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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Über das Photographieren von Ölgemälden in öffentlichen Galerien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0188

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359

Bücherschau.— Nekrologe.

360

Gleichzeitig sollte die Direktion sich ein Plattenarchiv
anlegen, um in der Lage zu sein, Duplikate von
Negativen zu veräussern, um überflüssigen Aufnahmen
vorzubeugen, und um ferner Kopien zu niedrigem
Preise verkaufen zu können, wenn die Schutzfrist für
die Aufnahme verstrichen ist. L. K- F-

BÜCHERSCHAU

Singer, H. W. Allgemeines Künstler-Lexikon. Leben und |
Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Dritte, I
umgearbeitete und bis auf die neueste Zeit ergänzte
Auflage (Frankfurt a. M., Litterarische Anstalt, Rütten
& Loening).

Die neue Bearbeitung des Allgemeinen Künstlerlexikons
wurde schon lange als dringendes Bedürfnis empfunden.
Herrn. Alexander Müller, bekannt durch ein Lexikon lebender
Künstler, hatte die jetzt im Erscheinen begriffene Auflage
seit langem vorbereitet; H. W. Singer hat dessen Kollek.
taneen benutzt und seine dankenswerte Arbeit ist gegen,
wärtig bis zum 7. Halbband, mit Scotto endigend, gediehen.
Der Standpunkt, den Müller einnahm, kann man als ver-
ständig billigen, wenn man auch nicht allgemein den
Gründen beipflichten wird, die ihn veranlassten, die Littera-
turangaben so stark einzuschränken, als es bei der neuen
Bearbeitung geschehen ist. Müller hat im wesentlichen
sich referierend verhalten, d. h. gesichtet, geprüft und
wiedergegeben, was er vorfand. Singer dagegen hat
ästhetische Bemerkungen hinzugefügt und sagt selbst dar-
über: »Der ästhetische Standpunkt wird veralten und ver-
neint werden, aber sicherlich nicht viel eher, als neue ar-
chivalische Untersuchungen und Entdeckungen einen grossen
Teil der darin befindlichen historischen Forschung um-
stürzen werden.« Dieser Bemerkung müssen wir uns er-
lauben zu widersprechen. Die ästhetische Wirkung und
die archivalische Forschung bedingen einander nicht. Wie
Parmeggianino oder Mengs auf Mit- und Nachwelt wirken,
was man vor dreissig Jahren von Böcklin, vor zwanzig von
Manet hielt, hat keine historische oder archivalische For-
schung berichtigt. Uns will scheinen, als ob die ästheti-
sche Würze des Lexikons die Lektüre nicht annehmbarer
macht. Die Arbeit, die ein solches Lexikon erfordert, ist
freilich ungeheuer, sie muss mit stets gleichbleibender Ge-
nauigkeit und Unermüdlichkeit fortgesetzt werden; dem
Fleisse und der Geduld, die auf die vorliegenden 1800
Seiten verwendet worden sind, soll der gebührende Dank
nicht vorenthalten werden. Solche Arbeit gleicht der Zu-
rücklegung eines ungeheuren Steppenweges, manchmal
wohl auch einem Ritt durch Gestrüpp, bei dem alle Augen-
blicke der Boden untersucht und Hindernisse beseitigt wer-
den müssen. Es ist kein Wunder, dass der Verfasser bei
dieser eintönigen zeitraubenden Arbeit hier und da ein
ästhetisches Blümchen zu pflücken geneigt war; er fühlte
sich nicht nur als janitor, sondern auch als dominus seiner
lexikalischen Walhalla. Wir glauben jedoch nicht, dass ausser
dem Verfasser sehr viele Benutzer des Werkes sich an
dessen Klassifikationen erfreuen werden. Dazu ist der
Bearbeiter zu sehr Enthusiast, zu sehr von persönlicher
Vorliebe oder Abneigung beherrscht. Es wäre ganz gut,
wenn das Künstlerlexikon die ästhetischen Urteile der
Welt des endenden 19. Jahrhunderts abspiegelte. Das ist
aber nur in sehr bedingtem Masse der Fall; im wesent-
lichen wird man sagen müssen, dass hier die persönlichen
Neigungen des Verfassers mit den objektiven Nachrichten
verquickt worden sind. Um nicht ungerecht zu erscheinen,
und weil, wer dergleichen anmerkt, Belege bringen muss, j
geben wir nun ein paar Beispiele. Bei Allers wird von I

dessen Zeichnungen gesagt: »Sie verraten scharfe Beob-
achtung, sind voll Humor und von trefflicher Charakteristik.
Dagegen wird man ja nichts einwenden; aber man sollte
meinen, dann müsste bei Lenbach ebenfalls scharfe Beob-
achtung und treffliche Charakteristik gerühmt werden.
Das ist aber nicht der Fall; man findet da die Bemerkung:
»Mit beispiellosem Erfolg ist er der Maler der meisten
deutschen Herrscherhäuser, und durch diese Bildnisse . . .
den weitesten Kreisen bekannt geworden. Für alle neuesten
Errungenschaften der Malerei unzugänglich, malt er seine
Bildnisse in einem künstlich dunklen Farbenton« u. s. w.
Wir glauben, man thut Lenbach Unrecht, wenn man ihn
darum tadelt, dass er nicht in Barbizon oder gar in
Batignolles in die Schule gegangen ist; es würde ihm ja
auch nichts genützt haben. Lenbach darf wohl mit Goethe
sagen: Mit keiner Arbeit hab ich geprahlt, und was ich
gemalt hab, hab ich gemalt. Bei L. von Hofmann findet
man folgendes ästhetische Urteil: »Ausgehend von der Be-
obachtung, dass der Himmel gar nicht so blau, das Laub
gar nicht so grün ist, wie nun einmal a priori vom Laien-
auge angenommen wird, hat er zuerst Gemälde geschaffen,
in denen er Lichtbrechungen malt, wie sie dem geübten
Auge erscheinen und nicht mit den paar orthodoxen
Farben, die der verstaubte Atelierkünstler auf seiner dürf-
tigen Palette hat . . .« Nun, das ist sicher nicht sub
specie aeternitatis geurteilt. Wer das Wort a priori ge-
braucht und es nicht nur nachspricht, muss wissen, dass
der Philosoph keinen Himmel kennt, sondern nur ein
Auge, das den Himmel sieht, und dass wir über die
wirkliche Beschaffenheit des Laubes auch von L. von Hof-
mann nicht mehr erfahren, als etwa von den Ruisdaels,
von Corot oder Böcklin. Auch bei dem Artikel Böcklin
machen den sorgsamen Leser einige Epitheta stutzig, z. B.
ist da von der »unschönen« Kreuzabnahme, von dem »ab-
geschmackten« Adam vor dem Paradiese die Rede. Was
soll der, der die Bilder nicht kennt, mit solchen Urteilen
anfangen! In Bezug auf die Form der einzelnen Artike
können wir die Bemerkung nicht unterdrücken, es möchten
die einzelnen Eintragungen (Verfasser schreibt Einträge,
was aber etwas ganz anderes ist), möglichst zu einem
Ganzen verbunden werden, statt dass, wie vielfach bemerk-
bar ist, nur ein Konglomerat von Notizen gegeben wird.
Einen Beleg für diese Bemerkung bildet gerade der Auf-
satz über Böcklin, der wie aus willkürlich zusammenge-
suchten Notizzetteln zusammengeschweisst erscheint. Auch
finden sich häufig sprachliche Härten, die den Ausländer
verraten. — Das Gesagte nun soll den Wert der Arbeit
die Nützlichkeit des Werkes, die Unsumme von Fleiss, die
in ihm verkörpert ist, nicht herabsetzen. Dass einer oder
der andere Benutzer hier und da etwas vermissen
wird, ist ganz natürlich, thut aber ebenfalls dem Werke
keinen Eintrag, es müssten ja täglich neue Eintragungen
hinzukommen. Uns ist aufgefallen, dass z. B. Jules Dillens,
belgischer Bildhauer, fehlt; bei Duquesnoy hätte das Grab-
mal des Erzbischofs Triest in St. Bavo in Gent erwähnt
werden können. Die Bemerkung bei Albert Krüger »geb.
um 1856« ist wohl nur ein Versehen. Er ist nicht um
1856, sondern 1858 in Stettin geboren. R- N.

NEKROLOGE

New York. Hier starb am Sonnabend, den 7. April,
einer der bekanntesten Landschaftsmaler Amerikas, Frederic
E. Church. Sein Werk »Der Niagara-Fall« wurde auf der
Pariser Ausstellung von 1867 mit der Medaille II. Klasse
ausgezeichnet. Church war 1826 in Hartford, Connecticut,
geboren. 00
 
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