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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Drach, Karl Alhard von: Zu Anton Eisenhoit
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0128

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110

Zu Anton Eisenhoit.

Vorlage benutzt worden ist für die Modellirung
der Mnsknlatnr des ^,or.

Es wiirde ermüdcn, noch weitcre Paralle-
lcn hier aufzuzählen, die gemachten Hinweise
genügen, Eisenhoits doppelte Autorschaft an den
bciden Kupferstichen zu erhärten. Vermntlich
hat er dieselben in Jtalien, kurz vor seiuer
Heimreise gefertigt, um, da hiezu die für Mer-
cati gestochenen Naturalien und sonstigen Dar-
stellungen wenig geeignet warench, etwas Be-
deutenderes von seincn Kunstleistungen iu der
deutschen Heimat vorzeigen zu können. Durch
irgendwelche Umstände wurde er veranlaßt, den
Stich der beiden andern Blätter der Folge
einem Niederländer zu überlassen^), und es ge-
langten durch letzteren die Platten an Goltzius,
sodaß dieser im Stand war 1586 die Ausgabe
zu veranstalten. Die Zeichnungen, oder auch
Probedrucke führte Eisenhoit mit sich; sie gaben,
wollcn wir annehmen, so dem Landgrafeu
Ludwig zu Marburg Veranlassung, die Figuren
auf denOfenkacheln anbringen zu lassen, zu deren
Modellirung unser Meister während seines hessi-
schen Ausenthaltes durch den ihm von Jtalien
her befreundeten Leibarzt Joh. Wolf bestimmt
worden sein mag. Zum Nachweis von Eisen-
hoits eigenhändiger Thätigkeit hierbei fehlen
die uötigen Vergleichsobjekte, da die wenigen
von ihm überarbeiteten gegossenen Metallstückc
kaum in Betracht zu ziehen und die getriebenen
Silberarbeiten bei durchaus verschiedener Tech-
nik nur in sehr eingeschränkter Weise zu be-
nutzen sind. Trotzdem und obschon für die

8) Einige der letzteren (6. 42 u. 43) sind ohne
künstlerische Bedeutung: von andern (1-. 44—46) be-
hauptet dies Lessing; die Stiche nach Antiken (1,. 49
bis 52) dürsten zu dcn italienischen ErstlingSarbeiten
gehören und deshalb weniger iu Betracht gekvnimen
sein; der japonische Vogel (L. 48) und die Landschaft
mit den Schwefelquellen bei Puleoli (I>. 47) konnten
trotz dcr Meisterschaft im Stich bei Laien keinen
großen Eindruck machen. Es blieb daher von jenen
Arbeiten nur das Titelblatt übrig. Der einzige uns
außerdem bekannt gewordene Stich ans der römischen
Zeit (1-. 2), das Portät des Papstes Gregor XIII.
wurde von Bartsch demAgostino Carraccizugeschrieben.

9) Als Parallele hierzu wollen wir nur anführeu,
daß von einer Folge der sieben Kardinaltugenden
(nach Goltzius) 5 Blatt von Jakob Matham und 2
von Jan Saenredam gestochen wurden (vgl. Bartsch
Bd. III, S. 164). Der von Bartsch unmittelbar vor
den Elementcn beschriebene Kupferstich, welcher die
Kunst darstellt, hat mit ihnen genau gleiche Größe
und dürste daher vielleicht auch Eisenhoit angehören.

Kacheln die Originalität durch Abformen und
Nachbessern seitens des Hafuers verloren ge-
gangen ist, bieten sich Analogien; ich gehe in-
dessen anf deren Betrachtnng hier umsoweniger
ein, als bei einer so subtilen Frage auf das in
meiner früheren Publikation befindliche Kachel-
bild und die ebenda gegebenen Skizzen nicht
verwiesen werden darf") nnd die Sache, falls
es mir gelingt, Eisenhoit auch die Urhebcr-
schaft am Rahmen zu sichern, kaum zweiselhaft
sein kann. Eine Vergleichung der zur Zeit
vorliegcnden Abbildnngen mit den Kupferstichen
lüßt wenigstens erkennen, daß der Bildner ein
Künstler war, welcher mehr verstand, als „aus
praktischen Gründen" einige Änderungen anzu-
bringen; die den plastischen Darstellungen gegen-
über den Kupferstichen zum Vorteil gereichcnden
Ändernngen, welche er mit IZnis und Hgun
vornahm, durch die auch manche Unterschiede
gegen Hor und llsrru ausgeglichen sind,
sprcchen für Eisenhoit.

Weuden wir uns nun zur Betrachtung des
Rahmenwerkes, so soll dasselbe nach Nordhoffs
Ausführungeu mit den Füllungen nur dcn
Hafner gemein haben>>); da, wie ich schon in
meiner ersten Acitteilung hervorhob, es nickst
für die jetzt darin befindlichen Mittelbilder cr-
funden ist, also nur durch Zufall mit ihnen
zusammengestellt wurde, ist dies in gewissem
Sinne richtig. Auch daß die Fülluugeu iveit
edler erscheinen, ist leicht daraus zu erklären,
daß für sie die bis ins einzelnste durchgebildeten
Kupferstiche benutzt werden konnten, während
die Umrahmung viel weniger sorgfältig vorbe-
reitet worden sein mag. Nordhoff bezeichnet
letztere, obwohl „die Einteilung und Aus-
schmückung einigermaßen an Eisenhuth erinnert",
als „eine trockene Komposition", als „ein Weck-
niittel der Langweile". Wenn dem wirklich so
wäre, dann müßte man glauben, daß in jener

lv) Die N. G. Elwertsche Verlagsbuch'
handlung zu Marburg wird demnächst in dcn
Staud gesctzt seiu, Photvgraphien der Kachcln i» de»
Handel zu bringen.

l l) Es ist nicht nötig, denselben fern vom Fund-
ort dcr Kachcln zu suchen nud, wic cs Nordhosf lh»>,
iu Bapcrn und Fraukcn anzunehmen; cs gab ,.in di»
schönsten Tagen der deutschen Kleinkunst noch gcn»ll
andere Hände für formschöne Hasnerarbeit", als dw
der dortigen Meister, und war geradc Marbnrg e>»
Hnuptsitz der Ofenfabrikation. Die Sammlnng
hessischen Geschichtsvereins enthält cine große Zal

unzweifelhaft daselbst entstandener Model und Kache
 
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