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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,2.1912

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Heft 9 (1. Februarheft 1912)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9026#0226
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Allgemeineres

Karen: Hat er nach nrir gefragt?

Das Mädchen: Er fragte nach Herrn und Frau Kruse.

Karen: Lassen Sie ihn heraufkommen. (Karen ab durch
die erste Tür rechts, das Mädchen durch die zweite Tür auf der-
selben Seite.)

(Einen Augenblick später kommt HartwigHadeln. Er legt Hut und
Tasche aus einen Stuhl, bleibt eine Weile an der Tür stehn. Dann be-
merkt er Karens Büste, tritt zu ihr, streichelt ihr die Wange.)
(Inzwischen ist die Tür zu Karens Zimmer geöfsnet worden. Man hat
gesehn, wie sie hereinguckte und dann die Tür schloß. — Nach einiger
Zeit kommt Karen. Sie ist in einem langen Bademantel. Sie schleicht

unbemerkt heran.)

Karen (hinter ihm stehend): Endlich haben Sie einmal den Weg
zu uns gefunden. (Sie streckt den nackten Arm vor, gibt ihm die Hand:)
Ich werde gleich wieder da sein. Ich will nur hinunter und ein Ver-
jüngungsbad nehmen. (Links ab. Bald darauf hört man das Sturzbad.)
Karen: Hadeln!

Hadeln (fährt aus; bleibt aber stehn): Ia.

Karen (nach kürzer Pause): Hadeln! (Hadeln geht nach dem Fenster.)
Karen (gleichzeitig): Ist das nicht schön? In der untergehsnden
Sonne?

Rundschau

Sachlichkeit

ie folgenden Darlegungen sind
einer Rede entnommen, welche
der Berliner Philosoph Karl
Stumpf vor einiger Zeit über das
Thema des „ethischen Skeptizis-
mus" hielt, oder eigentlich wider
ihn. Obgleich rein theoretische Un-
tersuchungen im allgemeinen dem
Kunstwart ferngehalten werden,
bringen wir diese Gedanken doch
gern den Lesern zur Kenntnis; sie
enthalten in ungewöhnlich klarer
Form einen großen Teil der Lebens-
anschauung, auf welcher nach unsrer
Meinung heute allein fruchtbare
Mitarbeit an der Kulturentwicklung
sich aufbauen kann. Wie das so-
ziale Denken sich mit philosophischem
vermählt und die einfache Erkennt-
nis so vieler nur-Arbeiter hier von
einem vielseitigen und besonnenen
Denker bestätigt wird, das erscheint
uns bemerkenswert genug; kaum
wird es gelingen, dem besten Geist

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der Zeit bald wieder einen so
klassischen und würdigen Ausdruck
zu finden. Auch dem mehr ästhe-
tischen Betrachter sei Stumpfs Buch
(Reden und Vorträge, Verlag I.
A. Barth, Leipzig) empfohlen; was
so selten begegnet, tritt darin rein
hervor, eine klare, sachliche Sprache
auch in verwickelten Fragen, eine
Kraft des Ausdrucks, die ohne
Pathos ihres persönlichen und sach-
lichen Gewichts nie entbehrt, eine
nicht hineingeheimniste, sondern be-
lebende und quellende Fülle von
lebendigen Beziehungen und An-
regungen. Stumpf ist nicht mehr
jung und hat verhältnismäßig wenig
„Allgemeines" veröffentlicht. Rm so
wertvoller und bedeutender ist diese
nicht umfangreiche Sammlung des
Tiefsten undWichtigsten, was ein an-
erkannter Forscher in langen Iahren
regerBeteiligung amGeistesleben ge-
dacht und innerlich bewegt hat. H.H.

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