Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,2.1909

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1909)
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8815#0389
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lose Blätter

Aus dem Dürerbundbuche „Am Lebensquell"

sAm dre Absicht der folgerrderr Stücke richtig zu sehen, wolle rrurn vor
ihnerr selbst dcn Leitanfsatz dieses Hestes lesen. Was wir an dieser Stelle
zeigen können, ist natürlich ganz und gar nur Stückwerk: das Buch
„Arn Lcbensquell^ bietet nrehr als ein halbes Hundert Besträge, wir
können hier nur einige der allerkürzcsten garrz rrnd aus zweien der
längeren je cin Bruchstück breten. Aber wir nreinen: eine erste Vor-°
stellrrng von der Bedeutsarnkeit des Sammelwerkcs, das aus dem Preis--
ausschreiben dcs Dürerbundes hervorgegangen ist, wird auch so schon
crweckt. Wcm daran liegt, für die Verbreitung des bei Alexandcr Köhlcr
in Drcsdcn crschcinerrden Sammelbuchs in westeren Krcisen zu wirken,
wem aber die Vcrsendung dieses Kunstwartheftes zur Propaganda zu
terrer wäre, dem stellt dcr Dürcrbund eine billige Flugschrift zur Ver--
fügurrg, die den heute urrd hier gebotenen Stoff unter dem Titel „Unser
Preisausschrerben und das Buch »Am Lebensquell«" zusammenfaht. Sie
ist von dcr Geschäftsstelle des Dürerbundes bei Callweh in München
zu den bekannten Bedingungen zu beziehen.^

Mutter und Kind

tÄind: Liebe Mutter, hast du mich auch so lieb als wie mein Brüder-
^''chcn, das an dir trinkt?

Mutter: Habe ich dir nicht immcr Gutes getan?

Kind: Liebe Mutter, darf ich dich um etwas fragerr?

Mutter: So rede doch!

Kind: Lrebe Mutter, ist's wahr, daß mich dcr Klapperstorch ge-
bracht hat?

Mntter: Sieh nur, wie aus den dichten Zwcigen die reifen Birncn
golden glänzen. Qucllenfenchter Boden hat ihre Wurzeln genährt und
die sonnigen Lüfte haben ihre Blütcn befruchtet!

Kind: Ia, licbe Mutter! Aber bin ich wirklich aus dcm Leich, wo
nachts immer die Frösche herüber qnaken?

Mutter: Hör nur, wie die treuen Schwalben aus dcm Nestchen
untcrm Dache zwitschern. Iweimal hatten sie Mätzchen, und werden
nun bald wieder scheiden!

Kind: Ich habe sie gern, liebe Muttcr! Aber sag mir, bin ich wahr-
haftig vom Himmel durch dcn schwarzen Schornstein dir in den Schoß
gcfallen?

Mutter: Mein Kind, wie könntc ich dich dann so liebcn!?

Kind: Licbe Mutter!

Mutter: Weitzt du noch, wie die Kuh, die Grauschecke, urn ihr
Kälbchcn blökte, als es zum Schlachten mußtc? Das Mäuschen draußen
in dcn Fcldern sammelt unermüdlich Halme und Körncr nur für dic
Iungen ein. Auch die goldne Ahrc hat Kindcr, die Körncr, und schützt
mit den Granncn sie vor den Vögeln. llnd der scheue Fuchs im Walde,
dem man dre Iungen nahm, folgte ihnen bis ins Haus nnd wurde zahm.
llnd dcr wilde Löwe, der wstd fromm, der stumpfe Walfisch klug, wenn

2. Märzheft chB 323
 
Annotationen