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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Florentiner Neuigkeiten
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0084

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itjl Sammlungen — Archäologisches 152

Tribuna der Uffizien zu finden ist? Oder daß nahe dem
Eingang der Uffizien ein Saal der florentinischen Quattro-
centomeister ist, während die dazu gehörigen Bilder der
gleichen Periode die Sala di Lorenzo Monaco beim dritten
Korridor vereinigt? Hier bei den Uffizien wird eine Neu-
aufstellung einzelner Säle keinen Bruch mit alten Traditionen
bedeuten.

In einem Zirkular gibt Ricci bereits jetzt einen Plan
bekannt, der sich an alle Kunstfreunde wendet, allen
gleichermaßen zu nützen verspricht. Es handelt sich um
die Gründung eines »photographischen Archivs«, einer
Sammlung von Photographien in der weitesten Ausdehnung
des Wortes (z. B. einschließlich von Momentaufnahmen,
die für Kostüme oder Kultur von Interesse sind). Diese
soll systematisch geordnet und mit den Uffizien vereinigt
den Studierenden zur Benutzung stehen. Ricci wendet sich
an alle mit der Bitte, seine Sammlung durch Überlassung
von privatim gemachten Aufnahmen zu unterstützen. Wie
wichtig für unsere Studien, gerade in einem Zentrum wie
Florenz, wo ein derartiges Hilfsmittel fehlt, dieses »photo-
graphische Archiv« sein kann, bedarf gewiß keines Kom-
mentars.

Zum Schluß ein Wort über die Aufnahmen, die die
Firma Brogi von den neuen Michelangelo Zeichnungen
der Uffizien gemacht hat. Sie sind so hervorragend ge-
lungen, daß gelegentlich die Linse Einzelheiten herausgeholt
hat, die am Original kaum sichtbar sind. Es sei bemerkt,
daß die Blätter auch einzeln zu haben sind.

Im Palazzo Pitti haben in den letzten Tagen einige
wertvolle Bilder geringen Umfanges, die bisher ungünstig
neben großen Bildern aufgehängt oder infolge ungenügender
Beleuchtung (an der dunkelsten Wand der Stanza di
Prometeo) nicht zu beurteilen waren, in dem zu den
hinteren Sälen führenden Korridor, in dem die Miniaturen
untergebracht sind, einen besseren Platz gefunden. Es
sind im ganzen sechs Bilder, Porträts oder porträtähnliche
Heiligenbilder in Halbfigur: die Magdalena Peruginos, der
Kopf einer aufblickenden Heiligen, gelegentlich auf Dome-
nico Ven-eziano, zuletzt auf Bartolommeo della Oatta ge-
tauft, stark übermalt, so daß die Beurteilung der ein-
drucksvollen Bilder erschwert ist, das Bentivogliobildnis
von Costa, ein Florentiner Jünglingskopf, bald auf Castagno,
bald auf Botticelli bestimmt, ferner jenes starke Porträt
in Dreiviertelansicht (Nr. 375), mit roter Kappe, bei dem
vor zwei Jahren zuerst Mantegnas Name ausgesprochen
wurde (jedenfalls die nächstkommende Bestimmung), und
schließlich jenes kleine, feine Bild eines jungen Mannes in
rotem Gewand mit Pelzaufschlag und mit roter Kopfbe-
deckung (Nr. 44), das bisher als Franciaschule bezeichnet,
prädestiniert erscheint, eine Überraschung zu bereiten, wenn
einmal die starke Übermalung der Fleischteile entfernt ist.

G. Gr.

SAMMLUNGEN
Die steiermärkische Landesbildergalerie, die bis-
her in mehreren unzureichenden Räumen des steier-
märkischen kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums
in Graz sehr mangelhaft untergebracht war, wurde zu
Anfang dieses Jahres dem Direktor dieses Museums,
Professor Karl Lacher, unterstellt und von diesem im
Laufe des Sommers in dem neuerbauten zweiten Stock-
werke des Museums vollständig neu geordnet und auf-
gestellt. Schon am 3. Dezember konnte die Galerie
wieder der öffentlichen Benutzung übergeben werden.
Dem von Direktor Lacher ausgearbeiteten Installationsplane
entsprechend zeigt die Neuaufstellung in kurzem folgende
Gruppierung: Die allgemeine Gemäldesammlung, beginnend
mit den Werken deutscher Meister bis zum 18. Jahrhundert,

dann folgen in gleicher Anordnung Niederländer, Französen,
Spanier und Italiener, den Abschluß bilden die Werke des
ig. Jahrhunderts. An die allgemeine Gemäldesammlung
schließt sich als neu geschaffene Gruppe die steirische
Malerei an, deren Entwickelung von den ältesten erhaltenen
Werken bis zur Gegenwart zur Darstellung gebracht er-
scheint. Hier wurde auch bei der Raumbemessung auf
eine weitere Ausgestaltung besonders Rücksicht genommen.
Als letzte Gruppe erscheinen die beiden Widmungen der
Brüder Johann und Joachim Sailler und der Frau Julie von
Benedek, die stiftungsgemäß geschlossen aufgestellt werden
mußten. Besonders angenehm berührt es, daß bei der
Anordnung der Bilder allenthalben kunstgeschichtliche
Grundsätze und ästhetische Rücksichten in harmonischen
Einklang gebracht erscheinen, was bei dem Umstände,
daß nur ein Saal Oberlicht erhalten konnte, alle übrigen
Räume aber seitliche Lichtquellen aufweisen, nur nach
Überwindung von mancherlei Schwierigkeiten zu ermög-
lichen war. Es steht zu erwarten, daß die für eine
Provinzgalerie ungewöhnlich reichen und wertvollen Be-
stände der steiermärkischen Landesbildersammlung nicht
nur im Lande selbst, sondern auch von Seite der Graz
besuchenden fremden Kunstfreunde die ihnen gebührende
Achtung finden werden, zumal sie auch dem verwöhnten
Kenner manches Interessante darzubieten haben. Für
das steiermärkische kulturhistorische und Kunstgewerbe-
museum, das sich bereits eines weit über die Grenzen
der grünen Mark reichenden wohlberechtigten Rufes er-
freut, stellt die Galerie in ihrer Neugestaltung eine schätzens-
werte Bereicherung und Vervollständigung dar.

Karl W. Gawalowski.

ARCHÄOLOGISCHES
Ära Pacis Augustae (vgl. Nr. 6, Spalte 109). Die Rekon-
struktion Petersens erleidet allerdings mehrere Modifi-
kationen. Der Grundriß der Marmoreinfriedung hat die
von Petersen angenommene Seitenlänge, aber die Front war,
dadurch daß die Türweite um reichlich einen Meter größer
war, um eben soviel breiter, und eine Tür öffnete sich
nicht nur in der Ostseite — das Heiligtum war nach den
Himmelsgegenden orientiert, wie genau freilich, das ist
noch unbekannt — sondern auch in der Westseite. Das
Tellusrelief konnte also nicht den zentralen Platz, für den
es wie geschaffen schien, an der Rückseite einnehmen,
sondern, von der Tür verdrängt, neben dieser und zwar
neben der Westtür, wie durch einen neuesten Fond er-
wiesen wird. Denn rechts von der Westtür sah man das
Sauopfer, das, wie sich jetzt zeigt, nicht von Augustus
gebracht wird, sondern vom Senatus (?), dem der Populus (?)
zusieht. Eben diese Westfront war aber die vornehmere,
denn nach ihr hin waren die Festzüge der beiden Seiten-
friese gerichtet. Die beiden Reliefs mit den Tempeln des
Mars und der Magna Mater scheiden von dem Friese des
Altarhofs wieder aus.

Die Künstler des Denkmals hat Rodolfo Lanciani in
den zwei Lakonen Batrachos und Sauras wiederfinden
wollen, die sich nach Plinius als Meister zweier Tempel
in der Porticus Meteiii dadurch kundgegeben hatten, daß
sie an die Säulen ihre Namensvettern »Frosch« und »Ei-
dechs« abbildeten. Die Nachricht des Plinius wird von
Neueren wohl allgemein als Ciceroniweisheit angesehen,
zumal als Meister des einen jener Tempel sonst ein andrer
Mann genannt wird. Jedenfalls müßte man um solcher
Signatur willen denselben Meistern noch manch andres
Bauwerk zuschreiben und müßte aus gleichem Grunde als
ihre Kollegen und Mitarbeiter an der Ära Pacis noch
andere nennen, wie »Falter«, »Natter« oder »Wurm« und
»Vogel«.
 
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