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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0157

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297

Vereine — Wettbewerbe — Sammlungen

298

Sonst könnten nicht trotz des Gutachtens so unerfreuliche
Restaurierungen wie am Kaiserschloß zu Mylau vorkommen.
Auch der Protest gegen die Turmaufbauten am Dom zu
Meißen hat ja nicht das Mindeste genützt. — In vielen
anderen, freilich minder wichtigen Fällen hat man nach
dem Rate der Kommission verfahren. Daß diese un-
gemein tätig und rege gewesen ist und auf der Höhe ihrer
Aufgabe steht, geht aus dem Berichte mit voller Klarheit
hervor. Dem Bericht sind fünf Abbildungen beigegeben
und zwar von den Freskomalereien in der Nikolaikirche
zu Dippoldiswalde, die von Maler Besser in Originalgröße
aufgenommen worden sind, und von den Freskomalereien
in der Marienkapelle (Archidiakonat) zu Oschatz aus dem
Jahre 1460 (Verkündigung und Heiligengestalten). —
Schließlich bringt der Bericht ein Verzeichnis der Samm-
lungen von Altertümern im Königreich Sachsen. Es sind
nicht weniger als 44. m

VEREINE

Im Verein Berliner Künstler hat der gesamte Vor-
stand unter Führung des Baurates Kayser seine Ämter
niedergelegt. Der Orund hierzu liegt in dem nachhaltigen
Drängen der sogenannten Reformpartei.

Der Nassauische Kunstverein in Wiesbaden gedenkt
für die Folge der Verbreitung des Verständnisses für die
Schwarz-Weiß-Kunst unter seinen Mitgliedern besonders
Vorschub zu leisten. Eine Ausstellung der besten Werke
der modernen Oriffelkunst, wie auch der Leistung älterer
Epochen ist für den Verein veranstaltet worden und soll
später, da sich Interesse dafür gezeigt hat, wiederholt
werden.

Der Dresdener Mozartverein beabsichtigt der Stadt
ein Mozartdenkmal im Werte von 20000 Mark zu schenken.
Er hatte zur Erlangung geeigneter Entwürfe fünf Dresdener
Bildhauer aufgefordert; jedoch ergab die Konkurrenz kein
befriedigendes Resultat. Der Bildhauer Hosaeus in Berlin
reichte dann freiwillig einen Brunnenentwurf ein, der so
gefiel, daß man seine Erwerbung und Ausführung beschloß.
Die Dresdener Bildhauer empfanden dies als eine Zurück-
setzung und versuchten bei dem Rate der Stadt durch-
zusetzen, daß öffentliche Plätze für Aufstellung von Denk-
mälern nur dann hergegeben werden sollten, wenn diese
von heimischen Künstlern geschaffen wären. Der Dresdener
Rat hat dies Ansinnen zurückgewiesen und im Gegenteil
für den Mozartbrunnen sofort einen Platz auf der Bürger-
wiese geschenkt.

WETTBEWERBE

Bei demWettbewerbfürdie malerische Ausschmückung
der Marienkirche in Kaiserslautern aus dem bayeri-
schen Kunstfonds erhielt den 1. Preis M. Schiestel, den
2. Preis J. Huber-Feldkirch, den 3. Preis Fritz Kunz (alle
drei in München) und den 4. Preis M. Roßmann in
Amorbach.

SAMMLUNGEN

Berlin. Im Ausstellungssaale des Kupferstichkabinetts
sind die italienischen Zeichnungen der 1902 erworbenen
Sammlung Beckerath von einer Auswahl der besten nieder-
ländischen Blätter aus der gleichen Sammlung abgelöst
worden. Das Bild, das sich dem Beschauer aus diesen
etwa 350 in allen erdenklichen Techniken ausgeführten
Studien und Skizzen ergibt, ist zwar nicht lückenlos, aber
in hohem Maße abwechslungsreich und fesselnd. Aufs
neue zeigt sich hier eindringlich, welch hohes Verdienst

sich Friedrich Lippmann auch mit dem Ankauf dieser
Sammlung, der seine letzte große Tat war, erworben hatte.
Herr von Beckerath hat es sich nicht nehmen lassen, aus
seinen mit so unermüdlichem Eifer gesammelten Schätzen
selbst das Schönste mit auszusuchen und aufzustellen.
Nicht sehr groß ist die Zahl der altniederländischen Blätter.
Allgemeinstes Interesse erregt hier vor allem eine kleine
Kreidezeichnung mit zwei Orientalen, die mit Sicherheit
Jan van Eyck zugeschrieben werden kann. Memling ist
mit einer schönen Federzeichnung des einen Schächers
seiner Budapester Kreuzigung vertreten. Cornelisz van
Amsterdam sind zwei Federzeichnungen zuerteilt worden,
von denen die eine das Thema »Christus unter den Schrift-
gelehrten« in charakteristischer Weise behandelt, während
die andere das »Abendmahl« ähnlich wie das früher
Dürer zugeschriebene Blatt der Sammlung Rodriguez
darstellt. In denselben Kreis gehört eine höchst anmutige
Darstellung der heiligen Ursula mit ihren Gefährtinnen
im Kahn. Auch manche andere schöne Zeichnung hat
bisher noch keine Attribution gefunden, so z. B. eine
ebenso feine wie lebendige Federzeichnung mit drei
Bürgersfrauen, eine Darstellung der heiligen Frauen am
Kreuzesstamme, ein Tod der Maria. Lukas van Leyden
ist durch einen Mann mit einer Schubkarre in einer orna-
mentalen Ranke und durch das schöne Brustbild einer
jungen Frau in Kreide und Rötel, Mabuse durch eine
Pietä vertreten, Aus dem 16. Jahrhundert seien außerdem
Joachim de Patinir, der ehemals Dirk van Star genannte
Dirk Vellert, Marten van Heemskerk, Pieter Aertsen, von
dem eine ungemein flotte Küche (Rötel) herrührt, und
Nikolaus Neufchatel erwähnt. Bei einer amüsanten farbigen
Gesellschaft auf dem Eise schwankt man zwischen Valcken-
borch und Vinck-Boons. Bereits ins 17. Jahrhundert führt
uns der Stecher Hendrick Goltzius, von dem eine außer-
ordentlich feine Porträtzeichnung (Silberstift) und ein
Urteil Salomonis ausgestellt sind. Die klassizistische Kunst,
die damals herrschte, zeigt sich in charakteristischer
Weise in Blättern von Salomon de Bray (Verleugnung
Petri), Cornelis van Haarlem (große Studie einer Frau
mit ihrem Kinde zum Kindermord im Haag), in den
römischen Landschaften von Moeyaert und Pynas und
anderen. Einen Einblick in das Leben der holländischen
Künstler in Rom in einer etwas späteren Zeit gewährt
uns eine flotte Studie von Pieter van Laar. Famos ist
eine große Skizze von Pieter Lastman zu seinem originellen
Bilde »Odysseus und Nausikaa« in Augsburg. Ganz im
heimischen Boden wurzelt dagegen die Kunst von Aver-
kamp, von dessen reizenden sechs Aquarellen ein ganz
modern anmutendes Strandbild bei stürmischem Wetter
hervorgehoben sei. Zu den 70 Blättern, die das Kabinett
früher von Rembrandt besaß, sind jetzt beinahe ebenso
viele, allerdings nicht durchweg unbestrittene, hinzu-
gekommen, die sie in der glücklichsten Weise ergänzen.
Aus früher Zeit stammt die schöne Rötelzeichnung eines
sitzenden Philosophen. Höchsten Genuß gewähren durch
die untrügliche Sicherheit, mit der eine charakteristische
Bewegung oder eine Gemütserregung in ein paar Feder-
strichen festgehalten ist, mehrere aus dem Ende der
dreißiger und vierziger Jahren stammende kleine Zeich-
nungen aus dem Alten Testament, so ein träumender
Jakob, ein Jakob, dem der Rock Josephs überbracht wird,
eine Susanna mit dem Alten, ein Blatt mit David und
Nathan. Im übrigen herrschen die Stoffe aus dem Neuen
Testament vor, Darstellungen aus dem Leben Jesu, von
einer fast zierlichen Federzeichnung der heiligen Familie
an bis zu der ganz summarisch behandelten späten Grab-
legung, und aus Gleichnissen (Barmherziger Samariter,
Weinberg). Wundervoll in der Lichtbehandlung ist ein
 
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