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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,2.1912

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Heft 10 (2. Februarheft 1912)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9026#0356
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Ledeude Worle

nacheinander herausgeben, um

der vielen Dilettanterei gegen-
über zrr sammeln, was an
neueren Silhouetten von wirk-
licher Kunst da ist, sind wir bei
Liliput angekommen. Worum sich's
handelt, das sehen die Leser aus den
paar Pröbchen der Beilage: mit um
die allerlustigsten Sachen volr Karl
Fröhlich und dabei um die ver-
blüfsendsten Scheren-Hexereien, die
s je ein Mensch gemacht hat — denn
alle diese Sächelchen sind nach ge -
schnittenen Originalen genau
in der Vorlagengröße re-
produziert. Die kleinsten davon, aus
der zweiten Seite, sind so fein, daß
man zur Lupe greifen möchte, und
doch hat das alles eine Schere aus
schwarzem Papier geholt. Nun, das
betrifst schließlich eine Geschicklich-
! keitsfrage, spielt im Büchlein auch
nicht wesentlich mit, denn solches
Augenpulver ist dort nur als „Bilder
des Bildermannes" an einer einzigen
Stelle eingestreut. Wie gut aber
sind alle diese Bildchen: wie klar
zeigen sie alles, und wie reizend ist,
aus einem erstaunlichen Natur-
talente heraus, besonders, wo
Bäume benützt sind, ihre Zeichnung
und ihre Komposition! Welche Na-
türlichkeit und Frische dabei in den
harmlosen Darstellungen! Wie
kindertümlich ist das alles, als käme
es geraden Weges von Pocci und
Schwind, während der, als diese
Schwarzbildchen entstanden, noch
ganz junge Maler doch fern von
allem Süddeutschen, in Düsseldorss
Wirtshäusern diese Bildchen gegen
freie Zehrung vergab! Freilich ist

hier kein Holzschneider zwi-
schen Fröhlich und seine Silhouet-
ten gekommen: diese kleine Publi-
kation ist die erste, welche Fröh-
lichsche Schattenrisse in Ätzungen
unmittelbar nach den Ori-
ginalen zeigen kann.

Um das Büchlein auch sür Kinder
brauchbar zu machen (die meinen
Erfahrungen nach an diesen
Schwarzbildchen immer eine helle
Freude haben), habe ich die Blätter
durch Kinderverse verbunden. Hof-
fentlich meinen die Großen deshalb
nicht, daß „das" nun nichts für sie
sei. Der Preis fürs gebundene
Büchlein mit vierzig Silhouetten
ist nur auf eine Mark gestellt wor-
den, damit jeder sich und die Seini-
gcn dran erfreuen kann. A

G. C. LichLenberg zu den
WahLen

^s kann nicht alles ganz richtig
^---Fein in dsr Welt, weil die Men-
schen noch mit Betrügereisn regiert
werden müssen.

S

Ich möchte was darum geben,
genau zu wissen, für wen eigentlich
die Taten getan worden sind, von
dcnen man öffentlich sagt, sie wären
für das Vaterland getan.

S

In den Worten „vax populi vox
ckei" steckt mehr Weisheit, als man
heutzutage in vier Worte zu stecken
pflegt.

S

Die großen Begebenheiten in der
Welt werden nicht gemacht, sondern

sinden sich.

Unsre Bilder und Noten

ir haben im vorigen Heft zwei Bilder Füßlis gebracht, dem

H H Tschudis Iahrhundertausstellung aus der Vergessenheit zum Nach-
ruhm verholfen hat, — wie weit ist der Weg von dieser Phantastik
zu der A l b e r t W e l t i s! Und doch ist in der Knospe schon bei Füßli da,

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