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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0094

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171

Denkmalpflege — Wettbewerbe

172

DENKMALPFLEGE

Zur Denkmalpflege in Italien. Im Anschluß an
W. Bodes jüngst in diesem Blatte erschienene Ausführungen
über Denkmalpflege in Italien dürfte es am Platze sein,
auf eine Reihe kurz hintereinander erschienener Publika-
tionen hinzuweisen, die doch immerhin beweisen, daß es
den Italienern neuerdings sehr ernst ist mit einer gewissen-
haften Verwaltung ihres reichen »Patrimonio artistico«.
Schon im Jahre 1902 erschien im Auftrag des Unterrichts-
ministeriums ein Verzeichnis sämtlicher Monumentalbauten
in Italien (Elenco degli edifizi monumentali in Italia.
Roma 1902.), welches in zehn Uffizi regionali eingeteilt
ist, an deren Spitze ein Verwaltungsrat steht »per la con-
servazione dei monumenü«. Die Einteilung nach Provinzen
ist diese: I. Piemonte Liguria, II. Lombardia, III. Veneto,
IV. Emilia, V. Toscana, VI. Marche, Umbria, Teramo,
VII. Roma, Aquila, Chieti, VIII. Provincie meridionali,
IX. Sicilia, X. Sardegna. Eine besondere Aufsichtsbehörde
wurde überdies im Jahre 1897 für Ravenna eingerichtet.
Innerhalb dieser Regionen sind die Städte alphabetisch
eingeordnet mit Angabe ihrer antiken und modernen
Monumente und kurzen Daten über ihre mutmaßliche
oder sichere Entstehungszeit. Der Wert eines solchen
umfangreichen Inventars ist ohne weiteres einzusehen;
es bildet die Grundlage für weitere, detailliertere Inven-
tarisationen in den einzelnen Bezirken. Diese sind nun
auch tatsächlich bereits in Angriff genommen oder schon
erschienen. Adolfo Avenas großes Werk über die Monu-
mente Süditaliens ist hier schon früher kurz besprochen
worden; daran schließt sich nun heute Giuseppe Sacconis
»Relazione dell' Ufficio regionale per la conservazione dei
monumenti delle marche e dell Umbria« und ferner »Giulio
Deangelis, Relazione dei Iavori eseguti dall' Ufficio Tech-
nico per la conservazione dei monumenti di Roma e
Provincia e delle Provincie di Aquila e Chieti. Beide sehr
ausführliche Berichterstattungen, die mit zahlreichen Ab-
bildungen meist weniger bekannter Monumente und Denk-
mäler ausgestattet sind, erschienen im Jahre 1903, die erste
in Perugia, die zweite in Rom. Die Rechnungsablage, die
Sacconi, der ausgezeichnete Direktor des Ufficio Regionale
für Umbrien, seinem Buche vorausschickt, enthält mancherlei
wissenswerte Einzelheiten und bezeugt eine gründliche
Sachkenntnis und eine warme patriotische Wertschätzung
der seiner Fürsorge anvertrauten herrlichen Denkmäler
Umbriens und der Marken. Im Zeitraum von zehn Jahren
wurden mit einem Kostenaufwand von mehr als 23000 Lire
Freskenzyklen, Tafelgemälde, Intarsien 11. s. w. restauriert;
die Summe von 556070 Lire verschlangen Restaurationen
am Dom von Orvieto, der Consolazione von Todi, Kloster
und Kirche von S. Francesco in Assisi, des Domes von
Spoleto und zahlreicher anderer weniger bekannter Monu-
mente. Der Kostenaufwand wurde zur Hälfte etwa vom
Unterrichtsministerium, zur Hälfte von den kirchlichen
Administrationen und den städtischen Behörden bestritten.
Außerdem läßt Sacconi in den sechs Distrikten seines
Departements — Perugia, Ancona, Ascoli Piceno, Macerata,
Pesaro-Urbino und Teramo — genaue Kataloge sämtlicher
Denkmäler anfertigen, von denen sich ein Teil bereits der
Vollendung nähert. Es ist in Aussicht genommen, diese
überaus wertvollen Inventare nacheinander dem Druck zu
übergeben. Auch über die Art, in welcher Sacconi seine
umfassende und verantwortungsvolle Tätigkeit geführt hat,
legt er eingehend Rechenschaft ab: Grundrisse, Pläne,
Aufnahmen vor und nach der Restauration bestätigen die
Uberzeugung, die man aus dem Text gewinnt, daß überall
das Beste gewollt und und auch wohl in den meisten
Fällen erreicht worden ist.

Das Buch von Giulio Deangelis ist nach ähnlicher
Methode abgefaßt, wie das von Sacconi; die Arbeit ver-
langte hier aber der vielen restaurationsbedürftigen antiken
Monumente wegen noch umfassendere Kenntnisse und
größere technische Erfahrung. Die letztere hat dem Ver-
fasser sicherlich nicht gefehlt; was Darstellungsmethode
und Kriterium anlangt, bleibt er hinter Sacconi zurück.
So schreibt er z. B. die reiche holzgeschnitzte Tür von
San Vitale — ein schönes Werk des Seicento — der
Zeit Sixtus' IV. zu! Das Buch von Deangelis umfaßt
drei Abschnitte. Der erste behandelt die Restauration
der Monumente der Stadt und Campagna Roms, der
zweite die der »Provincia di Roma« (Alatri, Anagni,
Castel Gandolfo, Corneto Tarquinia, Grottaferrata, Subiaco,
Tivoli, Toscanella, Viterbo u. s. w.), der dritte die der
Provinzen von Aquila und Chieti. Auch dieser Band ist
reich mit Plänen und Abbildungen meist nach für den
Zweck gemachten Aufnahmen ausgestattet und enthält
mancherlei Unediertes und kaum oder wenig Bekanntes.
So werden aus Rom die umbrischen Fresken des Quattro-
cento in SS. Simone e Guida, das Soffitto von San
Sebastiano, Pietro Cavallinis Jüngstes Gericht in Santa
Cecilia, Einzelheiten des prachtvollen Chorgestühls von
Sant' Eusebio beigebracht, aus Corneto Plan und Aufnahmen
des Palastes Vitelleschi, aus Viterbo des Palastes und der
Loggia papale und anderes mehr.

Der Aufschwung, den die Denkmalpflege in den
letzten Jahren in Italien genommen hat, ist wohl vor
allem dem Eifer und der Einsicht Carlo Fiorillis zu
danken, der selbst schon im Jahre 1901 in einer besonderen
Schrift (L'amministrazione della antichitä e belle arti in
Italia. Roma 1901) über seine Verwaltung der Kunst-
schätze Italiens Rechenschaft ablegte und den Wünschen
und Zielen Ausdruck gab, die jetzt schon zum Teil ver-
wirklicht worden sind. e. st.

Das Rathaus zu Löwenberg (Schlesien), ein künst-
lerisch bedeutender Bau des 15. und 16. Jahrhunderts, soll
aus seiner zerstörenden Umbauung und inneren Zer-
stückelung befreit werden. Das schöne Bauwerk ist aus
Mißverstand im Laufe der Zeiten so verbaut und ver-
nachlässigt worden, daß es als Rathaus schon längst nicht
mehr nutzbar zu machen war. Es soll nun wieder-
hergestellt und seiner Bestimmung zurückgegeben werden.

WETTBEWERBE
Die Veränderung des Theaterplatzes in Dresden

war der Gegenstand eines Wettbewerbs, den der Rat zu
Dresden ausgeschrieben hatte. Die Preisträger haben wir
schon mitgeteilt. Die notwendige Veränderung des Platzes
stellt im Zusammenhange mit der Veränderung der be-
rühmten uralten Augustusbrücke, die leider unumgänglich
ist wegen der großen Schwierigkeiten, die die engen Bogen
dem Schiffahrtsverkehr bereiten. Die Brücke soll verbreitert,
die Bogen müssen weiter gespannt werden. Gleichzeitig
will man die Fahrstraße am Terrassenufer weiter durch
den letzten Altstädter Brückenbogen bis zum Hotel Bellevue
und dort nach dem Theaterplatz einporführen. Das be-
kannte Helbigsche Etablissement kann dabei nicht in seinem
gegenwärtigen Bestände erhalten bleiben. Gleichzeitig aber
macht sich eine Verlegung der Schinkelschen Hauplwache
nötig, die an ihrer gegenwärtigen Stelle den Verkehr beengt.
So ergibt sich die Aufgabe, den Dresdener Theaterplatz
auf Grund dieser praktischen Voraussetzungen umzuge-
stalten. Vom ästhetischen Standpunkt aber erscheint es
notwendig, den berühmten Blick von der Augustusbrücke
auf die katholische Hofkirche und den Theaterplatz beizu-
behalten; das weltbekannte Dresdener Stadtbild soll nach
Möglichkeit bleiben wie es ist. Die meisten Architekten
 
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