Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Mantegna und sein neuester Biograph
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
131

Mantegna und sein neuester Biograph

132

tritt, er empfängt eine tiefwirkende Anregung zur un-
mittelbaren, selbständigen und unbefangenen Naturbeobach-
tung und zu freiem und charakteristischen Ausdruck von
Donatello, und findet in seinem Streben nach gründlicher
Ausbildung seiner malerischen Technik, nach Erkenntnis
der Mittel einer naturwahren Darstellungsweise einen er-
fahrenen Führer in Jacopo Bellini«.

Mantegna tritt uns, noch ein kaum gereifter Jüngling,
bereits mit seiner berühmtesten Leistung entgegen, mit

hältnis zueinander er ausführlich bespricht. Allen voran
stellt er als frühestes Werk die mit Unrecht oft ange-
zweifelte Madonna der Berliner Galerie, die in der Ein-
rahmung die Engel mit den Marterinstrumenten hat; dann
eine zweite Madonna in Berliner Besitz, bei Herrn J. Simon,
die in Reliefs von Donatello ihr getreues Vorbild hat, und
ein paar etwas spätere kleinere Madonnen in Bergamo und
Mailand (Poldi-Galerie); als frühes Hauptwerk den Lukas-
altar der Brera, der 1453/54 ausgeführt wurde, gleichzeitig

HL. FAMILIE VON MANTEGNA IN DER SAMMLUNG E. WEBER IN HAMBURG

den Fresken in der Eremitanikapelle zu Padua. Der Ver-
fasser führt aus, daß Squarcione bei der Dekoration dieser
Kapelle nur als Unternehmer beteiligt war, daß aber der
Entwurf von allen Fresken auf seinen Adoptivsohn Man-
tegna zurückgeht, selbst von denen des Ansuino, Bono
und Pizzolo. Bei der Himmelfahrt des letzteren weist er
Mantegna die Gruppe der Apostel auch in der Ausfüh-
rung zu.

In die Zeit der Arbeit an diesen Fresken (etwa zwischen
1448 und 1455) und in die folgenden Jahre setzt der Ver-
fasser eine Reihe Tafelbilder, deren Bedeutung und Ver-

1454 die hl. Euphemia im Museum zu Neapel und einen
h. Sebastian in Aigueperse; als figurenreichere Kompositionen
die Darstellung im Tempel in Berlin1) und die etwas spätere

1) Die beiden auf diesem Bilde bescheiden im Hinter-
grunde angebrachten Personen, die mit der Handlung nichts
zu tun haben, sind mir immer wie die Bildnisse des
Künstlers und seiner Gattin erschienen. Mit dem Alter
des jungen Paares und mit den bekannten Zügen des
Künstlers läßt sich eine solche Vermutung wohl zusammen-
reimen.
 
Annotationen