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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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425

Nekrologe — Ausgrabungen — Funde

426

notwendige Staatszuschuß hervortreten würde, ist eigent-
lich längst gekommen, aber noch nicht erfüllt. In dieser
augenblicklichen Misere ist die Gründung des genannten
Oalerievereins um so lebhafter zu begrüßen. Der Verein
wird wenigstens doch notdürftig ausführen, was einer Stadt
von der Bedeutung Bremens in Sachen der bildenden
Kunst würdig ist. b.

Eine Vereinigung der deutschen Kunstvereine
herbeizuführen, wird gegenwärtig ein neuer Versuch ge-
macht. Ein erster Versuch im Jahre 1898 scheiterte am
Geldpunkte trotz aller Bemühungen des Vorsitzenden des
Sächsischen Kunstvereins. Diesmal ging der Antrag zum
Zusammenschluß der deutschen Kunstvereine von einem
der Vereine aus, die 1898 dagegen gewesen waren, näm-
lich vom Kunstverein München. Auf Antrag von dessen
Geschäftsführer Geheimrat M. Wülfert tagten am 30. April
zu Dresden — gelegentlich der Versammlung der Ver-
bindung für historische Kunst — die anwesenden Vertreter
deutscher Kunstvereine. Man einigte sich auf drei Sätze,
deren endgültige Fassung die Herren Dr. Vollbehr, Magde-
burg und Dr. Pauli, Bremen übernommen haben. Der
Vorstand des Sächsischen Kunstvereins wurde mit den
vorbereitenden Schritten beauftragt und wird die deutschen
Kunstvereine zum Beitritt auffordern. Ob der Versuch
ein besseres Ergebnis haben wird, als 1898, bleibt abzu-
warten. e$o

Die Verbindung für historische Kunst hat ihre
dreißigste Generalversammlung in Verbindung mit dem
fünfzigjährigen Jubiläum in Dresden in den Tagen der
Eröffnung der Großen Kunstausstellung abgehalten. Worte
herzlicher Begrüßung widmete ihr Oberbürgermeister
Beutler von Dresden, Staatsminister von Metzsch und das
preußische Unterrichtsministerium durch den Geh. Ober-
regierungsrat Dr. Schmidt. Der Großherzog von Baden
hatte ein eigenhändiges Glückwunschschreiben gesendet.
Die sächsische Regierung trat in die Verbindung mit zwei
Anteilscheinen ein. Die festliche Ansprache hielt Geh.
Oberregierunsrat Dr. Jordan, der auch den Bericht er-
stattete. Die Verbindung hat darnach 148 Mitglieder mit
162 Anteilscheinen. Die Versammlung beschloß folgende
Gemälde anzukaufen: Hessische Bauernhochzeit von Karl
Bantzer-Dresden, Abendmahl von Dettmann-Königsberg,
Vor der Schicht von Gotthardt Kühl-Dresden, Bildnis von
Oskar Zwintscher-Meißen, Vor der Schlacht von Haug-
Stuttgart, Gottesdienst von Wilkens-Dresden. An graphi-
schen Arbeiten soll für zwei Ankaufsperioden erworben
werden eine Folge von Radierungen Aus dem Bauernkriege
von Käte Kollwitz-Berlin und für die laufende Periode
eine Mappe mit einzelnen Blättern nach Ludwig von Hof-
mann, Aloys Kolb, Otto H. Engel, Otto Fischer, Ignaz
Taschner, Heine Rath, Rudolf Schiestl, Kayser-Eichberg,
Reifferscheidt (nach Auswahl, soweit die Mittel reichen).
Dem Ausschuß für graphische Kunst gehörte der Direktor
des Dresdener Kupferstichkabinetts an. Diesem sprach
die Versammlung mit ehrenden Worten ihre volle Aner-
kennung aus für die ganz ausgezeichnete Zusammen-
stellung der graphischen Abteilung der Dresdener Ausstel-
lung, die nirgends ihresgleichen habe. Es wurde be-
schlossen, dem Dresdener Kabinett von jedem Blatt, das
die Verbindung erwirbt, einen Abzug zuzuweisen. Ferner
wurde beschlossen, von der Reproduktion der erworbenen
Gemälde durch den Stich fernerhin abzusehen, dafür aber
den Berichten kleine Abbildungen dieser Gemälde bei-
zugeben. Alle diese Beschlüsse sind durchaus beifalls-
würdig, und auch die trefflichen Ankäufe zeigen von neuem,
daß die Verbindung sich von den alten Bahnen abgewandt
hat. Sie hat ja früher manche nicht wieder gutzumachende
Sünde begangen: sie hat ein einziges Mal einen Menzel

erworben (1855!), ein einziges Mal einen Schwind (1856),
niemals einen Böcklin, keinen Thoma, keinen Feuerbach
u. s. w. Hoffentlich bleibt sie in den neuen Bahnen. Noch
ist zu erwähnen, daß der bisherige Vorstand wieder-
gewählt worden ist: Dr. H. H. Meier-Bremen, Geh. Ober-
regierungsrat a. D. Dr. Jordan und Kommerzienrat Molineus-
Bremen; die nächste Hauptversammlung soll in Nürnberg
tagen, sofern dort eine Ausstellung stattfindet. Bei der
Verlosung erhielten folgende Mitglieder Gewinne: Kunst-
handlung Pietro del Vecchio-Leipzig, Kunstvereine zu
Kassel, zu Prag, zu Bremerhaven, Firma Steinweg-Ham-
burg, Herr Rudolf Schuster-Berlin, die Stadt Köln, das
preußische Kultusministerium. ^

NEKROLOGE

In Berlin ist der Architekt Hans Griesebach, der
Erbauer zahlreicher Villen in Berlin und auch des Hauses
der Berliner Sezession, verstorben.

In Paris verschied im Alter von 75 Jahren der speziell
auf dem Gebiete spanischer Kunstforschung rühmlichst
bekannte Kunsthistoriker Paul Lefort; ferner vor einigen
Tagen der Zeichner und Radierer Daniel Vierge.
Vierge wurde 1851 als Sohn eines Spaniers und einer
Französin geboren, erwarb sich durch seine Zeichnungen
für die »Monde illustre« sowie »Illustration« in Paris rasch
lebhaften Beifall. Durch seine Illustrationen zum »Don
Quichote« ist er auch in Deutschland wohlbekannt.

AUSGRABUNGEN

Rom. Forum Romanum. Auf dem Forum Romanum
drängen sich die Entdeckungen so schnell aufeinander,
daß die zahlreich erscheinenden Beschreibungen und Führer
zum Teil veraltet sind, ehe sie herauskommen. Dem Prä-
sidenten Loubet konnte Giacomo Boni gelegentlich seines
jüngsten Rombesuches seine letzte, besonders merkwürdige
Ausgrabung vorführen. Mitten auf dem Forum, nahe bei
der Reiterstatue des Domitian — genau wie die antiken
Quellen erzählen — fand man den »Lacus Curtius.« Einst
öffnete sich, wie Livius berichtet, ein Abgrund auf dem
Forum, und die Götter forderten ein Opfer. Ein jugend-
licher Krieger, Marcus Curtius, brachte sich selber dar und
stürzte sich bewaffnet in die Tiefe. Der Abgrund schloß
sich, und auf der denkwürdigen Stätte errichteten die dank-
baren Römer einen Altar. Die Fundamente dieses Altars
und seiner Umgebung konnte Boni mit Bestimmtheit
identifizieren, nachdem die großen Steinfliesen des Pflasters
abgehoben worden waren. E. st.

An der Bahnlinie zwischen Stuttgart und Ulm hat man
ein Römerkasteli aufgedeckt. Es ist ein quadratisches
135X132 Meter großes Gebäude gewesen, das man, nach
verschiedenen Funden zu schließen, in die Zeit etwa des
Markus Aurelius verlegen kann.

FUNDE

Neapel. Wie dem »Giornale d'Italia« aus Neapel
geschrieben wird, haben Adolfo Venturi und Angelo Conti
im Magazin des Museums von Neapel Tizians Porträt des
Bembo wiedergefunden. Der Kardinal ist sitzend dar-
gestellt; im Hintergrunde sieht man in eine lachende Land-
schaft. Bis vor kurzem wurde ein Porträt Bembos, angeb-
lich von Tizian, in der Galerie Barberini gezeigt; es ist
aber verschwunden und wurde auch bei seinem scheinbar
geringen Kunstwert von den Besuchern nicht vermißt.

E. St.
 
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