Kleine Mitteilungen.
künstlerischen Wertes willen sind des weiteren ein
schwarzes Meßkleid mit erhabener Darstellung des
Gekreuzigten und eine mit Nadelmalerei Lehandelte
Mitra aus dem Stifte Admont besonders hervorzu-
heben. Desgleichen ein prachtvoll gesticktes Meßkleid
aus der Pfarrkirche in Euskirchen und ein in seiner
cntzückenden Musterung hervorragend schöner Chor-
mantel von burgundischem Samtbrokat mit Stickerei
aus der Pfarrkirche zu Bracht. Unter den reichen
Schützen, die dem Aachener Dom entstammen, ist be-
sonders ein Chormantel aus dem l4. Jahrhundert zu
erwähnen als ein Kunstwerk kostbarster Art. Aus
dem Regensburger Dom ist ein gesticktes Meßkleid
im Renaissancestil, sowie ein allerdings schon arg
zerstörtes Antependium srühgotischen Stils und ein
eigenartiges romanisches Reliquieukästchen mit
Malerei zu nennen. Etwa zehn Stickereien, darunter
ein prachtvolles geistliches Ornat in erhabener Gold-
stickerei auf weißem Atlas, aus dem Anfange des
l8. Jahrhunderts und verschiedene Antependien mit
Aufnäharbeit undPlattstichstickerei des l K.und ll.Jahr-
hunderts hat auch das Berliner Kunstgewerbemuseum
zur Ausstellung gebracht. Das österreichische Stift
Kremsmünster, die Pfarrkirche von Hamborn, das
Kloster Camp bei Aldekcrk und Geistlicher Rat Mün-
zenberger in Frankfurt haben endlich noch wertvolle
Gegenstände geschickt. Von größter Bedeutung sind
schlicßlich die erst vor einigen Tagen eingeordnetcn
frühmittelaltcrlichen Stoffe aus dem Dom zu Aachen
und diejenigen aus der Servatiuskirche in Maestricht.
Während erstere durch die Aufnahmen von Glinski
und Fuchs, einige auch durch Publikatiou en von vr.
Bock u. a. z. T. bekannt sind, dürften die Stoffe aus
dem Maestrichter Schatz durch diese Ausstellung zum
ersten Male weiteren Kreisen zugänglich gemacht sein:
ste gehören sast sämtlich dem l. Jahrtausend an.
Weberei, Nadelmalerei, Plattstich- und Applikations-
stickerei, sie sind in dieser Ausstellung, deren hervor-
ragendste Erscheinungen wir nur kurz erwähnen
kounten, in Leistungen der bedeutsamsten Art ver-
treten.
— Berlin. — Jm November fand im Kunst-
gewerbemuseum eine Ausstellung moderner
Stickereien statt. Es handelte sich dabei nicht um
eine Übersicht alles dessen, was auf diesem Gebiet
hrutzutage geleistet wird; der Umfang der Ausstellung
>var im Gegenteil ein beschränkter, dagegen wurde mit
Recht Gewicht auf die künstlerische Qualität der aus-
gestellten Arbeiten gelegt. Zwei Schulen für Kunststicke-
rei waren daran beteiligt: Fräulein Emma Seliger
i» Berlin und Frau Elise Bender in Wiesbadcn.
Grstere hat schon durch eine srühere Vorführung von
Schülerarbeiten an gleicher Stelle bewiesen, daß sie
unt Berständnis und Sorgfalt ihre Aufgabe angreift.
Obwohl ganz auf eigenen Füßen stehend, behauptet
»r sich siegreich gegenüber der Stickereiklasse des Kunst-
gewerbemuseums. Man erkennt, daß sie die Samm-
»ngen des Museums für ihre Zwecke heranzieht,
uud möchie nur wünschen, daß sie gelegentlich auch
sur die Aiuster den Beirat eines sachverstandigen
6k
Künstlers einholte. .Der ganzen Anlage und dem
Zweck dieses Jnstituts, jungen Damen Gelegenheit
zu geben, sich in möglichst vielen Zweigen der Kunst-
stickerei und Handarbeit auszubilden, entsprechend,
enthielt die Ausstellung des Fräulein Seliger weniger
ausgeführte Arbeiten und Paradestücke als vielmehr
zahlreiche lehrreiche Proben der mannigfachen und
vielseitigen Leistungen der Schülerinnen.
Auch die Anstalt der FrauBender bezweckt Damen
in der edlen Stickkunst zu unterrichten, doch befaßt
sie sich auch mit Anfertigung größerer Arbeiten auf
Bestellung; von solchen hatte sie einige sehr gelungene
Proben zur Ausstellung gebracht. Alle überragt die
in Nr. 1 d. Bl. publizirte Schirmwand im Stil des
Rokoko. Ein zweiter Paravent sowie Decken und
Kissen in Applikationsarbeit stehen ebenbürtig neben
jenerArbeit. Das in gleicher Weise thätige bekannte
Jnstitut von Bessert-Nettelbeck hatte gleichfalls
eine größere Anzahl Stickereien, darunter einige große
Bereinsbanner, ausgestellt.
An die Arbeiten dieser mehr oder weniger dem
Unterricht und Erwerb gewidmeten Anstalten schlossen
sich Stickereien einiger Berliner Damen, darunter der
Frau Professor Kaselowski an. Hier handelt es sich
nicht um Slickereien, die aus einer Schule hervorge-
gangen oder für den Verkauf bestimmt sind; es siud
Arbeiten einer feingebildeten, künstlerisch hoch veran-
lagten Frau, entstanden aus reiner Freude an derar-
tiger künstlerischer Thätigkeit, bestimmt, das Heim der
Künstlerin zu schmücken. Es ist eine wahre Freude, die
Arbeiten zu sehen, man kehrt immer wieder bewundernd
zu ihnen zurück. Keine Technik scheint der Künstlerin
zu schwer, in jeder ist sie Meisterin. Für die Muster
hat Karl Hoffacker gelegentlich seinenbewährten Rat
erteilt, ohne die Künstlerin in der Entsaltung ihres
Geschmacks irgendwie zu beschränken. Vielfach ist dabei
die Sammlung des Kunstgewerbemuseums zu Rate
gezogen. Hier sieht man, welche Schätze dasselbe
birgt, die nur der Schatzgräber warten. Mit Recht
hat daher die Direktion des Museums eine Anzahl
großer, besonders lehrreicher älterer Stickereien und
Applikationsarbeiten ausgestellt, die wegen ihrer Größe
nur selten zur Ansstellung gelangen. Sie bilden ge-
wissermaßen den Boden, auf dem jene modernen
Meisterwerke erwachsen sind.
Museen und Vereiue.
lick. Der Kunstgewerbe-Verein zu Breslau hat
am 15. Oktober d. I. die erste Nummer einer neuen
Fachzeitschrist herausgegeben, welche unter dem Titel:
„Ostdeutsches Kunstgewerbe - Blatt" Mitte
jeden Monats als Organ des Nereins erschcinen
soll. Das Blatt kündigt sich als „Monatsschrift für
die kunstgewerblichenJnteressen derProvinzen Schlesien,
Posen sowie Ost- und West-Preußen" an. Heraus-
geber ist Bildhauer Künzel in Breslau. Der ersten
Nummer ist eine Lichtdrucktafel beigegeben
Lck. Berlin. DerVerein sür deutschesKunst-
gewerbe beging am ll. November das Fest seines
zehnjährigen Bestehens durch eine größere öffentliche
9*
künstlerischen Wertes willen sind des weiteren ein
schwarzes Meßkleid mit erhabener Darstellung des
Gekreuzigten und eine mit Nadelmalerei Lehandelte
Mitra aus dem Stifte Admont besonders hervorzu-
heben. Desgleichen ein prachtvoll gesticktes Meßkleid
aus der Pfarrkirche in Euskirchen und ein in seiner
cntzückenden Musterung hervorragend schöner Chor-
mantel von burgundischem Samtbrokat mit Stickerei
aus der Pfarrkirche zu Bracht. Unter den reichen
Schützen, die dem Aachener Dom entstammen, ist be-
sonders ein Chormantel aus dem l4. Jahrhundert zu
erwähnen als ein Kunstwerk kostbarster Art. Aus
dem Regensburger Dom ist ein gesticktes Meßkleid
im Renaissancestil, sowie ein allerdings schon arg
zerstörtes Antependium srühgotischen Stils und ein
eigenartiges romanisches Reliquieukästchen mit
Malerei zu nennen. Etwa zehn Stickereien, darunter
ein prachtvolles geistliches Ornat in erhabener Gold-
stickerei auf weißem Atlas, aus dem Anfange des
l8. Jahrhunderts und verschiedene Antependien mit
Aufnäharbeit undPlattstichstickerei des l K.und ll.Jahr-
hunderts hat auch das Berliner Kunstgewerbemuseum
zur Ausstellung gebracht. Das österreichische Stift
Kremsmünster, die Pfarrkirche von Hamborn, das
Kloster Camp bei Aldekcrk und Geistlicher Rat Mün-
zenberger in Frankfurt haben endlich noch wertvolle
Gegenstände geschickt. Von größter Bedeutung sind
schlicßlich die erst vor einigen Tagen eingeordnetcn
frühmittelaltcrlichen Stoffe aus dem Dom zu Aachen
und diejenigen aus der Servatiuskirche in Maestricht.
Während erstere durch die Aufnahmen von Glinski
und Fuchs, einige auch durch Publikatiou en von vr.
Bock u. a. z. T. bekannt sind, dürften die Stoffe aus
dem Maestrichter Schatz durch diese Ausstellung zum
ersten Male weiteren Kreisen zugänglich gemacht sein:
ste gehören sast sämtlich dem l. Jahrtausend an.
Weberei, Nadelmalerei, Plattstich- und Applikations-
stickerei, sie sind in dieser Ausstellung, deren hervor-
ragendste Erscheinungen wir nur kurz erwähnen
kounten, in Leistungen der bedeutsamsten Art ver-
treten.
— Berlin. — Jm November fand im Kunst-
gewerbemuseum eine Ausstellung moderner
Stickereien statt. Es handelte sich dabei nicht um
eine Übersicht alles dessen, was auf diesem Gebiet
hrutzutage geleistet wird; der Umfang der Ausstellung
>var im Gegenteil ein beschränkter, dagegen wurde mit
Recht Gewicht auf die künstlerische Qualität der aus-
gestellten Arbeiten gelegt. Zwei Schulen für Kunststicke-
rei waren daran beteiligt: Fräulein Emma Seliger
i» Berlin und Frau Elise Bender in Wiesbadcn.
Grstere hat schon durch eine srühere Vorführung von
Schülerarbeiten an gleicher Stelle bewiesen, daß sie
unt Berständnis und Sorgfalt ihre Aufgabe angreift.
Obwohl ganz auf eigenen Füßen stehend, behauptet
»r sich siegreich gegenüber der Stickereiklasse des Kunst-
gewerbemuseums. Man erkennt, daß sie die Samm-
»ngen des Museums für ihre Zwecke heranzieht,
uud möchie nur wünschen, daß sie gelegentlich auch
sur die Aiuster den Beirat eines sachverstandigen
6k
Künstlers einholte. .Der ganzen Anlage und dem
Zweck dieses Jnstituts, jungen Damen Gelegenheit
zu geben, sich in möglichst vielen Zweigen der Kunst-
stickerei und Handarbeit auszubilden, entsprechend,
enthielt die Ausstellung des Fräulein Seliger weniger
ausgeführte Arbeiten und Paradestücke als vielmehr
zahlreiche lehrreiche Proben der mannigfachen und
vielseitigen Leistungen der Schülerinnen.
Auch die Anstalt der FrauBender bezweckt Damen
in der edlen Stickkunst zu unterrichten, doch befaßt
sie sich auch mit Anfertigung größerer Arbeiten auf
Bestellung; von solchen hatte sie einige sehr gelungene
Proben zur Ausstellung gebracht. Alle überragt die
in Nr. 1 d. Bl. publizirte Schirmwand im Stil des
Rokoko. Ein zweiter Paravent sowie Decken und
Kissen in Applikationsarbeit stehen ebenbürtig neben
jenerArbeit. Das in gleicher Weise thätige bekannte
Jnstitut von Bessert-Nettelbeck hatte gleichfalls
eine größere Anzahl Stickereien, darunter einige große
Bereinsbanner, ausgestellt.
An die Arbeiten dieser mehr oder weniger dem
Unterricht und Erwerb gewidmeten Anstalten schlossen
sich Stickereien einiger Berliner Damen, darunter der
Frau Professor Kaselowski an. Hier handelt es sich
nicht um Slickereien, die aus einer Schule hervorge-
gangen oder für den Verkauf bestimmt sind; es siud
Arbeiten einer feingebildeten, künstlerisch hoch veran-
lagten Frau, entstanden aus reiner Freude an derar-
tiger künstlerischer Thätigkeit, bestimmt, das Heim der
Künstlerin zu schmücken. Es ist eine wahre Freude, die
Arbeiten zu sehen, man kehrt immer wieder bewundernd
zu ihnen zurück. Keine Technik scheint der Künstlerin
zu schwer, in jeder ist sie Meisterin. Für die Muster
hat Karl Hoffacker gelegentlich seinenbewährten Rat
erteilt, ohne die Künstlerin in der Entsaltung ihres
Geschmacks irgendwie zu beschränken. Vielfach ist dabei
die Sammlung des Kunstgewerbemuseums zu Rate
gezogen. Hier sieht man, welche Schätze dasselbe
birgt, die nur der Schatzgräber warten. Mit Recht
hat daher die Direktion des Museums eine Anzahl
großer, besonders lehrreicher älterer Stickereien und
Applikationsarbeiten ausgestellt, die wegen ihrer Größe
nur selten zur Ansstellung gelangen. Sie bilden ge-
wissermaßen den Boden, auf dem jene modernen
Meisterwerke erwachsen sind.
Museen und Vereiue.
lick. Der Kunstgewerbe-Verein zu Breslau hat
am 15. Oktober d. I. die erste Nummer einer neuen
Fachzeitschrist herausgegeben, welche unter dem Titel:
„Ostdeutsches Kunstgewerbe - Blatt" Mitte
jeden Monats als Organ des Nereins erschcinen
soll. Das Blatt kündigt sich als „Monatsschrift für
die kunstgewerblichenJnteressen derProvinzen Schlesien,
Posen sowie Ost- und West-Preußen" an. Heraus-
geber ist Bildhauer Künzel in Breslau. Der ersten
Nummer ist eine Lichtdrucktafel beigegeben
Lck. Berlin. DerVerein sür deutschesKunst-
gewerbe beging am ll. November das Fest seines
zehnjährigen Bestehens durch eine größere öffentliche
9*