Zibt wie bei älteren Mersetzungen:
daß inan früher vielleicht wirklich
weniger empfindlich und mit einer
geeigneten Vokalunterlage für schön
gesungene Töne zufrieden war;
handelte es fich um Liebe, so ge--
staltete sich die Abertragung zu einer
freien Phantasie über: Herz —
Schmerz, Liebe — Triebe, bei
Trauer oder Haß dagegen über: ha
verlassen — ja erblassen, auch
wenn's im Original ganz anders
aussieht. — Aber zurück zu „But--
terfly"! Gleich in der ersten Szene
finden wir die schöne Stelle:
„Türme sind selbst so fest nicht,
solid vom Grund bis zum
Giebel!
Au! DerWitzistnichtübel!"
Offenbar um den prächtigen
Reim: „Giebel — übel" zu ge--
winnen, entstand dieses „Deutsch"
aus dem Italienischen:
„Laläa come un» torre äa tsrra 6no
a! tstto —
L una cL8a a 8okkietto"
(„s' ist 'ne luftige Wohnung").
Ein andermal wird aus: »io
veäo i! ksllo mio": „wie ich mein
Dergehen nun voll und ganz
erkenne"!
Aus Meyerbeers „Hugenotten":
„Lonkeur 6s lA tLble
bonkeur veritable
x>Iai8ir 3eul äurabls
gui ns tromps x>38."
Gebräuchlich:
„Freunde, kommt zu Tische,
Backwerk, Fleisch und Fische (!)
im leckern Gemische (!!)
laden jetzt euch ein."
Vielleicht so:
„Tafelfreuden winken,
Laßt uns schmausen, trinken,
Sorgen schnell versinken,
Schäumt die Lebenslust!" —
Die leicht ironische Bemerkung des
„edlen Nevers":
„^s I'si promi8, js rsnonce
a I'smour, et 6epu>8 cs moment
je ns 8»ursi suk6re sux nomdrsux
6s8S8poir8 6e8 6»mes 6e 1a cour"
wird zu dem ziemlich grobschläch--
tigen:
„Ich gab mein Wort, lege Ketten
mir an — nur die Damen bei Hof,
die dürfen sich beklagen, die s o--
viel sich auf mich zugute
schon getan!"
(»Ich gab mein Wort — sag der
LiebeValet! And indemAugenblick,
wo ich verzichten muß, Verzweiflung
wild erfaßt bei Hof die Damenwelt.")
Ein andermal wird in den
schönen alten Wappenspruch:
,pour I'konneur, pour 8on Oisu
et pour 8a Oame" — durch die
Fassung: „für die Ehre, für Gott
und für sein Liebchen" das uns
aus Othello schon bekannte „Lieb--
chen" eingeschmuggelt, das an-
scheinend zum eisernen Bestand
deutscher Abersetzer gehört. Bei sol--
chen Künsten ist es freilich kein
Wunder, wenn man so oft verächt--
liche Urteile über die kindlichen oder
gar albernen Texte namentlich auch
Meyerbeerscher Opern hört. Die
Mehrzahl der älteren französischen
und italienischen Libretti ist in
Wahrheit, wenn auch nicht dich-
terisch wertvoll, so doch geschmack-
voll und geschickt und bei der Buffo-
oper sogar immer recht witzig ge-
macht — die Plumpheiten und
Pfefferkuchenverse kommen meist
auf das Guthaben des Äbersetzers.
Am schwierigsten dürfte die
Aufgabe sein, auch die Sangbarkeit
französischer ,und italienischer Ori-
ginale in der Nachbildung zu
wahren — und daß im Deutschen
namentlich dem Italienischen gegen-
über immer ein gewisser „Erdenrest,
zu tragen peinlich" bleiben wird, ist
wohl unleugbar. Aber der Äbersetzer
muß wenigstens darauf Rücksicht
nehmen: nicht gerade, wo der
Romane in klugem Gesühl auf
schwierige Töne recht sangbare und
(. Ianuarheft (9(2 V
daß inan früher vielleicht wirklich
weniger empfindlich und mit einer
geeigneten Vokalunterlage für schön
gesungene Töne zufrieden war;
handelte es fich um Liebe, so ge--
staltete sich die Abertragung zu einer
freien Phantasie über: Herz —
Schmerz, Liebe — Triebe, bei
Trauer oder Haß dagegen über: ha
verlassen — ja erblassen, auch
wenn's im Original ganz anders
aussieht. — Aber zurück zu „But--
terfly"! Gleich in der ersten Szene
finden wir die schöne Stelle:
„Türme sind selbst so fest nicht,
solid vom Grund bis zum
Giebel!
Au! DerWitzistnichtübel!"
Offenbar um den prächtigen
Reim: „Giebel — übel" zu ge--
winnen, entstand dieses „Deutsch"
aus dem Italienischen:
„Laläa come un» torre äa tsrra 6no
a! tstto —
L una cL8a a 8okkietto"
(„s' ist 'ne luftige Wohnung").
Ein andermal wird aus: »io
veäo i! ksllo mio": „wie ich mein
Dergehen nun voll und ganz
erkenne"!
Aus Meyerbeers „Hugenotten":
„Lonkeur 6s lA tLble
bonkeur veritable
x>Iai8ir 3eul äurabls
gui ns tromps x>38."
Gebräuchlich:
„Freunde, kommt zu Tische,
Backwerk, Fleisch und Fische (!)
im leckern Gemische (!!)
laden jetzt euch ein."
Vielleicht so:
„Tafelfreuden winken,
Laßt uns schmausen, trinken,
Sorgen schnell versinken,
Schäumt die Lebenslust!" —
Die leicht ironische Bemerkung des
„edlen Nevers":
„^s I'si promi8, js rsnonce
a I'smour, et 6epu>8 cs moment
je ns 8»ursi suk6re sux nomdrsux
6s8S8poir8 6e8 6»mes 6e 1a cour"
wird zu dem ziemlich grobschläch--
tigen:
„Ich gab mein Wort, lege Ketten
mir an — nur die Damen bei Hof,
die dürfen sich beklagen, die s o--
viel sich auf mich zugute
schon getan!"
(»Ich gab mein Wort — sag der
LiebeValet! And indemAugenblick,
wo ich verzichten muß, Verzweiflung
wild erfaßt bei Hof die Damenwelt.")
Ein andermal wird in den
schönen alten Wappenspruch:
,pour I'konneur, pour 8on Oisu
et pour 8a Oame" — durch die
Fassung: „für die Ehre, für Gott
und für sein Liebchen" das uns
aus Othello schon bekannte „Lieb--
chen" eingeschmuggelt, das an-
scheinend zum eisernen Bestand
deutscher Abersetzer gehört. Bei sol--
chen Künsten ist es freilich kein
Wunder, wenn man so oft verächt--
liche Urteile über die kindlichen oder
gar albernen Texte namentlich auch
Meyerbeerscher Opern hört. Die
Mehrzahl der älteren französischen
und italienischen Libretti ist in
Wahrheit, wenn auch nicht dich-
terisch wertvoll, so doch geschmack-
voll und geschickt und bei der Buffo-
oper sogar immer recht witzig ge-
macht — die Plumpheiten und
Pfefferkuchenverse kommen meist
auf das Guthaben des Äbersetzers.
Am schwierigsten dürfte die
Aufgabe sein, auch die Sangbarkeit
französischer ,und italienischer Ori-
ginale in der Nachbildung zu
wahren — und daß im Deutschen
namentlich dem Italienischen gegen-
über immer ein gewisser „Erdenrest,
zu tragen peinlich" bleiben wird, ist
wohl unleugbar. Aber der Äbersetzer
muß wenigstens darauf Rücksicht
nehmen: nicht gerade, wo der
Romane in klugem Gesühl auf
schwierige Töne recht sangbare und
(. Ianuarheft (9(2 V