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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Nekrologe — Ausgrabungen und Funde

124

allerneueste Zeit nachgetragen. Von neuen Abbildungen
seien außer den schon genannten zunächst die Tafeln
Bibliotheksgebäude (insbesondere amerikanische und eng-
lische) und Börsengebäude zu nennen. Beim Buchschmuck
sind zwei neue Tafeln mit Proben moderner Buchkunst
hinzugekommen. Vielen werden auch die gut ausgewählten
zwei Tafeln »Bücherzeichen« sehr willkommen sein, und
nicht minder die Porträttafeln (Bismarck, berühmte Chemiker).
Schließlich sei noch der recht geschmackvolle neue Ein-
band des Werkes rühmend erwähnt. So finden wir über-
all glänzende Proben der Umsicht und Rührigkeit des
Verlages und können diese neue Auflage mit bestem
Gewissen empfehlen — wenn dies überhaupt bei einem
Werke nötig ist, das schon so gewaltige Erfolge aufzu-
weisen hat. Gensei.

Karlsruher Kunst. Die neue (zehnte) Mappe des
Karlsruher Radiervereins enthält, wie alljährlich, fast durch-
weg Beiträge des »Karlsruher Künstlerbunds«. Von Nicht-
Bundesmitgliedern ist diesmal nur Hans Thoma vertreten
mit einer in der Einfachheit der aufgewandten Mittel an-
sprechenden und charakteristischen Landschaft. Ein sehr
interessantes figürliches Blatt »Der Bettler« hat Haueisen
geliefert: durchaus malerisch empfunden in der Licht- und
Schattenbehandlung und von großer Persönlichkeit und
Unmittelbarkeit der Auffassung und des Vortrags. Neu
eingeführt hat sich Bühler mit einer symbolistischen, aber
in Anlage und Ausführuug noch sehr unreifen Komposition
»Schweben«. Im übrigen herrscht, wie in der künstlerischen
Tätigkeit des Bundes überhaupt, das Landschaftliche vor:
Conz, Daur, Volkmann u. s. w. haben sich mit Blättern
beteiligt, die für Art und Ziele ihres künstlerischen Schaffens
mehr oder minder charakteristisch sind, im übrigen
nichts wesentlich Neues bringen. Volkmann hätte sein
Blatt »In den Feldern« vor einer sorgfältigeren Durch-
arbeitung der obern Partien nicht aus der Hand geben
sollen. Eine solche Wolkenbehandlung steht nicht auf der
Höhe seines landschaftlichen Könnens. — Der Karlsruher
Künstlerbund hat sich bekanntlich gleich bei seiner Grün-
dung, namentlich unter Kalckreuths Initiative, einer popula-
risierenden Richtung der Kunstpflege überhaupt mit be-
sonderem Eifer angenommen. Seine Verdienste um die
künstlerische Hebung des Originalsteindrucks sind allbekannt.
Die Blätter, die aus der Druckerei des Bundes hervorgehen,
gehören noch immerzu dem Bedeutendsten, was diese unter
dem Einfluß derartiger moderner Bestrebungen im eigent-
lichen Sinne neugeschaffene Gattung vervielfältigender
Künste hervorgebracht hat. Eine andere Frage ist freilich,
ob das einseitige Aufgehen in diesen Interessen für die
Malerei als solche von Vorteil ist. In der Bescheidenheit
der künstlerischen Absichten, wie sie durch die Beschränkt-
heit der Ausdrucksmittel bedingt ist, liegt die Stärke, aber
auch die Grenze der Lithographie. Um so größer ist die
Gefahr, daß auch der Maler sich dadurch in eine etwas
einseitige allzu enge Richtung seiner Kunst hineintreiben
läßt. Bei vielen der Mitglieder des Bundes hat man das
Gefühl, daß auch ihre Bilder zu »lithographisch« wirken.
So ist selbst bei einem Künstler von der koloristischen
Feinheit und der stilvollen Größe der Auffassung wie
Gustav Kampmann die Einfachheit mit der Zeit doch etwas
leer, allzu flächenhaft geworden. Die Kollektion, die er
neuerdings im Kunstverein ausgestellt hat, repräsentiert ihn
freilich recht ungünstig. Was er sonst nicht ist, das ist er
hier: nüchtern, fast hart im Ton und kleinlich in der Auf-
fassung. Dagegen ist Karl Biese, dessen Kunstweise mit
der Kampmanns sehr viel Verwandtes hat, diesmal wieder
gut vertreten mit dämmerigen Schneelandschaften von tiefer
und doch zarter Stimmung und weitgehender Reduzierung
der Darstellung auf das wesentlichste der großen Tonwerte.

Auch Schönleber, in letzter Zeit ein ziemlich seltener Gast
des Kunstvereins, ist nach langer Pause wieder einmal
mit einer großen Kollektion aufgetreten — meistens Ar-
beiten dieses Sommers, also charakteristisch für die jetzige
Epoche seiner Entwickelung. Seine Naturdarstellungen
gruppieren sich gegenwärtig nach zwei Hauptrichtungen:
Marinen von der belgischen Küste, verhältnismäßig einfach
im Aufbau, und kleine Landschaften, mit erzählender Freude
an reichdetailliertem Motiv durchgezeichnet. Die Anregungen
zu den letzteren hat er sich meist aus Stadt und Land
seiner an malerischen Motiven so reichen Heimat Schwaben
oder aus alten Nestern Flanderns geholt. In beiden Fällen
aber bleibt er der bewundernswerte Meister des Details,
eines für die zartesten Nuancen empfindlichen und doch
kraftvollen Tongefühls und eines ebenso duftigen wie
sorgfältigen Vortrags. Auch Hans Thoma hat sich seit
seiner Übersiedelung von Frankfurt nach Karlsruhe wieder
mehr dem alten Boden seiner Heimat genähert. Er hat
in diesem Sommer die Gegend von Schönau am Feldberg
durchstreift, aus Natur und Menschenleben in seiner stillen
und tiefen Art Eindrücke gesammelt. Zwei neuentstandene
Landschaften, die er zugleich mit wohl schon früher kon-
zipierten aber erst in letzter Zeit vollendeten figürlichen
Kompositionen ausgestellt hat, zeigen, wie sich bei ihm
Figur und Landschaften gegenwärtig nach zwei Richtungen
trennen; seine Landschaften sind realistischer, unmittelbarer
durch das Objekt bedingt, seine Figurenbilder stammen
aus der dämmerigeren Sphäre einer mehr innerlich geschauten

Idealwelt.. AT. Widmer.

NEKROLOGE

Aus Lübeck kam am 20. November die Nachricht von
dem Hinscheiden des bekannten Kunstgelehrten Dr. jur.
Theodor Gaedertz im fast vollendeten 88. Lebensjahre.
Die kunstwissenschaftliche Literatur bereicherte er mit den
Werken: Adrian von Ostade (1869), Hans Holbein d. j.
und seine Madonna des Bürgerm. Meyer (1872), Rubens
und die Rubensfeier in Antwerpen (1878), Hans Memling
und dessen Altar zu Lübeck (1883, illustriert 1889), Rats-
herr Friedenshagen und der von ihm gestiftete Hochaltar
in der Marienkirche zu Lübeck (1885), Altarschrein des
vormaligen Siechenhauses in Schwartau (1886), der St. Olav-
altar in der Marienkirche zu Lübeck (1888), Kunststreif-
züge (1889), die große nordische Kunstausstellung in Lübeck
1895, Joh. Kemmer, der Meister des Olavaltars in der
Marienkirche zu Lübeck (1901).

Am 5. November starb in Dresden der Porträt- und
Historienmaler Professor Robert Krauße. Er war 1834
zu Weimar geboren, war Schüler der Leipziger Kunst-
akademie und des Historienmalers Gustav Jäger, lebte seit
1858 in München und ließ sich später in Dresden nieder,
wo er sich durch seine Porträts, Genrebilder und Land-
schaften einen Namen machte.

Der Miniaturmaler Konrad Probst, ein geborener
Nürnberger, ist am 18. November im 76. Lebensjahre ge-
storben.

Der Historienmaler Wilhelm Peters ist am 14. No-
vember im 86. Lebensjahre in Berlin gestorben.

Am 5. November starb der Dresdener Landschaftsmaler
Oskar von Alvensleben. Er war in den letzten Jahren
künstlerisch nicht mehr tätig, nahm aber lebhaftes Interesse
an allen künstlerischen Angelegenheiten und hinterläßt eine
umfängliche Sammlung von Werken der Kleinkunst.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Ein Cuyp entdeckt? Einer Nachricht der »Vossi-
schen Zeitung« zufolge soll in dem schottischen Dorfe
Monikie ein treffliches Gemälde des Holländers Cuyp im
 
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