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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,3.1911

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9032#0502
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Verboten!

^s gibt Leute, die sich selbst alles
»^erlauben und anderen alles ver-
bieten wollen. Praktisch ist das
schon. Vielleicht! — Wenn man
durch das Laud wandert, so findet
man in freier Natur häufig und
immer häufiger die von ferne so
malerischen und in der Nähe so
häßlichen Warnungstafeln: »Das
Beerensammeln, das Schwämme-
suchen ist hier bei Strafe ver-
boten!« Alte Fußsteige, die als
Touristcnwcge wieder zu Ehrcn ge-
kommen sind und so vielen Leuten

freunde" angehörend, eine Berg-
partie auf das Sonnegg machen,
da fand sie den Fußweg verboten.
Die Gesellschaft kehrte mißmutig
um, ging ins Wirtshaus, wo es
gegen Abcnd abscheuliche RLusche
gab.

Der Gutsbesitzer mokierte sich
sehr über dieses »wüste Gesindel«,
»das keine andre Unterhaltung
kennt, als zu saufen und schandbar
zu sein«. Und war es doch er,
der den Leuten den Weg zu rei-
neren Freuden abgeschnitten hatte.
Aber auch er selbst kennt diese rei-

Holzschnitt nach Franz Pocci

zur Erholung und Freude dienen,
werdcn von den Grundbesitzern ver-
boten, verrammclt, der Markierung
beraubt, oder die Markierung wird
gar gefälscht, daß sie in die Irre
führt, so wie vor wcnigen Iahren
im Lännengebirge auf diese Art
ein Tourist zugrunde gegangen ist.
Und das der Iägerei wegen! Des
Volkes, der Arbeiterschaft edelste
Regung ist die Naturfreudc, das
herumgehcn in Wald und Flur
und auf den Bergen, wenn Sonn-
tag ist. Wic sollte man sich dar-
über freuen! Erst gestern wollte
hier eine kleine Gesellschaft von
Arbeitern, dem Verein „Natur-

neren Freuden nicht, ihn vermag
nur die Iagdgier hinauszulocken
in die Natur. Ls ist die Frage:
Kann das uralte Menschenrecht an
Wald und Berg und Wasser weg-
genommen wcrdcn? Dann wür-
den die Herren »Eigentümer« den
Besitzlosen auch noch Luft und
Sonne wegnehmen, wenn sie könn-
ten. Zum Teil können sie's auch.
Lasset den Armeu eurer Gegend
doch die wildwachsenden Früchte
des Waldes, den einzigen freien
Tisch, den ihnen Gott gedeckt hat.
Ls ist ja schofel für einen reichen
Mann, den heimischen Armen,
den Kindern, deren größte Kindes>

2. Iuniheft IM
 
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