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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,3.1911

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9032#0484
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avanciert, seine erste provinziale
Heimat-- unt> Ingerrdliebe, ein
Musterbild naiver Herzenswärme,
zu seiner Frau gemacht und lebt
mit ihr iu wolkenlosem Glück,
als ein noch gänzlich Unver-
suchter. Die Versuchung kommt,
in Gestalt einer skrupellos liebes-
und herrschgierigen Akrobatin, und
der unerfahrene Professor erliegt
ihr. Das seelenvolle Frauchen
macht erst der Rivalin Platz und
zieht zu ihrer Mutter in die
Heimat zurück; sie hofft auf bal-
dige Nachkunft des Gatten. Der
aber fällt nun mit Haut und
Haar der Verführerin anheim; ob°
wohl sie den Verkehr mit andern
Liebhabern gleichzeitig aufrechter-
hält, hat er als Weichling nicht
mehr die Kraft, sich von dem ent-
ehrenden Verhältnis zu befreien.
Da kehrt das Frauchen aus zwin-
gendem Pflichtgefühl wieder, um
seinem besseren Ich beizustehen:
und als er trotz eines impulsiven
Versprechens, dcr Dirne die Türe
zu weisen, im entscheidenden Augen-
blick die moralische Kraft dazu
nicht aufbringt, erdolcht sie in
jähem Entschlusse die Friedens-
störerin. Ein theatralisch gewalt-
samer Abschluß, abgeschmackt und
im dramatischen Sinne resultatlos.
Aber mit jenen Momenten, die in
der beleidigten Frau eine ganz
selbstlose mütterliche Sorge um
die Wohlfahrt des Mannes die
Oberhand gewinnen lassen, fördert
das Stück doch verhältnismäßig
Besseres zutage.

Hanns von Gumppenberg

zender Erfolg, ein einzi-
ger jubelnder Beifall!
Gewaltigen Andrang aus
Stadt und Land, ausverkaufte
oft gesperrte Häuser, eingelegte
Sonderzüge, eine alles hin»
reißende Begeisterung hatte
die Presse überall festzustellen."
Mit solchen Fanfarenstößen tutet
der Direktor die wohlmeinenden
Nichtsahnenden um Hilfe an, „auch
in Ihrer Stadt" das begeisternde
patriotische Unternehmen ins Leben
zu bringen. Und es scheint, die
Stadtmauern fallen wirklich vor
solchem gedrechselten Winde um,
als bläsen die Trompeten von Ie-
richo. Wir haben in zwei Kunst-
wart-Aufsätzcn (XXIV, 3 u. 9) von
diesen Schmarren gesprochen, zu°
gleich aber auch davon, wie es mög-
lich wird, daß man immer wieder
die Vereinsmeierei für sie gewinnt,
weil sich wohlmeinende Leute auf
den äußeren Anschein hiu zur
Empfehlung herbeilassen. W 0
die Werningerei zu spu-
kenbeginnt, solltensofort
die Dürerbündler mit der
Aufklärung beginnen.

Neise-Musik

^r a, welche Lust gewährt das Nei-
»^/scn! war vor nahezu einem
^zahrhundert eine in der ganzen
Welt bekannte und beliebte Arie
Boieldieus, deren Anfang lange ge°
radezu dcm Gemeinschatz geflügelter
Worte angehörte. Aber merkwür-
dig, allzuoft hatte die Musik vor°
her die Lustgefühle des Reisens
nicht zum Ausdruck gebracht. Abri°
gens auch die Poesie nicht. Wir
hören von herzbrechendem Abschied,
von lustigem Komitat, wir verneh-
men bisweilen die muntere „Aria
des Postillons", aber die Freude
am Wandern selbst kommt in Lite-
ratur und Musik doch ziemlich sel°
ten zum Ausdruck. Alles Reisen

Die Werningerei

grassiert in Deutschland weiter.
„»S ieg auf Sieg!« das war
auch in dem soeben verflossenen
Vierteljahr wieder das Schlagwort
für die Werningschen Volksfcst-
spiele: ein einziger glän»

2. Iunihest M 2^z ,
 
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