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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,2.1912

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Heft 11 (1. Märzheft 1912)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9026#0453
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Lehre, daß der Mensch ein reines
Naturprodukt sei, daß seine Sitt--
lichkeit nicht von einer höheren
Macht, sondern allein von den
Instinkten geleitet wird.« Man
kann den einzelnen verantwortlich
machen; allgemeine Zustände aber
sind Ergebnisse des Natürlichen,
das als solches jenseit von gut
und böse ist, wir bekämpfen sie,
ohne Groll und Verdammnng, in-
dem wir andre natürliche Mächte,
beispielsweise uns selber und unsre
Gesinnungsgenossen stärken. Iede
Anklage trifft hier ins Blaue.
Weltanschauungen dürfen wir nicht
mit Gesinnungen und Lebensfor-
men, die vielleicht in gewissen Krei-
sen der Nation gelten mögen, in
einem Atem nennen und beides
„der Masse" zum Vorwurf machen.
Was können solche Vorwürfe denn
fördern? Nichts und nieman-
den, wohl aber können sie Kräfte
hemmen, schlaff machen, ja zer-
stören, die für die Mitwirkung
bei den großen gemeinsamen Aus-
gaben wertvoll sind. Darauf wird es
ankommen: ob es gelingt, die Aus-
gaben, die uns unsre der Erzie-
hung nicht günstige Zeit stellt, als
gemeinsame erkennen zu lassen oder
nicht. Denn nur mit ganz wei-
tem Nmblick und mit gesammelten
Kräften können sie gelöst werden.

H. Ullmann

Die weibliche Handarbeit
in Schule und Haus

behandelt die soeben erschienene
89. Flugschrift des Dürerbundes.
Die unseren Lesern von ihren Auf-
sätzen über Schenken und Hand-
arbeiten her bekannte Malerin
MargotGrupe gibt darin wert-
volle Vorschläge zu einer Reform
des Handarbeitsunterrichtes und der
häuslichen Nadelarbeit, die manche
Mutter und manche Lehrerin vor
Umwsgen und Fehlgriffen behüten
können. Die Flugschrift kostet
Pfennige._

Angreifen oder eingreifen

ir machen häufig den Fehler,
eine Richtung oder Partei oder
Zeit lebhaft anzufeinden, weil wir
zufällig nur ihre veräußerlichte
Seite, ihre Verkümmerung oder die
ihnen notwendig anhaftenden „Feh-
ler ihrer Tugenden" zu sehen bekom-
men — vielleicht weil wir selbst
an diesen vornehmlich teilgenom-
men haben. Dann wenden wir
ihnen den Rücken und fuchen eine
entgegengesetzte Richtung; aber das
Bessere wäre, die starken guten Sei-
ten aufzusuchen oder an sich selber
auszubilden. Freilich gehört ein
kräftigerer Blick und besserer Wille
dazu, das Werdende und Unvoll--
kommene zu fördern, als es in sei-
ner Unvollkommenheit zu durch-
schauen und zu verleugnen.

Nietzsche

Ansre Bilder und Noten

^A nsre Leser wissen, daß wir von den lebenden Landschaftern nur sehr
§8 wenige so hoch stellen wie Gustav Kampmann, sie wissen also
^^auch von vornherein, daß wir das Bild, das der farbige Steindruck
vor diesem Hefte wiedergibt, sehr schätzen müssen. And doch scheint manchen
von ihnen vielleicht auf die ersten Blicke hin, hier gehe der Maler ein
wenig auf den Effekt. Nur auf die ersten Blicke kann es so scheinen,
denn Kampmann geht niemals auf den Effekt. Verweilt man, fo
schwindet auch hier das scheinbar Effektvolle wie ein bunter Vorhang, und

l- Märzhest 559

Llnter uns

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