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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Denkmalpfege — Denkmäler — Ausgrabungen und Funde — Vermischtes

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Im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg

wird in diesen Tagen eine Ausstellung von Erzeugnissen
des ostasiatischen Kunstgewerbes eröffnet, die ungefähr
6—700 Gegenstände umfaßt und besonders die japanischen
Lackarbeiten so reich, wie sie noch nie auf einer deutschen
Ausstellung zu sehen waren, vorführt. Auch an japa-
nischen Metall- und Töpferarbeiten, ferner an koreanischen,
chinesischen und birmasischen kunstgewerblichen Erzeug-
nissen wird Erlesenes geboten.

Die Ausstellung altsienesischer Kunst aus Kirchen-
und Privatbesitz in Siena soll nunmehr am 17. April er-
öffnet werden.

DENKMALPFLEGE

Die Tiedge-Stiftung zu Dresden veröffentlicht ihren
Bericht für das Jahr 1903. Es geht daraus hervor, daß sie
auf künstlerischem Gebiete in bedeutsamer Weise tätig
ist. Im vorigen Jahre wurde die von dem Bildhauer Hans
Hartmann-Maclean ausführte Bronzetür für den Haupt-
eingang der Jakobikirche zu Dresden aufgestellt. Die
heilige Genoveva, gemalt von Karl Wilhelm Müller zu
Dresden, wurde dem Verein Volkswohl für einen seiner
Volksheime überlassen. Fritz von Uhde erhielt den
Auftrag, für die neue Lukaskirche zu Zwickau i. S. ein
Altargemälde herzustellen. Weiter wurden zwei Er-
innerungstafeln bestellt. Eine für Tiedge und Elise von
der Recke soll an dem Hause Körnerstraße Nr. 1 in
Dresden angebracht werden, wo beide jahrelang gewohnt
haben und auch gestorben sind; eine zweite Tafel erhält
das Haus Pillnitzerstraße 29 in Dresden, wo Heinrich von
Kleist 1807—1809 wohnte und Kätchen von Heilbronn,
die Hermannsschlacht, Michael Kohlhaas, Penthesilea und
anderes geschrieben hat. Eine künstlerische Grabplatte
soll erhalten das Grab des Dichters Dr. August Gottlob
Eberhard, der »Hannchen und die Küchlein« schrieb und
mit Tiedge .befreundet war. Mit der Herstellung dieser
drei Werke wurden beauftragt: Peter Pöppelmann, Richard
König und August Th. Schreitmüller. Dem Albertinum
zu Dresden wurden überwiesen zwei Ölskizzen von August
Reinhardt in Blasewitz: die Tempel des Juppiter und der
Concordia zu Girgenti. Die wichtigste Bestellung der
Tiedge-Stiftung ist die große Marmorgruppe Drama von
Max Klinger, die ihrer Vollendung entgegengeht und in
der Großen Kunstausstellung Dresden 1904 zuerst aus-
gestellt werden soll. Die ungewöhnliche Härie des Marmors
stellt der Ausführung des Werkes große Schwierigkeiten
entgegen. Das Vermögen der Dresdener Tiedge-Stiftung
betrug Ende 1903 660886,65 Mark. Zu Unterstützungen
und Ehrengeschenken wurden 14600 Mark für Künstler
und deren Hinterlassene verwendet, 17272 Mark wurden
für künstlerische Zwecke und für die Instandhaltung von
Tiedges Grabmal ausgegeben. Am 31. Dezember 1903
standen für künstlerische Zwecke auf 1904 noch 27571,50
Mark zur Verfügung. An der Spitze des Ausschusses der
Tiedge-Stiftung steht Bürgermeister Leupold; ferner ge-
hören ihm unter anderen an: W. v. Seidlitz, Robert Diez,
Gotthardt Kuehl, Georg Treu, Paul Kießling. SS

Mit der Ablösung der Prellerschen Odysseefresken
im Römischen Hause in Leipzig ist Hofrat Professor Do-
nadini in Dresden betraut und wird binnen kurzem ans
Werk gehen. Da er sein Verfahren geheim halten will,

hat er sich ausbedungen ohne Zeugen,'allein mit seinen
Gehilfen, die Arbeit vollführen zu dürfen.

DENKMÄLER

Für das Dresdener Mozartdenkmal hatte der dor-
tige Mozartverein seinerzeit einen allgemeinen Wettbewerb
unter den Dresdener Bildhauern, dann unter den Siegern
einen inneren Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich
die Bildhauer H. Hartmann, Richard König und Heinrich
Wedemeyer beteiligten. Indes hatte dieser kein befriedi-
gendes Ergebnis. Daraufhin hat der Berliner Bildhauer
Hosäus aus eigenem Antrieb einen Entwurf eingesendet,
und dieser hat nun den Beifall des Vorstandes des Dres-
dener Mozartvereins gefunden. Das Denkmal soll in der
Bürgerwiese zu Dresden aufgestellt werden. Hosäus hat
auf ein Bildnisstandbild verzichtet, er will dafür den Ge-
halt, die Eigenart Mozartscher Musik durch drei ideale
weibliche Gestalten darstellen. Diese verkörpern den weihe-
vollen Ernst, die Anmut und den Frohsinn und reichen
einander die Hände zum Reigen. Der Kern des Denk-
mals ist ein Altar vor einem Brunnenbecken. Der Altar
trägt den Namen Mozarts in goldenen Lettern. Er soll
in Muschelkalkstein ausgeführt werden; die drei Gestalten
sind in vergoldeter Bronze gedacht.

Das Straßburger Goethedenkmal von Ernst
Waegener in Berlin soll am 1. Mai enthüllt werden.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Wiederaufgefundenes Bild der Cranach-Werk-
statt. Herr Oberst M. Schneider teilt uns in Ergänzung
seiner Notiz in der »Chronik« vom 20. November 1902
mit, daß auch das letzte jener drei Bilder, die Philipp
Hainhofer im Jahre 1617 in der Zwergenstube im Dres-
dener Schlosse gesehen hatte, und von denen sich zwei
in der Dresdener Galerie befinden, kürzlich bei einer In-
ventarisation in Moritzburg aufgefunden worden ist. Es
behandelt denselben Sagenkreis — Herkules und die Pyg-
mäen —, stammt jedoch nicht von der Hand des jüngeren
Cranach, wie die beiden anderen, sondern ist jedenfalls
nur Werkstattbild dieser Schule.

VERMISCHTES
Anton von Werner gegen A. von Keller. In einer
neuen Zuschrift an die Zeitungen verteidigt Direktor A. v.
Werner seine so einmütig bestrittene und von A. v. Keller
im Namen der Sezession dementierte Behauptung, daß
ihm die Präsidentschaft der Münchener Sezession durch
Professor Piglhein 1893 angeboten worden sei. Als Zeugnis
dafür bringt er eine Erklärung des Akademieinspektors
A. Croner, der seinerzeit Professor Piglhein zu ihm ge-
führt hatte, und dem A. v. Werner dann jenes fragliche
Anerbieten Piglheins wiedererzählt hat. Da es sich also
damit nicht um das Zeugnis eines direkten Ohrenzeugen
der Unterredung zwischen A. v. Werner und Professor
Piglhein handelt, so wäre ein Verhören oder eine Selbst-
täuschung A. v. Werners in diesem Punkte nicht aus-
geschlossen. Was er aber im übrigen über das damalige
Projekt der Münchener Sezession, in Berlin eine Zentrale
zu gründen und ein eigenes Gebäude zu errichten, bei-
bringt, scheint wohlbegründet zu sein.

Inhalt: Die Ausstellung altfranzösischer Malerei. Von Paul Vitry. — Der Heinemannsche Kunstsalon in München. Von Berlepsch-Valendas. —
Kunstgeschichtliche Anzeigen; Blätter für Oemäldekunde; Dr. Heinrich Bergner, Kirchliche Kunstaltertumer in Deutschland. — Oermain
Hediard f: Louis Fagan t; Karl Weißer t; Rudolf Müller t; J"sef Fux tj Bernhard Fiedler t- — Dr. Josef Strzygowski nach Halle be-
rufen; Notiz betreffend Professor Leitschuh; Vorstand der Müncliener Sezession; Prof. Josef Mayburger go Jahre. — Neuerwerbungen
der Kgl. Gemäldegalerie in Berlin; Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden; Magdeburg, Ankauf der Gemäldesammlung; Geschenk für die Brera-
Galerie in Mailand. — Ausstellung europäischen Porzellans in Berlin; Deutsche Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1006; Retrospektive
Abteilungen der Ausstellungen in Düsseldorf und Dresden; Ausstellung in Hamburg im Museum für Kunst und Gewerbe; Ausstellung
altsienesischer Kunst. — Tiedge-Stiftung zu Dresden; Ablösung der Prellerschen Fresken im romischen Hause in Leipzig. — Dresdener
Mozartdenkmal; Straßburger Goethedenkmal. — Wiederaufgefundenes Bild der Cranach-Werkstatt. — Anton v. Werner gegen A. v. Keller.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
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