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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Die Schwind-Ausstellung in München
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0133

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249

Bücherschau — Nekrologe — Institute

250

dieses Auserwählten, des Arbeiten immer Recht behalten
werden, mag die Zeitströmung auch sein wie sie will. Es
ist Kunst, die da ausgebreitet ist. Die Mache und das Ex-
periment spielen keine Rolle. Alles ist »echt« — und das
Echte bewährt sich zu allen Zeiten. Und wäre den ver-
dienstvollen Männern, welche dieses Oesamtbild sozusagen
aus dem Boden stampften, Gelegenheit und Mittel ge-
boten worden, die Dinge auch in jenem Rahmen zu bieten,
den sie verdienen, so wäre die Münchener Schwindaus-
stellung auch in dieser Beziehung eine der bedeutsamsten
Erscheinungen geworden, welche die Musenstadt an der
Isar seit einem Vierteljahrhundert bei sich entstehen sah.
Freilich die Würde, die in all diesen Arbeitsäußerungen
liegt, verleugnet sich auch nicht in der großen, großen
Schlichtheit der gesamten Anordnung. b.

BÜCHERSCHAU

Erinnerungen an Ernst Stückelberg von Basel. 1831
bis 1903. Zürich, Verlag der »Schweiz«, A.-O.

»Am 14. September dieses Jahres ist Ernst Stückelberg
gestorben. Das ganze Schweizerland hat diesen Hinschied
als einen schweren Verlust empfunden. Man wußte: einer
der besten ist nicht mehr, einer, dessen Hand unsere na-
tionale Wallfahrtsstätte, die Tellskapelle, aufs herrlichste
geschmückt, und der in manches Leben einen Strahl des
Ewigen, nämlich der hohen Kunst, geworfen hat. Ihm ein
kleines biographisches Denkmal zu errichten, zugleich
weiteren Kreisen einige seiner schönsten Werke in Repro-
duktionen zugänglich zu machen, halten wir deshalb für
eine nationale uud künstlerische Pflicht«.

Mit diesen Worten beginnt die pietätvolle Veröffent-
lichung, die wir hiermit empfehlend anzeigen wollen. Ohne
jeden Überschwang, in ruhigem Flusse — dem dargestellten
Lebensbilde entsprechend — wird die Biographie des treff-
lichen Mannes vorgetragen und die gegenständliche und
ästhetische Bedeutung seiner Hauptwerke, namentlich der
Teilfresken, erläutert. Was Stückelberg gekonnt hat, zeigt
der reiche Bilderschmuck des Buches: er war kein kühner
Neuerer, sondern läßt im Gegenteile den Einfluß gleich-
gestimmter Künstlerseelen bestimmend auf sich wirken;
aber er versuchte auch aus seinem schönen Talente nicht
mehr herauszutreiben, als es gesunderweise hergab. In
seinen Studien steckt öfters besondere Frische, so vor allem
in dem farbig reproduzierten »Sennen aus der Urschweiz«.
Das ist ein Prachtkopf. Auch die technische Ausführung
der Reproduktionen in dem Werke verdient alles Lob.

NEKROLOGE

In Wien starb am 31. Januar der Landschaftsmaler
Josef Hoffmann, der 1831 geboren war. Er hat in dem
Wiener Museum naturhistorische Wandbilder gemalt und
erregte in den letzten Jahren durch die Ausstellung der
malerischen Früchte seiner Weltreisen viel Aufmerksam-
keit; er war nämlich einer der am weitestgereisten Land-
schafter und hat nahezu die ganze Welt gesehen und
malerisch verwertet. Auch mit Richard Wagner war er
in Beziehung getreten und hatte für ihn dekorative Ent-
würfe gemacht, die jedoch nicht zur Ausführung gekommen
sind.

Leopold Goldschmidt, in Paris ansässig, einer der
hauptsächlichsten jüngeren Sammler auf dem Gebiete der
alten Kunst, ist dieser Tage gestorben. Er sammelte
namentlich primitive Bilder; in Brügge hatte er die beiden
Portinariporträts von Hans Memling ausgestellt. Auch das
Dürerselbstbildnis aus der Sammlung Felix war in seinen
Besitz gelangt.

INSTITUTE

Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom
22. Januar legte Dr. Stählin seine Beobachtungen an der
Kapitolinischen Tensa dar. Als Beschläge eines Prozes-
sionswagens gäben sich die Streifen von gepresstem Erz-
blech durch Nietlöcher und den eigentümlich geformten
Beschlag einer Kante zu erkennen. Ein Bacchischer
Thiasos, eine Anadyomene und Szenen aus dem Achilleus-
leben lagen in breiteren und schmäleren Streifen überein-
ander. Genaue Beobachtung technischer Merkmale und
des gestörten sachlichen Zusammenhanges ergaben weiter,
daß die jetzige Zusammenstellung an der Tensa willkür-
lich, daß aber auch die ursprüngliche schon im Widerspruch
mit der durch die Darstellung selbst geforderten stände.
Die Entstehung des Kunstwerkes in römischer Kaiserzeit
wurde zum Schluß durch überzeugende allgemeine und
besondere Beobachtungen nachgewiesen. Professor Petersen
kam noch einmal kurz auf Winters soeben erschienenen
Typenkatalog antiker Terrakotten zurück, den er als eine
glänzende wissenschaftliche Leistung bezeichnete. Er
knüpfte daran einige Bemerkungen über die Terrakotten-
publikation durch die Generalverwaltung der Berliner
Museen und legte dann die vollständige Neubearbeitung
des ersten Bandes des Handbuches der Kunstgeschichte
Springers durch Adolf Michaelis vor, die er durch die
historische Anordnung und Behandlung des Stoffes und
die vorzügliche Auswahl der Abbildungen für die brauch-
barste unter den populären Kunstgeschichten des Alter-
tums erklärte. Darnach sprach Professor Petersen im
Anschluss an eine Reihe neuerer Publikationen von Koepp,
Six, Conze, Furtwängler, Schreiber, Ujfalvy über die
Porträts Alexanders des Großen. Vorangestellt wurden
die direkt bezeugten Bildnisse, die Herme mit Inschrift
im Louvre, der Sarkophag von Sidon, das Pompejanische
Mosaik, die trotz des Einspruches von Koepp anzuerken-
nenden Porträts Alexanders auf Vasenbildern, und endlich
die Münzbilder des Lysimachos. Weiter führte der Vor-
tragende aus, daß die von Jahr zu Jahr sich mehrenden
Alexanderbildnisse nur auf Kombinationen beruhten oder
auf dem Vergleich mit Angaben über die äußere Er-
scheinung Alexanders, allerdings nicht des lebenden Helden,
sondern seiner Bildnisse. Ebenso seien die Epigramme
auf verschiedene Nachbildungen in Erz bezogen worden,
aber zu einer zwingenden Identifikation mit dem Speer-
Alexander Lysipps reichten sie nicht aus. Somit seien in
den Worten Plutarchs nur drei Charakteristica gegeben:
Hebung des Kopfes auf seitlich gewandtem Halse, der
schwärmerische Aufblick zum Himmel und das über der
Stirn emporsteigende und an den Seiten niederfallende
Haar. Dies seien auch die Merkmale, nach denen die
Köpfe auf dem Kapitol, beim Baron Baracco und in Chats-
worth auf Alexanderporträts bestimmt worden seien.
Blicke man dann aber auf seine direkter bezeugten Bild-
nisse zurück, so finde man in ihnen jene drei Merkmale
immer weniger ausgesprochen. In der Tat zeige der Ver-
gleich mit Werken wie die Knidierin des Praxiteles, die
Niobe oder der Meleager Medici oder der Götterköpfe
wie Asklepios von Melos oder Zeus von Otricoli, daß
die griechische Kunst in ihrem Streben, bewegte Seele
und erregte Empfindung, namentlich in jugendlichen Ge-
stalten männlichen wie weiblichen zum Ausdruck zu
bringen, eben jene drei Züge schon an Alexander dem
Großen ausgeprägt hatte. Die alles überragende Ideal-
gestalt des jugendlichen Helden rief dann von selbst eine
Steigerung jener Züge zum höchsten hervor. e. st.
 
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