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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Hevesi, Ludwig: Eine Klimt-Ausstellung: (Wiener Sezession)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0077

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137

Bücherschau — Nekrologe —

Personalien — Ausstellungen

l38

Man wird da wohl im Modernen Museum, wenn es erst
wirklich gebaut ist, einen Klimt-Saal einrichten, dessen
Wände diese Bilder bedecken werden. Dem Künstler ist
freilich auch das nicht recht; um Wände zu schmücken,
hätte er doch lieber etwas nach seinem eigenen Sinn ge-
macht, ohne fakultätische Schlagwörter. Die übrigen neuen
Bilder Klimts sind teils Landschaften, teils weibliche
Bildnisse, wie man sie von ihm schon kennt, die er aber
unendlich zu variieren weiß. Eines der Damenporträts
erregt allgemeines Entzücken. Ein hohes schmales Bild,
mit einer zarten schlanken Blondine in weißer Spitzen-
toilette, an der vorn vier hellviolette Seidenbänder sich
mit zierlicher Pikanterie niederschlängeln. Ganz apart und
doch aus dem Leben, wie es ist, genommen. Unter den
Landschaften ist eines seiner hellgrünen Atterseebilder,
mit einem dichtbelaubten dunkelgrünen Eiland im Hinter-
grunde, besonders anziehend. So viel einstweilen; es
wird sich ja wohl noch Gelegenheit bieten, allerlei über
Klimt im Zusammenhange zu sagen.
Wien, 28. November. ludwig hevesi.

BÜCHERSCHAU

Eine »Bibliographie der Kunstgeschichte« ist seit
langem der gemeinsame Wunsch Aller. Mit der Publikation
Artur L. Jellineks (Berlin, B. Behrs Verlag, 1902) ist er er-
erfüllt und nun sollte Unterstützung von allen Seiten dafür
sorgen, daß ein so wertvoller Behelf erhalten bleibt und
durchgebildet werden kann, wie er dessen noch bedarf.

Alle bisherigen Ansätze zu ähnlicher Arbeit bedeuten
gegenüber Jellineks Bibliographie nichts, trotz der großen
Mängel, die dieser noch anhaften mögen. Denn was nützt
ein Katalog der kunsthistorischen, kunstkritischen, ästhe-
tischen u. s. w. Erscheinungen, auf den man zwölf Monate
warten muß, gerade lange genug, um Anregungen veralten,
lebhaften Austausch von Erwiderungen unmöglich werden
zu lassen. Die idyllischen Zeiten, da die Kunstgeschichte
einem gemütlichen Kartenspiel in geschlossener Gesellchaft
glich, sind wohl doch vorüber. Anderweit muß auch das
Tempo etwas lebhafter werden. Bibliographien, die jähr-
lich einmal im spezialistischesten aller spezialistischen
Organe erscheinen, mögen sehr gut und brav und mit
großem Fleiß gearbeitet sein, aber man wünscht heute
über einen Aufsatz, der im Februar gedruckt wird, spätestens
im März, nicht zu Weihnachten unterrichtet zu werden.

Die Mängel der Jellinekschen Publikation, an deren
Beseitigung allerseits mitgearbeitet werden sollte, sind vor-
läufig freilich noch groß. Man vermißt einen eigentlich
vertikalen Gesichtspunkt, der schon bei der Zusammen-
stellung des Materials mitspräche. Vollkommenste Lücken-
losigkeit ist, wie ich glaube, nur äußerlich und nicht
wesentlich das Ideal eines solchen Katalogs. Es läuft so
viel nebenher, das wissenschaftlich und schriftstellerisch
nur Wiederholung und später Abklatsch ist, daß davon
vieles ohne Schaden fehlen kann.

Es bedarf im übrigen keines Wortes darüber, daß
Wahllosigkeit, die das Sondern dem Urteil des einzelnen
überläßt, immer noch besser ist als »reine Wissenschaftlich-
keit« die glaubt, sich bei nichts aufhalten zu müssen, was
irgendwie populären oder feuilletonistischen Charakter in
Form oder Inhalt hat.

Änderungen der Einteilung, Trennung von fest Ver-
einigtem, Zusammenfassungen an mehreren Stellen sind
notwendig und werden gewiß nicht nur frommer Wunsch
bleiben, da der Verfasser als Bibliograph sein eigenes
theoretisches Interesse an solcher Fundbildung hat. Vor
allem sollte, und das müßte eines der nächsten Ziele sein,
die Bibliographie ein möglichst klares Bild davon geben,
was jederzeit im Mittelpunkt des Interesses steht, wohin

sich dieses wendet oder zu wenden scheint. Nicht nur
das nach Nach- und Nebeneinader der Publikationen, vor
allem auch die Kausalität unter ihnen müßte zum Vor-
schein kommen. f. Woiff.

NEKROLOGE
Robert Beyschlag, der bekannte Münchener Genre-
maler, ist dort im Alter von 65 Jahren gestorben. Er war
am 1. Juli 1838 in Nördlingen geboren und erhielt in
München seine Ausbildung. Seine glatten, einschmeichelnden
Frauenköpfe haben einst beim großen Publikum Furore
gemacht.

Theodor Graf in Wien, der bekannte Besitzer der
Sammlung von Mumienporträts, ist gestorben.

Der Bildhauer und Maler Alexander Wahl ist am
2. Dezember in München gestorben.

PERSONALIEN

Die deutsche Kolonie in Rom hat kürzlich den 80.
Geburtstag Heinrich Gerhards, des Seniors der dortigen
deutschen Künstlerschaft, gefeiert. Gerhard kam schon
1844 nach Rom und hat noch J. Chr. Reinhard, Overbeck
und Kornelius gekannt.

Nachdem sich die Breslauer Kunstschule vor kurzem
den trefflichen Ignazius Taschner aus München fortgeholt
hatte, ist nun auch der talentvolle Hans Roßmann, dessen
markige Zeichnungen den Lesern der »Jugend« wohlbekannt
sind, an die Breslauer Schule berufen worden.

Der Streit in der Münchener Sezession, der wie
letzthin mitgeteilt, dazu geführt hat, daß der Vorstand sein
Amt niedergelegte, ist wieder geschlichtet worden, in-
dem alle Vorstandsmitglieder wiedergewählt worden sind.

Nicht der Berliner Hans Hermann (wie in Nr. 6 der
Kunstchronik gemeldet), sondern der Düsseldorfer Maler
Heinrich Hermanns erhielt auf der Amsterdamer inter-
nationalen Ausstellung die goldene Medaille.

AUSSTELLUNGEN
Eine sehr wichtige Veranstaltung steht uns für das
nächste Jahr auf der Düsseldorfer internationalen Kunst-
ausstellung bevor. Es soll nämlich dort das ganze Werk
Adolf Menzels, soweit es irgendwie erreichbar ist, zur
Schau gestellt werden. Wenn es gelingen würde, diesen
Plan auch nur annähernd zu verwirklichen, so würde die
Ausstellung jedenfalls einen Anziehungspunkt sonder-
gleichen bieten, und wir freuen uns schon heute des
Momentes, wo es dem Altmeister selbst vergönnt sein wird,
am Ende seines Lebens die gewaltige Masse seiner Schöp-
fungen noch einmal Revue passieren zu lassen. Erstaun-
lich ist übrigens, welch seltenes Gedächtnis er für jedes
einzelne seiner Bilder hat. Im Gespräch mag man auf
welches kleinste Werk seiner Hand auch immer kommen,
sofort weiß er das Jahr des Entstehens und erzählt in
seiner eigentümlich novellistischen Art den Vorgang, der
dazu geführt. Dies geht so weit, daß, als wir ihm neulich
von einer Pastellskizze, die er vor fast sechzig Jahren ge-
macht hat und die jetzt im Kunsthandel zum Vorschein
gekommen ist, sprachen, er augenblicklich die Stelle in
Berlin angeben konnte, wo das Blatt entstanden ist. Hier
sei gleich berichtet, daß bei einem Berliner Antiquar jetzt
ein vergessenes Werk Menzels wieder auftaucht. Dies
ist ein Kinderbuch: »Der kleine Gesellschafter für freund-
liche Knaben und Mädchen von fünf bis zehn Jahren« von
Emilie Feige (Berlin 1836, Verlag von George Gropius).
Das Büchlein besteht aus dreißig moralisierenden Ge-
dichten, zu denen Menzel je ein Kopfstück mit der Feder
auf den Stein gezeichnet hat. — Der Meister hat in diesen
Tagen seinen 88. Geburtstag gefeiert und zwar in bester
 
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