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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,2.1909

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Heft 12 (2. Märzheft 1909)
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Avenarius, Ferdinand: "Am Lebensquell"
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Schultze-Naumburg, Paul: Etwas vom Automobilfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.8815#0383
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über ein und dieselbe Frage bei rveitem die meisten Tatsachen, Mit-
teilungen und Gedankengänge oft wiederkehren mußten; der vollständige
Abdruck auch nur der preisgekrönten Arbeiten würde den Leser durch
Wiederholungen ermüden, während doch Preisausschreiben und Publi-
kation ihre große volkserzieherische Aufgabe ganz verfehlen würden,
wenn unser Buch nicht fesselte und anregte. Die Befragten ordneten
besondere Wünsche in sehr dankenswerter Weise der Aufgabe unter,
indem sie uns erlanbten, Auszüge zusammenzufügen. Ganz ohne
Wiederholungen zwar wollt es auch so nicht abgehen, da manches
vou anderen Gesagte mitunter unlöslich mit noch Angesagtem ver-
quickt war, kein Beitrag aber ward aufgenommen, der nicht irgend
etwas in besonderem Lichte erkennen ließ. Angeordnet sind die Bei-
träge ganz zwanglos, nur bedacht, nicht zu ermüden.

Möge nun das Buch auch richtig benutzt werden! Möge man
ja nicht „Vorschriften", ja nicht „Rezepte" in seinen Beiträgen sehnl
Zwar glauben wir uicht, daß sogar der Iugend selber das Lesen
in unsern Blättern mehr schaden als nützen könnte, glauben viel-
mehr, daß selbst eine solche „Aufklärung" förderlicher wäre, als gar
keine, und wissen, daß sie der Aufklärung auf dem Zufallswege mit
seinen Gefahren hundertmal vorzuzieheu ist. Aber wahrhaft Gutes
kann nur erreicht werden durch natürliches Anpassen an den Einzel-
fall, und das Beste nur im Geben aus dem Eigenen heraus. Von
der hemmenden Suggestion zu befreien, die auf uns nach alter Weise
Erzogenen lastet, die Zunge zur natürlichen Sprache zu lösen, das,
so hoffen wir, wird für viele unsres Buches beste Wirkung sein.
Die Fülle der Beispiele, sagten wir schon beim Preisausschreiben,
soll die Fülle der Möglichkeiten zeigen. „Wissen wir zehn Wege,
werden wir einen elften, wissen wir hundert, werden wir hundert
weitere sehen und die, welchc uns selber dienen. Das ganze Vor-
stelkungsgebiet wird in Bewegung kommen.« Dann werden wir
selber, der Befaugenheit ledig, unsern Kindern sein können, was
wir ihnen sein müssen. Bis ein späteres Geschlecht die edle Wahr-
heit aus Schwindel, Verhäßlichung und Erniedrigung nicht erst zu
erlösen braucht, weil seine Kinder schon im natürlichen Verkehre
Hand iu Hand mit ihr heranwachsen.

Dresden-Blasewitz, im März 1909
Der Dürerbund

Für den Arbeitsausschuß der Vorsitzende:

Ferdinand Avenarius

Etwas vom Automobilfahren *

wird gewiß mancher fragen, was denn eigentlich das Auto-
»V*mobilfahren mit dem Kunstwart zu tun hätte. Aber die er-
^^staunte oder hie und da auch entrüstete Frage: „Was, Sie Vor-
sitzender vom Bunde Heimatschutz, Sie sind Automobilist?" kommt
mir nun schon so oft über den Weg, daß ich mich gern einmal öffent-

* Vom Automobilfahren? Und draußen taut kaum der Schnee!
Aber das Thema ist doch höchst zeitgemäß, denn die Regierung legt

2. Märzheft 1909

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