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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,2.1909

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Heft 11 (1. Märzheft 1909)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8815#0362
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nur der Vorberertete und Fort-
geschrittene mit ihnen beschäftigen
kann, dem dann andre Hilfsmittel
zur Verfügung stehen, um sich
die Literatur, die er braucht, zu
verschaffen". Daß die Verschie-
denheit der wissenschaftlichen „Schu--
len" bei der Auswahl cine Rolle
mitspielte, ist dabei sehr leicht mög-
lich: es schreibt eben kein Ehrlicher
gegen seine Aberzeugung und die
wird von seiner „Schule" mitbe-
stimmt. Daß aber bewiesenermaßen
gcrade die am richtigsten urteilen,
die den Vcrfassern und Verlegcrn
zustimmen, nimmt wohl auch der
Franckhsche Verlag nicht an. Francäs
„Leben der Pflanze" schätzen die Be-
arbeiter nicht gering, obwohl sie
dicsmal im Text nicht davon spra-
chen — das beweist die Tatsache, daß
sie das Buch unter den nur etwa
fünfzig Titeln anführen, auf die sie
aus dem gesamten Gebiete der
Biologie mit ihrer Liste für Vüche-
rei-Ankänfe aufmerksam machen.

Wenn sich die Gesellschaft der
Naturfreunde „Kosmos" darüber
beschwert, daß das Ratgeber-Refcrat
sie in „blinder Feindschaft" „über-
haupt ignoriere", so ist das sach-
lich irrig: das Ratgeber-Referat
empfiehlt sogar cinige Arbeiten des
„Kosmos" ausdrücklich. Viellcicht
zu wenige, aber Meinungsverschic-
denheiten hierübcr werdcn erlaubt
sein. Als wir uns bei andern
Fachleuten erkundigten, sind wir
erstaunt darüber gewesen, wic weit
gerade übcr Kosmos-Vücher die
Meinungen auscinandergingen.
Auch übcr den „Kosmos" selbst.
Von einer Seite zum Beispiel, die
dcr Redaktion unserer naturwissen-
schaftlichen Abteilung vollkommen
fernsteht, wird jetzt von den „großen
Gefahren" gesprochen, welche für
die Volksbildung „die Befriedi-
grlng des Verlangens nach Be-

lehrung mit sich bringt, wenn sie
in einer Weise betrieben wird
wie vom Verlage des »Kosmos«,
der ja nur geschäftlicher Speku-
lation sein Dasein verdankt und
nichts weniger als fachmännisch
gcleitet ist". Auch die „Gesell-
schaft der Naturfreunde Kosmos"
wird einfach als eine Art „Ver-
lagsunternehmen" hingestellt zum
Sammeln von Abonnenten und
Käufern d'er Verlags - Publika-
tionen unter einem klingenderen
Namen als „Kundenschaft des
Franckhschen Verlages". Es ist
sehr möglich, daß diese Annahmen
falsch, möglich sogar, daß sie ge°
hässig sind. Aber es läge wohl
im Interesse des Kosmos, daß dicse
laut dcn Vegleitzettel-Notizen über
die ganze Welt verbreitete „Ge°
sellschaft der Naturfreunde" ein-
mal öffentlich mitteilte, welche ge-
meinsame Arbeit sie über das
Abonnieren dcr Kosmos-Publika-
tioncn hinans noch leistet. Es ist
zwar seit der Paetelschen „Gesell-
schaft der Bücherfreunde" üblich,
Abonnenten unter solcherlei Namen
zusammcnzufassen. Aber cs gibt
doch noch viele in Deutschland,
denen dieser Brauch als ein Irre-
führen erscheint, so daß er eher
ein ungünstigcs als ein gutes Vor-
urteil erweckt. Möglich, daß dar-
unter der „Kosmos" auch bei
unsern Referenten ungcrecht zu
leiden hatte. Mir persönlich ist
seine Sache bisher stcts als eine
gute erschienen.

Dcr Ratgeber-Ausschuß des
Dürerbundes wird im Einver-
ständnis mit unseren naturwissen-
schaftlichen Mitarbeitern dafür sor-
gen, daß die Franckhschen Publi-
kationen noch von andern Bear-
beitern auf die Empfehlungen im
Ratgeber hin nachgeprüft und be°
gutachtet werdcn. A

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