
lozzi 11. a. bewundert. Das Endergebnis war ein sehr er-
freuliches. Es wurden verkauft, obgleich die Skizzen nicht
billig waren, für 21000 Lire. — Ganz besonders ist her-
vorzuheben, dass das Verkaufte alles in Venedig selbst
verblieb. Die jüngere Künstlerschaft bewies abermals, dass
sie den ersten Platz in Italien einnimmt.

Venedig, Ende Januar. August Wolf.

Dresden. Professor Epler, der Schöpfer der auf der
letzten hiesigen Kunstausstellung mit der grossen goldenen
Plakette ausgezeichneten Marmorgruppe »Zwei Mütter«,
hat ein für den Neubau der Kreuzkirche bestimmtes, sehr
figurenreiches, grosses Relief »Einführung der Reformation
in den Meissener Landen 1539« vollendet und in seinem
Atelier ausgestellt. Es schildert die erste Darreichung des
Abendmahls in beiderlei Gestalt am Altar der alten Kreuz-
kirche. Der Künstler hat die schwierige Aufgabe sehr
glücklich gelöst. 00

Mailand. Auf Betreiben hervorragender Persönlich-
keiten der Kunst, so der Direktoren der Akademie und
der Pinakothek, des Konservators der Denkmäler
der Lombardei etc. sind die einleitenden Schritte zur
Begründung eines photographisch - künstlerischen Archivs
geschehen. Es soll alle Photographien aufnehmen, die
für den Künstler, den Archäologen, den Geschichts-
forscher, Schriftsteller und Verleger Wert haben oder später
gewinnen können. v. Or.

Über die Schreibung Schleisheim . Die übliche Schreib-
art Schieissheim mit dem scharfen oder doppelten »s«
ist sinnlos, wie ja so viele Missbräuche infolge von Un-
wissenheit sich in die moderne Orthographie eingeschlichen
haben. Die älteste Form des Namens ist das schon im
Jahre 775 vorkommende Sliuuesheim, d. h. Heimat des
Sliu, eines altdeutschen Personennamens; eine Genitivform
aber mit zwei »s« geschrieben zu sehen, ist für einen
sprachgeschichtlich gebildeten Menschen unerträglich. Ich
möchte daher die Fachgenossen bitten, die einzig richtige
Schreibweise »Schleisheim anzunehmen. w. Schmidt.

VOM KUNSTMARKT
London. Kürzlich kamen bei Christie wertvolle Kupfer-
stichsammlungen, Gemälde, antike Möbel und verschiedene

[ von Kennern sehr begehrte Erzeugnisse des französischen
Kunstgewerbes aus dem 18. Jahrhundert, zur öffentlichen
Versteigerung. Die besten Preise erhielten nachfolgende
Gegenstände: Ein Kupferstich nach Reynolds, von Barto-
lozzi, darstellend Miss G. Watkin als Anspruchslosigkeit ,
1000 Mark; Lady Elisabeth«, gleichfalls nach Reynolds,
von Bartolozzi, vor der Schrift, in Farben, 1840 M.; »die
Gräfin Harington«, von denselben, in Farben, mit vollem
Rand, 2600 M.; Miss Frances Harris«, von J. Grozer,
bunt, 1600 M. Nach G. Morland: Ländliche Belustigung- ,

! von E. J. Dumee, koloriert, 2100 M.; Die Coquette , von
W. Wardj bunt, 630 M.; Der Besuch bei der Amme«,
600 M.; Morgen und Abend «, von W. Ward, 580 M.;
Die Rückkehr vom Markt , von J. K. Smith, in Farben,
1000 M.; »Die Dorfbewohner , von Ward, koloriert, 700 M.;
»Die Herzogin von Devonshire«, von Bartolozzi, nach
Downman, in Farben, 1200 M.; Miss Fairen «, von Collyer,

I nach J. Doweman, farbig, 1260 M.; Die Erzählung der
Wittwe «, nach j. K. Smith, von W. Ward, 500 M.; « Sommer
und Winter , nach J. Ward, von W. Ward, coloriert, 2520
M.; »Celadon und Celia , nach F. Wheatley, von P.Simon,
530 M.; »Eine Schönheit von St. James«, nach Benwell
von F. Bartolozzi, 800 M. — Von den Oelgemälden sind
hervorzuheben: J. Stark, Landschaft, 3000 M.; G. Stubs,
Waldlandschaft mit Jägern, zwei Pendants, 1770 datier!,

1 18900 M.; A. Soldi: »Die Duncombe Familie , 1741 be-
zeichnet, 4000 M. Unter den Miniaturen und kunstgewerb-
lichen Objekten, Antiquitäten, Reliquien, sowie diversen
anderen Kunstgegenständen waren die bemerkenswertesten
und die hierfür gezahlten Preise wie nachstehend: Ein
paar Miniaturporträts auf Email, von Hurter, den König
Georg III. von England und seine Gemahlin Charlotte
darstellend, 1782 datiert, 800 M.; eine in Stahl kunstvoll
ausgeführte Dose, welche die Stahlarbeiter Birniingham's

j an Nelson geschenkt hatten, mit einer 1792 datierten In-
schrift, 1540 M.; eine von Nelson an Lady Hamilton ge-

j schenkte Dose aus Eichenholz, in Gold gefasst, auf der
die englische Flotte in Linie durch äusserst kunstvolle
Schnitzerei abgebildet ist, enthaltend eine auf den Sieg von
Trafalgar bezügliche Inschrift, 2100 M.; ein Satz von drei
kleineren Meissner Porzellanvasen mit Dekel, Blumenmalerei
und Cupidos, 1320 M., zwei Urbino-Schalen mit Malerei von
Fra Xanto, 1531 datiert und einen Wettstreit zwischen Apollo
Pan und Vulkan darstellend, 1000 M.; ein Louis XVI-
Marguerita-Sekretär, 4000 M.; ein ovaler Louis XVl.-Tisch,
Porzellaneinlagen mit Blumenmalerei, 2000 M.; ein Louis XVl.-
Tisch, in getriebener Goldbronze montiert, 1740 M.; ein
altflämischer Schreibsekretär aus Ebenholz, Schnitzerei von
Cherubs und Masken, 1050 Mark. ,Jt

Paris. Bei der am 30. Januar beendigten Versteige-
rung der Kunstgegenstände und Möbel der Herzogin de
Maille wurden 11. a. für einen reichvergoldeten Bronze-
kandelaber von Gouthiere 30000 Frcs. bezahlt. Ein Lustre
aus Goldbronze erzielte 5000 Frcs., eine Gruppe von Le
Maire aus dem Jahre 1712, zwei kleine Kinder darstellend,
Goldbronze mit Mannoruntersatz, 10000 Frcs. Im ganzen
brachte die Auktion 151098 Frcs. □

New York. Achtundneunzig Ölgemälde des bekannten
amerikanischen Genremalers Henry Mosler, der im Begriff
ist, seine Heimat zu verlassen, um dauernd in Paris seinen
Wohnsitz zu nehmen, sind in diesen Tagen hier versteigert
worden. Die erzielten Preise waren sehr niedrig, sie be-
trugen zusammen 11738 Dollar; durchschnittlich wurden
also kaum 120 Dollar für das Bild bezahlt, überaus wenig,
wenn man bedenkt, in wie hohem Ansehen dieser »ameri-
kanische Vautier bisher gestanden. Am höchsten wurde
] das »Gebet« bezahlt, es erzielte 1800 Dollar. 00
 
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