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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,2.1912

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Heft 7 (1. Januarheft 1912)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9026#0065
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Z la canron Ziuliva 6 lieta
in uu 8iuZki or^o knira ..."

Vorliegende Abersetzung:
„Soll vor den initleidvollen
Leuten

schön tanzen wie vor Iahren einst l—
wär's möglich: mit Dolchen im
Herzen (?!)

und mit Lränen in den Augen
könnt ich armes Weib durch die
Straßen ziehn
in lachendem Gewerbe (?).

Wär es wohl denkbar, daß Butterfly
am Ende wieder Geisha wird
und im Takt der Guitarren
wollüstig wieg ihren Leib
vor aller Welt (N).

Das srohe Lied, das dabei zu er-
klingen hätte,
traurig würd's enden."

Man vergleiche damit einen Ver-
such wörtlicher Abertragung:

„Soll zn den mitleidlosen Menschen
die Hände flehend strecken aus
und jammern: o höret. . o höret
mein trauriges Lied.

Ach, einer armen Mutter erbarmet
euch,

laßt rühren euer Herz!

And Butterfly, o traurig bittres
Schicksal,

tanzet dann für dich

und wie sie einst getan:

als Geisha sie fingt ihr Lied. . .

Ach dieses Lied voll Lust und voll
Scherzen

kläng in Tränen wohl aus ..." —
Hier, wo nicht einmal auf gereimte
Verse Rücksicht zu nehmen war, hätte
es kein Kunststück bedeutet, mehr in
richtiger Wiedergabe und weniger
in Reporterdeutsch zu leisten!

Zum heitern Abschluß aus einem
ganz neuen Klavierauszug einer
französischen Oper die folgenden —
wohlgemerkt nicht humoriftisch ge-
meinten Textstellen, die wie ein
„vivat-erL8LÄt-llorear" auf alle im
vorangehenden gerügten Antugen-
den wirken:

? (. Ianuarheft (9(2

„Muskeln wie von Stahl,

Steigen sie ins Tal.

Prost, Freund Fritz,

Das war spitz.

Vater war so stark wie'n Gaul,
Keinen Bauch, die Pfeif im Maul."

Vielleicht erleben wir auch diese
Fülle sprachlicher Schönheit noch
in Hunderten von Aufführungen
auf der Bühne, der „Lehrmeisterin
Deutschlands"! —

Kunstwerk darf sich nur nennen,
was in all seinen Teilen den Stem-
pel der Vollendung trägt, und da
ja unsere heutige musikdramatische
Kunst das Wort als gleichberechtigte
Macht neben dem Ton anerkennt,
so ziemt dem Wort die höchsts Sorg--
falt. Ie allgemeiner aber die Teil-
nahme an dieser Frage wird, um so
näher dürfen wir die Besserung des
jetzigen Zustandes erhoffen. Diesem
Ziel möge auch die abgeschlossene
Betrachtnng dienstbar sein.

Erich Band, Stuttgart

Das Denkmal-Llnglück am
Nhein

lles bei diesem sogenannten
Bismarck-Nationaldenkmal am
Rhein hat unterm Anstern gestan-
den, und es scheint, als wenn er
drüber flackern sollte bis zum
Schluß.

Der Anfang schon. Kommen
wir nie unb nimmer von der Ein-
bildung los, nur durch Werke in
Stein oder Metall, die sonst keinen
Zweck haben, ließen sich große
Denkmale errichten? Baut einfach
Edles, was ihr sonst nicht banen
könntet, ein deutsches Volkshaus
etwa, wie es Theodor Fischer einmal
in diesen Blättern als seinen Traum
gezeichnet hat, oder erhaltet, was
von Schönem ohne Geldzuschuß
sonst fallen muß, tnt das mit ge-
sammeltem Aufwand an einem Ort

5(

Bildeude Kmrst
 
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