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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Bernhard, Otto: Neue Töpfereien von Paul Haustein
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0088

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P. HAUSTEIN, TOPFEREIEN, AUSGEFÜHRT 1 UND 4 VON FR. SCHIEBELHUTH, LAUTERBACH,

2 UND 3 VON H. SEIM, HOMBERG A. D. OHM

NEUE TÖPFEREIEN VON PAUL HAUSTEIN

DIE hessische Regierung hat ein nachahmens-
wertes Beispiel gegeben damit, daß sie Paul
Haustein auf staatliche Kosten nach Ober-
hessen schickte mit dem Auftrage, an Ort und Stelle
mit den dort lebenden ländlichen Töpfermeistern in
persönliche Verbindung zu treten, für sie neue Ent-
würfe zu zeichnen und deren Ausführung zu über-
wachen, sie an der Hand dieser Arbeiten zu unter-
weisen, kurz die ersten Schritte zu tun zu einer Wie-
derbelebung des einst hochentwickelten oberhessischen
Töpfereigewerbes. Daß mit diesem Auftrage ein Mit-
glied der Darmstädter Künstlerkolonie zu betrauen sei,
war naheliegend, daß unter den Kolonisten gerade Paul
Haustein gewählt wurde, war ein sehr glücklicher Griff.
Von ihm, der schon auf der Ausstellung der Kolonie
im verflossenen Sommer mit seiner ruhigen, sachlichen
und durchaus gediegenen Kunst so sehr sympathisch
berührt hatte, brauchte man nicht allerlei unerhörte
Phantasiesprünge sogenannter origineller, in Wahrheit
zuchtloser Geister zu befürchten, konnte man Arbeiten
erwarten, die eine gesund wachsende Weiterentwicke-

P. HAUSTEIN,

TÖPFEREIEN,

AUSGEFÜHRT

1 VON H. SEIM,

2 VON H. SEITZ I,

lung ermöglichten und gewährleisteten. Diese Er-
wartung ist auch nicht getäuscht worden. Haustein
fand das oberhessische Töpfereigewerbe in einem in-
folge der geringen finanziellen Rentabilität auch künst-
lerisch zerrütteten und verrohten Zustand vor. Das
Eindringen des emaillierten Geschirrs bei der Land-
bevölkerung hatte das Töpfergewerbe unrentabel ge-
macht. Die natürliche Folge davon war, daß heute
nur noch ganz vereinzelte Meister ihr Gewerbe über-
haupt noch und diese in geringem Umfange ausüben,
daß die manuelle Handfertigkeit und technische Ge-
schicklichkeit infolge der spärlichen Betätigung sehr
gesunken ist, daß die lebendige Liebe zur Sache viel-
fach erstorben und die vorzügliche alte Tradition
unterbrochen oder unkräftig geworden ist. Paul Hau-
stein mußte sich bei der Kürze der ihm bewilligten
Zeit nun zunächst darauf beschränken, in teilweiser
Anlehnung an die alten, landesüblichen Formen neue
Muster zu zeichnen und deren Ausführung genau zu
überwachen. Die Resultate, die er erzielt hat, sind
durchaus erfreulich; die Arbeiten verdienen auch hin-

HOMBERG A. D.

OHM, 3 VON

FR. SCHIEBELHUTH,

LAUTERBACH

(OBERHESSEN)

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