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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,2.1912

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Heft 9 (1. Februarheft 1912)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9026#0269
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KLeine Ergärizungen

ie Textstellen aus Friedrich
dem Großen, die wir unter
die Illustrationen Menzels gesetzt
haben, sind der s886 bei R. Wagner
in Berlin erschisnenen Iubiläums-
ausgabe „Adolf Menzels Illustra-
tionen zu den Werken Friedrichs
des Großen" entnommen.

SeLbstverwaltung öffent-
licher Angelegenheiten

at man sich überzeugt, daß das
Verdrängen der Nation von
jeder Teilnahme an der Verwal-
tung öffentlicher Angelegenheiten
den Gemeingeist erstickt, und daß
dessen Stelle eine Verwaltung durch
besoldete Behörden nicht ersetzt,
so muß eine Veränderung in der
Verfassung erfolgen. Das zu-
dringliche Eingreisen der Staats-

behörden in Privat- und Gemeinde-
angelegenheiten muß aufhören, und
dessen Stelle nimmt die Tätigkeit
des Bürgers ein, der nicht in
Formen und Papier lebt, sondern
kräftig handelt, weil ihn seine
Verhältnisse in das wirkliche Leben
hineinrufen und zur Teilnahme an
dem Gewirre der menschlichen An-
gelegenheiten nötigen. Man muß
bemüht sein, die ganze Masse
der in der Nation vorhan-
denen Kräfte auf die Be-
sorgung ihrer Angelegen-
heiten zu lenken; denn sie ist
mit ihrer Lage und ihren Bedürf-
nissen am besten bekannt, und auf
diese Art nimmt die Verwaltung
eine dieser Lage gemäße Nichtung
und kommt in Abereinstimmung
mit dem Zustande der Kultur der
Nation. Freiherr vom Stein

Unsre Bilder und Noten

den zwei sonderbaren Bildern von Heinrich Füßli, die wir
^^den Lesern heut vorlegen, wolle man den Nundschaubeitrag dieses
^Itzeftes vergleichen.

Unser drittes Blatt reproduziert eine Radierung von Carla Pohle.
Sie gibt Kunst, die „von jedem Zweck genesen" ist, Kunst, frei von jeder
Absicht, irgend etwas außer sich selbst zu vermitteln — wie ihre Freunde
sagen: „reine KunstI wie ihre Gegner vielleicht sagen: „Ästheten-Kunst".
Selbst die Vorstellung nackter Mädchen kommt kaum zur Klarheit, es
sind mehr Halbschatten, die sich da im Lichte bewegen, als Körper.
Der Augenfreude am Ganzen aber wird sich kein gebildeter Sinn ent-
ziehen können. Wie hier Hell und Dunkel wohllautend mit- und ineinan-
der klingen, wie der Raum sich ordnet, wie die Linien, die Gebilde sich
harmonisch bewegen und wie eine süße Liebesstimmung gleich ferner
Frühlingsmusik nur eben aufhaucht, das ist für den Lmpfänglichen
denn doch von einer holden, traumhaften Schönheit.

Blicken wir nach diesem Bild auf die Schattenrisse von Gertrud
Stamm, so schreiten wir mit einem Tritt so ungefähr bis ans entgegen-
gesetzte Ende der Kunst, der wirklichen Kunst, denn auch hier sind
Götter. Auch über die Stamm sagen wir einiges in der Rundschau.

Dann bringen wir noch eine Anzahl Federzeichnungen und
zwar nach Iulius Diez, Max Slevogt, I. V. Lissarz und
Hermann Gradl. Sie sind alle dem Heyderschen Kalender „Kunst
und Leben" entnommen und erscheinen hier, um an diesen nochmals zu
erinnern. Näheres zu ihnen zu sagen, liegt kein Grund vor, wir müßten

Lebende Worte

h Februarheft l9s2

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