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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Swarzenski, Georg: Die Ausstellung künstlerischer Innenräume der Firma A. S. Ball in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0208

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PROFESSOR A. ORENANDER, BERLIN, EINGANGSHALLE

DIE AUSSTELLUNG KÜNSTLERISCHER INNEN
RÄUME DER FIRMA A. S. BALL IN BERLIN

VON GEORG SWARZENSKI

DIE Zeiten sind vorbei, da der Kunstfreund
große Worte und weite Gesichtspunkte her-
beiholen mußte, wenn er etwas Freundliches
oder Enthusiastisches zur Einführung von Kunstwerken
modernen Stiles sagen wollte. Denn seit vielen Jahren,
seit Jahrzehnten schon, hat sich eine Summe neuer
künstlerischer Erfahrungen, neuer Kunstmittel und
Ausdrucksformen gesammelt, die dem künstlerischen
Denken und Empfinden der jetzt lebenden Generation
entsprechen und ohne weiteres von dieser verstanden
werden. Ein neues künstlerisches Wissen und Ge-
wissen, das die Art des Schaffens unserer Künstler
ebenso bestimmt, wie die Art des Aufnehmens und
Genießens, des künstlerischen Geschmacks und der
künstlerischen Ansprüche unseres besseren Publikums.
Die Zeiten sind vorbei, da man sich aufregte, wenn
ein Stuhl keine Renaissance- oder Rokokoformen hatte.

Kunstgewerbeblatt. N. F. XVI. H. 11

Deshalb lassen wir die großen Worte beiseite, mit
denen man die neuen Arbeiten immer und wieder
zu legitimieren pflegte! Nicht nur, weil diese Worte
indessen zu billigen Schlagworten geworden sind und
vielfach ihren Sinn verloren oder verändert haben.
Sondern vor allem, weil es einer Legitimation gar
nicht bedarf, weil jene stolz klingenden Worte im
Grunde genommen zu subaltern, zu sehr als Ent-
schuldigungsgesuch wirken. Sagten die »Gegner«
das ist Modelaune, pure Willkür und Originalitäts-
sucht, so kamen die Freunde und entschuldigten das
durch die künstlerischen Rechte des Individuums.
Sagten die Gegner: das ist scheußlich und geschmack-
los, so erwiderten die anderen: ja, aber es ist so ver-
nünftig, es entspricht dem Material, der Technik, dem
Gebrauchszweck viel besser, als eure alten Sachen!
In Wahrheit aber ist der neue Stil ebensowenig,

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