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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Drach, Karl Alhard von: Zu Anton Eisenhoit
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0129

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Von C. A. v. Drach.

1U

Zeit, wo „das Kunstvermögcn so frei, geschickt
erfinderisch und elastisch war", wo „cin bloßes
Kopiren so selten vorkam", ein recht großes
Bedürfnis nach diesem Weckmittcl geherrscht
habe; denn wie wären sonst die beiden in
kleineremMaßstabehergestclltenWiederholnngen,
welche bekannt geworden sind ^), zn motiviren?
Zum Beweis sciner Behanptung erklärt Nord-
hvff wciter: „klcinlich nnd leblos nehmen sich
ans die beiden Geharnischtcn zu Seiten des
Thores, einsörmig und nnsymmetrisch die vier
Allegoricii,wachsfigürlich dieMenschcngestaltcn".
Diese Ausstellnngen bewcisen nichts gegen Eisen-
hoits Urhebcrschast. Sitzcn nicht auf der Zeich-
"ung, womit er das Kölncr Missalc gcschmückt
hat l»), Kaiser nnd Papst auch cinandcr gegen-
uber wic anfgepntzte Wachsbildcr? mußte nicht
die bci Rcnaissancekacheln so ost benutzte rund-
bogige Thoröffnung die symmetrische Anord-
unng unmöglich machen? nnd sind auf dem
Fürstenbergischcn Bibliothckzeichen (U. 18) dic
aus die vier Ecken vcrteilten Kirchenväler nicht
auch recht einförmig? Entbehren nicht Eisen-
hoits Menschcn, sobald ihncn Bcwcgnng fehlt,
aller Lebendigkeit? wie sollte er denn gar jenen
beiden, in den starren Eisenpanzern steckenden
Rittergestalten dicselbc verleihen? Allc diesc
Mängel fühlen wir im vorliegenden Fall
empfindlichcr als sonst im Hinblick auf das
iebhafte Mittclbild; wic anders würde sich allcs
ausnehmen, wenn statt dessen das ruhige Bild
des Landgrafen erschiene oder das hessische
^appe». Es wird scrncr gesagt: „Wic hoch
uberragen seine Bilder den Kachelrahmen in der
^ebhaftigkeit der Fignren, in der malerischen
Anlage und ornamentalen Gruppirnng. Wie
siivßartig und wcchselvoll sind seine landschaft-
iichen Hintcrgründe, wie majestätisch die Lagc

Zweige nnd Blätter seines Baumschlages
Lcgenüber dcr gleichartigcn Kachclpartie". Jch
gebe gern zn, nnd es licgt ja auch in der dkatnr

12) Von K. Bcrling ist jüngst ein Ofcn init
ioichen, die 29 x 44,5 em haltcn, beschricben worden
tKunstgewerbeblatl >v, S. 3). während ich schon eine
Uvch kleinere crwähnt hattc. Auf leptcrcr hatte ich
Figur, welche die Lgua vorstellt, als Luit ange-
g°ben, weil ncben derselben tlVLK zu lesen ist. Jn
se Zeit der Eisenhoitomanie, als demselben Rahm-
8U'l!er,Zuckcrdosen u.dgl.zugeschricben werdcn konnten,
väre wvhl die Deulung „^nton Vscrnhod LHsindcr"
"«sucht worden.

''1) Vgl. Lessinq, Die Silbcrarbeitcn des Anton
^'senhoit. Tascl b, b.

der Sache, daß andere Arbeiten Eisenhoits sehr
viel höher stehen als die Kacheln "), und möchte
nnr betreffs der zur Vergleichung herange-
zogenen Kachelpartie, des Ästchens neben der
bemerken, daß der Zeichner dieses
Nebending nicht dcm Original entsprechend
wiedergegeben hat. Selbst auf der durch Photo-
graphiehergestellten Vorlage macht es sich anders
bemerklich als in der Wirklichkeit, weil je nach der
Beleuchtung auch die auf letzterem Wege cr-
haltenen Bilder plastischer Gegenstände cinen
anderen Eindruck hervorbringen könncn, als ihn
der Beschaner der Sachen empfängt. Es geht
dies soweit, daß sogar architektonische Fvrmen
sich nicht in ihrer wahren Gestalt erkcnnen lassen,
und dürfte gerade auch in unserem Fall gelten
für die beiden den Kachelrahmen nach innen
abschließenden Säulen, die thatsächlich sich weit
weniger bemerklich machen als im Bild ^). Der
Anblick des Originals hätte wohl schwerlich zu
solgender Kritik Anlaß gegeben: „Können zu-
mal aus Eisenhuth die trockene Ausschmückung
des Rahmens und vollends das ungelenkc
Sänlenpaar znrückgehen?" Ob dieselbe auch
in ihrem ersten Teile so ganz zutreffend ist, gebe
ich dem Urteile des Lesers anheim, indem ich
dabei an folgendes erinnere. Jst nicht das aus
Eisenhoits erster Zeit stammende Bild des
vatikanischen Sammelschrankes (U. 43) dcrart,
daß Nordhoff anf ihn als Schöpser davon gern
verzichten möchte? Kann etwas Dürstigeres von
Ornamentik geleistet werden als die bciden
Seitenmittcn des Burgischen Titels (U. 1!)),
welcher der mittleren Periode seiner Thätigkeit
angehört? Jst endlich bei dcm zn dcn letztcn
Arbeitcn des Meistersgczähltcn Fürstenbergischen
Bibliothckzeichen (U. 18) dcr Aufbau nicht anch
eine recht unorganische Zusammcnstellung Vvn
allerlei schönen Einzelheiten?

Eisenhoit hat seine Schwächen, so gut wie
jeder anderc, und wir brauchen dcnselben gegen-
über unsere Augen nicht zn verschließen; sie
finden sich demgeniäß anch auf den Kacheln

14- Wie verschiedcn an Kunstwert Eisenhoits
Arbeitcn sind, bcwcist ein llrtcil Lessings, bctressend
die zu Burgis Werk gehörigen Tafeln (1. o., p. 9):
.An den Kiinstler der Silberarbeilen wiid inan
hvchstens bei der Darstellung der Sternbildcr auf
Tasel 20 erinnert".

15) Jm Original gehen dieselbcn verinittelst einer
sansten Kehlung in die Füllungsfläche über; falsch
ist daher bei der Wiedergabe im Holzschnitt die
scharf abschneidende Licht- und Schattengrenze.

,tj*
 
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