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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0031

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45

Sammlungen und Ausstellungen

46

(42. Lief.), die Alexanders des Großen, leider an zwei
verschiedenen Orten (ig. und 48. Lief.), des sogenannten
?°pi°. (20- und 21. Lief.), des Cicero (26. Lief.), des Cäsar
W Lief.), des Augustus (25. Lief.). Sehr oft liegt das
• "^'isame einer Gruppe nicht in der Person, sondern
«n Kostüm oder im Charakter der dargestellten Porträts.

1 verweise beispielsweise auf die weiblichen Hauben-
kopfe der 15. Lieferung, auf die Strategen der 28. und
29-, auf die attischen Kosmeten der 39., die hellenistischen
Herrscher der 10., 11. und 36. Lieferung. Die Serie der
~ u ^na*e£enköpfe, die sozusagen mit einem einzigen Blick
ubersehen werden kann, ladet förmlich ein, sie zeitlich zu
bestimmen und an die jeweilen lebenden Feldherrn zu
verteilen. Noch dankenswerter ist die treffliche Wieder-
gabe und Zusammenstellung der zehn Diadochenköpfe, einer
Kategorie von Bildnissen, deren Indentifizierung bekanntlich
z'i den aktuellsten und interessantesten, obwohl bis jetzt
mit wenig Erfolg gekrönten Aufgaben der antiken Porträt-
kunde gehört. Wieder anderemal wird von einer Gruppe
von literarischen Größen (4., 12 bis 14. Lief.), werden uns
Republikaner des letzten vorchristlichen Jahrhunderts
(46. Lief.)

oder unbekannte Römer des 3. nachchristlichen
(50. Lief.) vorgeführt, von manchen anderen Gesichtspunkten
zu schweigen. — Indes die oben erwähnte Schwierigkeit,
das Werk zu benutzen, wird im Grunde durch diese Zu-
sammenstellungen nur wenig vermindert, weil diese selber
m ziemlich prinziploser Weise auf einander folgen. Ein
bequemes Nachschlagen und Vergleichen wird erst mit
Hilfe der Schlußregister möglich werden, oder die Heraus-
geber müßten sich dazu verstehen, was allerdings im
höchsten Grade erwünscht wäre, schon jetzt, wie bei den
»Denkmälern« ein provisorisches Verzeichnis erscheinen
zu lassen.

Der beigegebene, ausschließlich von Arndt redigierte
Text ist allmählich etwas einläßlicher und ausführlicher ge-
worden. Er enthält nicht mehr bloß die tatsächlichen
Angaben über Herkunft, Aufbewahrungsort und Erhaltung,
sondern spricht sich meist auch über Stil und Entstehungs-
zeit aus, eventuell über die Möglichkeit einer Deutung,
und wo Gruppen gegeben sind, über das Verhältnis der
einzelnen Darstellungen zueinander. Nicht selten werden
kunstgeschichtliche und ikonographische, kostümliche und
technische Fragen, wenigstens nach ihren Hauptgesichts-
punkten, erörtert, um die entprechenden Schlüsse für dieses
oder jenes Bildnis daraus zu ziehen. So finden sich z. B.
kunslgeschichtliche Exkurse bei den Hermen des Bias und
des Periander (38. Lief.), die Arndt auf Lysippos, bei dem
Neapler sogenannten Lykurg und seinen Verwandten (7. und
45- Lief.), die er auf Demetrios von Alopeke zurückzu-
führen geneigt ist; ikonographische bei den sogenannten
Sapphoköpfen (15. Lief.), bei Alexander (19. Lief.), bei
Karneades (Taf. 505), bei dem sogenannten älteren Drusus
mit dem Fellhelm (Seleukos? Taf. 497). Man kann natür-
lich über manches verschiedener Meinung sein. Die Deu-
tungen der Pariser Büste (Tafel 103) auf Antiochos III, des
Kopenhagener Kopfes mit dem Löwenhelm (Tafel 575) auf
Alexander, des ebenda befindlichen (Tafel 245) auf Augustus
sind meine Erachtens weder sicher noch wahrscheinlich; die
Rückdatierung der albanischen Diogenesstatuette (Tafel 321)
'ns 4- Jahrhundert schwerlich zulässig; die Vermutung,
die sogenannten Scipioköpfe seien freie Erfindung, steht
niit allem, was wir von römischer Kunst wissen, in grellem
Widerspruch. Aber im ganzen wird man dem Verfasser
ein gesundes, wohlerwogenes, auf großer Materialkenntnis
uhendes Urteil nicht absprechen dürfen. Ich kann ihm
imnien, wenn er die Zurückführungen der einzelnen

nurbeist

. -----..in.il, wenn er uie z.ui uiKiuni ungeii uci ciiiz-cuicn

«lexanderbildnisse

auf bestimmte Künstlerindividualitäten

r oder weniger für Phantasiegebilde erklärt (zu Taf.487),

wenn er die bisherigen Deutungen der stehenden Bronze-
statue im Thermenmuseum (Taf. 358), die des attenischen
»Christuskopfes« (Taf. 301), des Kopenhagener Pyrrhos
(Taf. 339), des vatikanischen Ennius (Taf. 449) als falsch
oder unbegründet zurückweist, wenn er die kapitolinische
Bronzebüste des sogenannten L. Brutus (Taf. 445) wieder
den Römern vindiziert; um aus der Masse des Stoffes nur
wieder zu erwähnen, was mir gerade gegenwärtig ist.

Aber auch abgesehen vom Text ist das Werk für die
Geschichte und die Erkenntnis des antiken Porträts eine
fortan nicht zu umgehende, unerschöpfliche Fundgrube,
man könnte fast sagen, nicht bloß in dem, was es gibt,
sondern auch in dem, was es nicht gibt. Bekanntlich
besitzen wir, wie von den römischen Kaisern, so von den
Nachfolgern Alexanders eine fortlaufende, nur wenige
Lücken aufweisende Serie von Münzbildnissen, welche es
dort erlaubt haben, hunderte von Marniorbüsten zu iden-
tifizieren, während hier die Ausbeute kaum nennenswert
war. Es könnte daher leicht die Hoffnung entstehen, daß,
wenn einmal die monumentalen Denkmäler in größerer
Vollständigkeit und Übersicht vorlägen, auch bei den
Diadochen ein höherer Prozentsatz von Identifikationen
sich einstellen würde. Nun geht aber schon aus dem
bisher Veröffentlichten genugsam hervor, daß diese Hoff-
nung schwerlich erfüllt wird, indem nur ein verhältnis-
mäßig kleiner Teil derartiger Bildnisse erhalten ist, ein
sehr kleiner jedenfalls von solchen, die auf ihre lebendigen
Vorbilder zurückgeführt werden können. — Zu den unaus-
gesprochenen positiven Ergebnissen dagegen dürfte es ge-
hören, daß die römische Porträtkunst, so sehr sie in der
ethischen Auffassung hinter der griechischen zurücksteht,
doch eine ganz bedeutende Stelle in der antiken Kunst-
geschichte einnimmt, und daß ihr in den Bearbeitungen
derselben wohl ein größerer Raum überlassen und eine
einläßlichere Würdigung zu teil werden sollte, als es ge-
wöhnlich der Fall ist. Nichts wird ihre Vortrefflichkeit
besser ins Licht setzen, als wenn einmal alle diese lebens-
vollen Bildnisse von den frühesten Republikanern an bis
zu den Römern des 3. Jahrhunderts, zu denen noch Köpfe
wie der des fetten Alten im kapitolinischen Taubensaal
(Taf. 551) gehören, in eine historische Folge geordnet dem
Beschauer entgegentreten, Zeugnisse einer vierhundert-
jährigen Meisterschaft.

Von den Museen sind, soviel ich sehe, einstweilen
am meisten berücksichtigt die von Berlin, München, Rom,
Neapel, Ny-Carlsberg in Kopenhagen, auch die Uffizien
in Florenz, der Prado in Madrid und neuerdings Athen;
weniger Oberitalien, der Louvre und das britische Museum.
Die englischen Privatsamtnlungen sind bis jetzt leer aus-
gegangen; Boston und Konstantinopel sollen in Vorbereitung
sein. Indes all die genannten Orte enthalten des Guten
noch gar vieles. Rom ist in dieser Beziehung geradezu
unerschöpflich. Dazu kommen die fortwährend neuen
Funde auf kleinasiatischem und nordafrikanischem Boden,
eine Überfülle von Material, die noch auf Jahre hinaus
die Arbeitskraft und den Mut der Herausgeber in Anspruch
nehmen wird. Hoffen wir, daß es ihnen in absehbarer
Zeit gelingen möge, das Werk zu Ende zu führen.

/• /• B.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Im Berliner Kunstgewerbemuseum ist augenblick-
lich eine sehr belehrende und glänzende Ausstellung der
Gewebesammlung veranstaltet. Bekanntlich genießt diese
Abteilung des Museums Weltruf.

Die Berliner Sezession eröffnet am 6. November
eine Winterausstellung für Zeichnung und Graphik. Nach-
dem, was wir bisher darüber gehört haben, scheint sie
 
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