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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0190

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363

Vereine.

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in denen mit den einfachsten Mitteln und der ehrlichsten
Kunst die schönste und vollendetste Wirkung erreicht war.
Aber auch hier zeigt er sich in einzelnen Arbeiten als der
Alte, so in dem »Porträt der Frau Dr. M.« und dem der
Frau Direktor St. — Diese Werke sind geradezu meister-
haft in Auffassung und Durchführung, im Ton und in der
Zeichnung. Auch das Bildnis einer jungen Dame im
Mantel mit hochgeschlagenem Kragen ist vorzüglich und
weist dem Künstler einen hohen Rang an. — Otto Greiner
stellt eine Sammlung von etwa 30 Lithographien, Hand-
zeichnungen, Radierungen und Pastellen aus, die in ihm einen
sehr begabten Schüler Max Klinger's erkennen lassen. Er be-
weist in diesen Blättern teils bedeutende Phantasie, teils zeigt
er sich als äusserst tüchtiger Porträtist. Überall offenbart
sich eine kraftvolle Persönlichkeit. — Sehr vielseitig tritt
wieder Paul Höcker-Rom vor uns hin, freilich erscheinen
seine Leistungen sehr ungleich. Vortrefflich sind die
beiden kleinen Bildnisse alter Frauen, der Mutter des
Künstlers und der Herbergsmutter. Beide sind in charak-
teristischer Umgebung dargestellt und überhaupt durch
Feinheit der Charakteristik und eingehende Ausführung
hervorragend. Sehr gut und voll Stimmung sind die beiden
den scheidenden Tag und die anbrechende Nacht verkör-
pernden Mädchengestalten, während dagegen einzelne Ma-
donnenbilder des Künstlers etwas Süssliches haben und
die für ihn bezeichnende Frische fast ganz vermissen
lassen. Meisterschaft in feiner stimmungsvoller Licht- und
Farbenwirkung sind zwei Blicke in Empire's Zimmer. -
Ein anderer schon bekannter Maler, der Antwer-
pener P. J. Diercks, giebt in seinen trefflich abgestimmten,
keck hingestrichenen Interieurs »Alte Schmuggler« und
»Wäscherinnen«, sowie besonders in dem grösseren, »Träu-
merei«, von neuem sprechende Beweise von seiner bedeuten-
den Künstlerschaft. — Eine Reihe schottischer Landschaften
von John R. /?£«/-Marley wirken durch ihre grosse Gleich-
förmigkeit ermüdend; man möchte sogar sagen etwas veraltet,
wenn man die frischen farbenfreudigen Bilder des in Zügel's
Schule gebildeten Eugen U^/jf-München dagegen sieht. Kraft-
voll und von tiefempfundener Stimmung durchweht sind
»Dämmerung«, Birkenwald« und vor allem »Herbstwald«,
während der »Tannenwald« etwas zu schwarz im Ton er-
scheint. Ganz vorzüglich ist auch sein »Kuhstall«,
nicht minder meisterhaft aber die sonnenbestrahlten »Kühe
auf der Weide <, »Pferde in der Schwemme« und »Ziegen
im Wasser« von H. von Hayek-München. Auch dieser
Künstler bewährt sich in »Birken im Moos«, und beson-
ders in dem farbensatten Bilde »Abendsonne« als gut be-
obachtender Landschafter. Ebenso Ch. Welti-Aarburg, der
auch ein reizendes Thierstück, »Junge Pointer« gesandt hat,
in »Bergbuchen im Herbst« und »Novembersonne am Wei-
her«. — Zu den allerbesten Darbietungen gehört aber
zweifellos die Sammelausstellung des Düsseldorfers Hein-
rich Herrmanns. Er zeigt sich in seinen Darstellungen aus
holländischen Häfen, aus Dorf und Wald als ein grosser
Meister durch die Abrundung des Vortrags, durch die
wundervolle Zartheit, Ruhe und Ausgeglichenheit und
dennoch Kraft und Frische des Tones. Hervorgehoben
seien »Waldinneres«, »Scheidende Sonne« und »Auf der
Maas, sowie ganz besonders einige Aquarelle, Kirchen-
interieurs.

Eine hochinteressante Ausstellung also, bei der sich
aber die Frage aufdrängt: wie kommen Carl Zimmermann's>
Wald- und Wildbilder und Hansen's entsetzlich färb-, ge-
schmack- und kunstlose Interieurs hierher, diese Interieurs,
deren Nichts um so auffälliger wirkt, als der »Verfasser«
Menzel'sche Motive aus Friedrichs des Grossen Sanssouci
gewählt hat?! P. w.

Budapest. Im Herbst wird hier im Künstlerhaus eine

von dei Gesellschaft für bildende Künste veranstaltete
Ausstellung von Werken von Karl Lötz stattfinden. Alle
Besitzer Lotz'scher Werke werden gebeten, sie für diesen
Zv/eck zur Verfügung stellen zu wollen, damit möglichst
grosse Vollständigkeit erzielt wird. *„*

Berlin. Zum Vorsitzenden der Jury der Grossen Ber-
liner Kunstausstellung, die am 5. Mai eröffnet werden soll,
ist am 11. April der Präsident der Ausstellungskommission,
Professor Max Koner, gewählt worden. — Von Interesse
ist es, dass Ludwig Dettmann, der im Vorjahr in der Se-
' cession ausgestellt hat, diesmal in der »Grossen Berliner
Kunstausstellung« durch eine Sammelausstellung neuerer
Werke vertreten sein wird. -r-

Berlin. Die Seccssion ernannte zu Ehrenmitgliedern
Böcklin, Leibi und Hildebrand.— Die diesjährige Secessions-
ausstellung wird Sonderausstellungen von Anders Zorn,
Ludwig v. Hofmann Franz Skarbina, Thoma, Uhde und
Hildebrand enthalten. -r-

Berlin. Von Werken hiesiger Bildhauer sind auf der
Pariser Weltausstellung folgende ausgestellt: Reinhold
Begas: Elektrischer Funke, Strousberg's Grabmal, Prome-
theus-Gruppe, Kain und Abel. Werner Begas: Büste von
Martin Wolff. Peter Breuer: Adam und Eva. Adolph
Brütt: Schwerttänzerin. Ludwig Cauer: Telemachos, Durst.
Eberlein: Adam und Eva, Pieta. Reinhold Felderhoff:
i Diana. Ernst Freese: Badendes Mädchen. Nie. Friedrich:
Sandalenbinder. August Gaul: Römische Ziegen, Laufen-
der Strauss. Geyger: Campagnastier. Johannes Götz:
Wasserschöpferin. Ernst Herten Meertyrann. Hosaeus:
Nach dem Kampf. Fritz Klimsch: Tänzerin. Joseph von
Kopf: Büste. Max Kruse: Junge Liebe. Otto Lessing
Büste von Knaus. Ludwig Manzel: Abendlied. Joh. Schicht-
meyer: Gretchen. Walther Schott: Kugelspielerin, Dop-
pelte Kinderbüste. Konstantin Starck: Huldigung. Louis
Tuaillon: Amazone, Bogenschütze. Joseph Uphues: Fried-
rich der Grosse. August Vogel: Rudolf von Habsburg.
Willi Widemann: Kaiser Maximilian. -r-

VEREINE

Berlin. Kunstgeschichtliche Gesellschaft. In der letzten
Sitzung sprach der Graf zu Erbach-Fürstenau über Unter-
italische Malereien des Trecento. Nachdem Neapel zur Zeit
der Normannen und Staufen hinter den andern grossen
Städten Süditaliens, besonders Salerno, Amalfi, Ravello, in
künstlerischer und politischer Bedeutung hatte zurücktreten
müssen, wird es durch die dauernd hier residierenden
Angiovinischen Könige wirklich zum Sammelpunkt der
Kunst, besonders durch Robert den Weisen, der nach dem
Beispiel seiner Vorgänger vor allem toskanische Künstler
beruft. Unter ihm führte Giotto seine später unterge-
gangenen grossen Freskencyklen in S. Chiara, dem Castello
dell' Novo, dem königlichen Palast und der Incoronata,
aus. Auch Sienesische Künstler, vor allem Simone Mar-
tini, und der Meister der noch in Resten erhaltenen Fresken
in S. Maria Donna Regina sind damals in Neapel beschäf-
tigt gewesen, jedenfalls waren es keine einheimischen,
sondern nur toskanische Kräfte, die diese Kunstblüte in
Neapel hervorbrachten. Wichtiger als die wenig bedeu-
tenden Werke der Miniatorenschule, die König Robert ge-
gründet haben soll, ist eine Reihe miniierter Codices, deren
Entstehung in die ersten friedlichen Jahre der anfangs von
Kriegen und Mauren gestörten Regierungszeit Ludwig's von
Tarent, des zweiten Gemahls der berüchtigten Giovanna L,
fällt. Die bekannteste dieser Handschriften ist das Statut
des Ordre der Sait-Esprit (Bibl. nationale, Paris), zwischen
1353 und 1356 entstanden. Eine durchgehende ornamentale
Umrahmung aus Vasen mit Stengeln und Ranken, künst-
lichem Knotenwerk und eingestreuten Vögeln, Putten, Ka-
 
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