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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,2.1909

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1909)
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Avenarius, Ferdinand: "Am Lebensquell"
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https://doi.org/10.11588/diglit.8815#0382
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weniger großer Preise eine Ungerechtigkeit gegen die Mitbewerber
bedeutet hätts, und verteilten deshalb dreißig kleinere Preise. Die
Träger dieser Auszeichnungen möchten wir hier nicht nochmals nennen:
wir fühlen nns der Zustimmung aller Beteiligten sicher, wenn wir
bitten, die Leistungen der einzelnen nicht auf ihr Gewicht an sich,
sondern als Beitrag zum Ganzen zu bewerten. Dem Prüfungs--
ausschusse des Dürerbundes gehörten an: vr. Ferdinand Avenarius,
vr. Franz Diederich, Frau Professor A. L. Gebhardt, Robert Henseling,
Frau vr. Else Sylland. Die Beiträge dcr Beteiligten waren natür-
lich von der Teilnahme am Preiswettbewerb ausgeschlossen. Die
Vorbereitung des Buches, das die wichtigsten Ergebnisse zusammen-
fassen sollte, war im wesentlichen vr. Diederich und Frau Sylland
anvertraut, die abschließende Rcdaktion vorzugsweise Avenarius.

Dieses Buch legt nnn der Dürerbund unserm Volke vor. Es
erscheint im Verlage von Alexander Köhler in Dresden unter dem
Titel: „Am Lebensquell. Ein Hausbuch zur geschlechtlichen Er-
ziehung, herausgegeben vom Dürerbunde. Betrachtllngen, Rat-
schläge und Beispiele als Ergebnisse des Preisausschreibens von s908."

Vl

Der Dürerbund ist zu praktischer Arbeit da. Auch mit diesem
Buche möchte er praktisch nützen. Er wünscht, daß es ein Haus-
buch werde.

So reich die Literatur für unser Gebiet schon ist, das vorliegende
ist doch, soviel wir wissen, das erste seiner Art. Zunächst ja, weil
es eine Auslese bringt, wie sie sich nur durch ein allgemeines
Preisausschreiben ermöglichen ließ. Dann aber auch, weil hier
Theoric und Praxis beisammen auftreten. Theoretischer Bücher
über den Gegenstand haben wir viele und vortreffliche, aber das
„Graue" ist keine Lebensfarbe, es schreckt zumal viele Mütter ab.
Und wo es aufgenommen wird, fehlt ihm doch die Fähigkeit des
anschaulichen Beispiels, unmittelbar anzuregen. In unserm Buch
wechselt Erörterung und Beispiel fortwährend ab, bezieht sich auf-
einander, ergänzt sich. Wir meinen, mit ihm tritt ein Frennd ins
Haus, der belehren, aber auch plaudern, der gedankenreich eindringen,
aber auch sinnvoll heiter scherzen kann. Ein Freund, der Bescheid
weiß bei arm und bemittelt, bei groß und klein, in Haus und
Schule. Der das Band zwischen diesen beiden Reichen unsrer Kinder
enger zu knüpfen versucht. Der den Eltern, insbesondere den Müttern,
den Weg vom Erwachen bis zum Reifen der Kinderseele im Lichte
zeigt. Und ihnen zeigt, wie ihre eigne Hand der Iugend Helligkeit
oder Dunkel, Wärme oder Kälte geben kann mitunter, ohne daß sie
bisher ahnten, warum. Aber auch ins eigne Innere der Er-
wachsenen lenkt dieser Freund den prüfenden Blick. Das Buch will
weckeu und will mahnen. Und aus allen seinen Teilen doch wieder
wie aus Zimmern und Kammern hinausblicken lassen auf das große
besonnte Sein, auf aller Heimat, die Natur, die genesen lassen kann,
was krankt.

Bei der Auswahl, die wir zusammenfaßten, bitten wir den Leser zu
bedenken, daß er vielfach nur Bruchstücke vor sich sieht. Es versteht
sich ja von selbst, daß bei einem halben Tausend von Niederschriften

SsS Kunstwart XXII, s2
 
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