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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,2.1910

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Heft 9 (1. Februarheft 1910)
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Nidden, Ezard: Maarten Maartens
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9023#0197
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sie bleiben zum großen Teil auch nicht auf tzolland beschränkt: Fran-
zosen, Italiener, Amerikaner, Engländer — Weltkaufleute, Grafen,
Barone, Lords, Spieler, Hochstapler, - bigotte Frömmigkeit nnd
gelassene Misanthropie: was könnte einem deutschen Publikum ferner
sein? Selbst der Kritiker kann nicht prüfen, wieviel davon Erfahrung,
wieviel Erfindung ist. Allein, es ist nicht seine Aufgabe, Wirklich-
keitswerte nachzurechnen. Von der künstlerischen Äberzeugungskraft
der Dichtung, von ihrer Ausdrucksstärke und ihrem Gehalt zu sprechen,
dazu ist er da. Und es sei zum Schluß noch einmal betont, daß nach
diesen drei Gesichtspunkten Maartens nicht nur zu den Talenten,
sondern zu den größten Vollendern unserer Zeit gehört. Gerade daß
er im Weltleben nicht weniger zu Hause ist, als in der Enge von
Koopstad, macht ihn zum berufenen Dichter eines gewaltigen Teiles
unseres gesamten Lebens. Ezard Nidden

Lose Blätter

Aus Maarten Maartens' Schriften

kWir druckeu im folgenden eine Reihe von Stellen aus Maartens'
Werken ab und bitten, den Artikel über Maartens in diesem Heft zu
vergleichen. Die bciden ersten Stücke sind dem Roman „Die Liebe eines
alten Mädchens" entnommen. Das erste erklärt sich selbst; so alt nnd
trivial der Vorwurf dieses humoristischen Stückleins ist — eine Ver-
wechslung — , so geistreich und überraschend offenbart das Genie des
Dichters darin seine Aberlegenheit. Zu dem zweiten, ernsteren Stück,
in dem alle Künstc geübter Dialektik glänzen, folgendes als Einleitung:
Frau Dorine de Mongelas ist durch einen Reiscunfall in das kleine Haus
der Iuffrouw Susanne Varelkamp geraten, wo sich gerade der von dieser
auferzogene junge Pfarrer (Arnold), ein blühender, lebendig-frischcr Iüng-
ling, aufhält. Änglückliche Ämstände bringen die alte Iungfer zu dem
Verdacht, zwischen Frau de Mongelas und Arnold bcständen unlautere
Beziehungcn — in halbem Wahnsinn macht sie einen Vergiftungsversnch
und bcwirkt dadurch, daß Arnold und Dorine entfliehen. Durch die
schöne gelicbte Dame lerut dcr Iüngling die Wclt und die Liebe kennen.
Änd auch Frau de Mongclas ist wohl starker Empfindung — einst fuhr
sie Arm in Arm mit ihrem Kutscher ins Theater, um cine Äntrcue ihres
Manncs zn strafen — ; nun aber ist sie längst von ihm getrennt nnd
hat Welt und Menschen kennen und zugleich resignieren gelcrnt . . .
aber eben darum sorgt sie besser für ihn, indem sie ihrem Kopf mehr
als ihrem Herzen nachgibt, zumal da Arnold auch seinen Vater plötzlich
entdeckt hat und von ihm, der vor seiner Geburt nach Amerika ent-
wichen und vcrschollen war, zur Trennung von Frau de Mongelas ge-
drängt wird. — Auf der Höhe virtuoser Technik, dabei aber stets durch-
aus echt und ohnc Raffincment, begegnen wir Maartcns in dcm
Stück „Madame de Montelimart": Der junge Ioost Avelingh ist von
dem reichen Herrn van Trotsem erzogen wordcn und gilt als scin Erbe;
Sympathie und geistige Einheit besteht zwischen den bciden nicht. Ioost
licbt die Tochter des Mynhecr van Hessel (Agathe) und will uin ihre
Hand werben. Van Trotsem widersetzt sich wider Ioosts Erwarten. Er

Kunstwart XXIII, 9
 
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