Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0223

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42g

Berichtigung — Anzeigen

430

vollendet worden. Bei dieser Gelegenheit ist es vor allem
gelungen, ein Stück von Hals und Schulter des Ignudo
freizulegen, welcher der Pulverexplosion vom Jahre 1798
zum Opfer fiel, und von dem sich nur Kopf und linker
Fuß erhalten haben. Vielleich: stammt aus dieser Periode
der farblose aber stark nachgedunkelte Überzug, welcher
auch hier einzelne Figuren der Historie und der Ignudi
überzieht und ursprünglich dazu diente, die Leuchtkraft
der Farbe zu erhöhen. Heute bewirkt er gerade das Gegen-
teil, aber er überzieht doch die Figuren mit einer Art Firnis,
welcher die Farbenkörper vor dem Eindringen von Staub
schützt. Von zwei früheren Restaurationen und Reini-
gungen hat sich außerdem Kunde erhalten. Die ältere
wurde im Januar 1625 von Simone Laghi in der Weise
ausgeführt, daß Figur für Figur abgestäubt und mit Brot-
teig gereinigt wurde. Aber wir wissen nicht, ob sich
diese Reinigung auf den ganzen ungeheuren Bilderzyklus
erstreckt hat. Von einer Übermalung spricht — allerdings
in sehr allgemeinen Ausdrücken — Richard in seiner Be-
schreibung Italiens (Dijon 1766, Tom V, 358). »C'est dans
cette chapelle,« schreibt er, »que j'ai vu en 1762 de tres
mediocres artistes occupes ä couvrir de draperies les plus
belies figures nues du tableau e du plafond.« Die weitere
Untersuchung der Decke wird ergeben, ob wirklich irgendwo
Übermalungen stattgefunden haben. Auch bei der Sünd-
flut konnte nirgends ein späterer Farbenauftrag nach-
gewiesen werden. Nur bei den beiden Gruppen im Boot
und auf der Arche haben sich an einigen Stellen die
Farben leicht verändert. Sonst bewundert man auch hier
die ungeheure Festigkeit des aus Puzzolanerde hergestellten
Mauerbewurfes, mit dem sich die Farben zu einer unauf-
löslichen Einheit verbunden haben. Stark erschüttert und
durch zahlreiche Risse entstellt erscheint allerdings aus der
Nähe betrachtet die ganze rechte Hälfte des Gemäldes.
Aber man kann wohl sagen, daß die Festigung des Intonaco
durch Klammern und durch Ausgießen der Risse auf lange
hinaus jede Gefahr beseitigt hat. Über jedes Tagewerk
wird ein Diarium geführt, welches über den Verlauf der
schweren und verantwortungsvollen Arbeit gewissenhaft
Rechenschaft ablegt. e. St.

Eine interessante Notiz über die Lage des Münchener
Kunstgewerbes lesen wir in den »M. N. N.« »Welchen

Aufschwung das Dresdener Kunsthandwerk im Laufe der
letzten Jahre genommen hat, ist noch wenig bekannt und
wird auch nicht richtig gewürdigt. Nach Mitteilungen, die
uns von fachkundiger Seite zugehen, betrug der Umsatz
des Dresdener Kunsthandwerks im vorigen Jahre drei
Millionen Mark, während München in dieser Beziehung
nur 200000 Mark aufweisen kann.« Nun ist in dieser Mit-
teilung allerdings nur der Umsatz der Verkaufshalle des
Bayerischen Kunstgewerbevereins in Ansatz gebracht gegen-
über einer offenbar viel weiter gegriffenen Statistik auf
Dresdener Seite. Trotzdem zeigen diese Angaben die ge-
fährliche Lage des Münchener Kunstgewerbes in grellster
Beleuchtung. Dresden hat eben seine großangelegten
Ausstellungen. Wie sich die Verhältnisse erst nach der
1906 in Dresden stattfindenden Deutschen Kunstgewerbe-
ausstellung weiterhin zu Ungunsten Münchens verschoben
haben werden, das kann man sich ja ungefähr ausmalen.
Was sagen unsere Minister dazu? — Was sagt unsere
Stadtverwaltung?

Sehr beachtenswert für alle Kunsthistoriker, die mit
Projektionsapparaten arbeiten, scheint uns das neue
Epidiaskop, das die Firma Karl Zeiß in Jena erfunden
hat. Wie wir nämlich in Berichten über Vorführung
dieses Apparates lesen, ist man damit in der Lage, jed-
wedes Bild, gleichviel ob transparent oder nicht, getreu in
Form und Farbe auf die Wand werfen zu können. Der
Apparat arbeitet also nicht bloß wie das Skioptikon mit
durchscheinendem, sondern auch mit auffallendem Lichte.
Besonders gut soll der Apparat die Farben wiedergeben.

Im Reichstage ist von einer Reihe von Volksvertretern
der Antrag gestellt worden, den jährlichen Kunstfonds
von jetzt ab zwischen der Kunstgenossenschaft und dem
Künstlerbund zu teilen.

Am 10. Mai war der 150. Geburtstag von Asmus
Jakob Carstens.

BERICHTIGUNG

In Kunstchronik Nr. 25 vom 13. Mai 1904 wolle man
in der Abhaudlung über Ridolfo Ghirlandaio Spalte 404
1. Zeile von oben lesen »1893, p. 139 f.«.

TJ) Verlag von E. A. Seemann in Leipzig (XI

Geschichte der Baukunst

von Richard Borrmann und Josef Neuwirth

Professor und Regierungsbaumeister Prof. a. d.Techn. Hochschule in Wien

I. Band: Die Baukunst des Altertums, „ Band: Dje Baukunst des Mittelalters
der Sassaniden und des Islam

- 386 Seiten mit 285 Abbildungen- - 386 Seiten mit 368 Abbildungen

Preis der Bände: Geheftet je M. 8.50, in Leinen gebunden je M. 10.-

J^ie ganze vielverzweigte Spezialforschung ist hier verarbeitet und kein Faden fallen gelassen worden, zu-
gleich aber ist auf eine übersichtliche und systematische Behandlung des Stoffes Wert gelegt. Von
ästhetischen Betrachtungen hat der Verfasser ganz abgesehen, in knappster Form ist alles mit strengster
^^Sachlichkeit vorgetragen. Die Angaben sind immer zuverlässig. Professor Dr. J. Ree.
 
Annotationen