Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,2.1912

DOI Heft:
Heft 7 (1. Januarheft 1912)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9026#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Naturschutz

ihr Wesen treiben, das freilich
nranchmal auch ein 'Unwesen ist,
und drunten auf Erden wimmeln
die Menschlein und nehmen's wie's
kommt. Frau Holle wirbelt im
Februar die Schneeflocken umein-
ander; ein Iüngling öffnet in den
weißen Wolken des Maihimmels
die Alrme dem Licht entgegen;
Thor schleudert im Iuli den Ham-
mer durch die Himmel, Wind-
und Regengötter mühen sich im
November, die Erde unwirtlich zu
machen. Amd im letzten Mond
des Iahres wandert der einäugige
Alte festen Schrittes durch die klare
Winternacht über den beschneiten
Dächern dahin. Auch die sieben
Planeten, welche die Welt regie-
ren, sehen wir im Bilde. Fröh-
lich lacht uns die Sonne ent-
gegen, die Farben des Lichtes um-
tanzen sie als Kindlein und brin-
gen ihr dar, was Buntes sie an
Blumen aus der Erde gelockt hat.
Geisterhaft sieht der bleiche Mond
durch die ziehenden Wolken, teil-
nahmlos mit fast geschlossenen Li-
dern. Am Schlusse blickt das Grei-
senhaupt Saturns aus dem nächt-
lichen Himmel, rätselhaft und gütig
zugleich. Es stört ihn nicht weiter,
daß der Sommerbube ihn mit der
Ahre kitzelt, der Winterbube ihn
kalt anbläst und Frühling und
Herbst ihm ihre Gaben bringen;
er kennt das schon so lange und
fühlt sich ganz wohl dabei.

Zwischen diesen Bildern stehen
eine Anzahl sreundlicher Knittel-
verse zu lesen, in denen Thoma
uns als richtiger Kalendermann
allerlei Merkwürdiges auf Grund
der Tierzeichen prophezeit. Manch-
mal scheint es wie lehrhafter
Ernst, manchmal wie Humor, und
hier und da läuft es in einen
lachenden Scherz aus. Diese Verse
sind von schnurrigen, höchst ver-
zwickten Schnörkeln begleitet, welche

die bedeutsamen Himmelszeichen
darstellen. Der Kunstwart bringt
ein paar Proben davon. Das ist
so recht etwas, um behaglich darin
zu blättern und sich allerlei Nach-
denksames und Fröhliches durch
den Kopf schwirren zu lassen.

Wen die Natur mit solchen
Neigungen begabt hat, dem emp-
fehlen wir diesen Bilderkalender,
er wird ihm in der Tat ein „im-
merwährender" sein. Erschienen ist
er in der Kunstdruckerei des Künst-
lerbundes Karlsruhe und kosten
tut er in der allgemeinen Aus-
gabe 20 Mark. Wilhelm Stapel

SLrandkorb-Zukunfts-

phantasien

intersonnenwende — das Licht
wächst nun wieder, und es ist
im Menschenleben wie in der Natur;
was der Sommer Schönes bringt,
das wird jetzt in aller Stille vor-
bereitet. Wird nämlich das Licht
ganz ausgewachsen sein und nach
Cranz, Zoppot, Ahlbeck, Herings-
dorf, Zinnowitz, Sellin usw. auf
die Strandkörbe scheinen, so muß
es gut zielen, sonst kommt es statt
auf holdselige Damen und stolze
Herren auf Dürkoop-Nähmaschinen,
Exzelsior-Pneumatiks usw. Denn
es wird einfach gar nichts zu
machen sein, die himmlischen wie
die irdischen Augen müssen das
lesen, auch wo zum Sand die
Brandung schäumt: die Strand-
korbrücken werden zu diesem Zwecke
verpachtet.

Anser Lrost ist, daß ein Publi-
kum, das sich das gefallen läßt,
weiterer Entwicklung fähig ist. Ge-
schäft ist Geschäft, und noch sind
noch lange nicht alle Chancen be-
nutzt. Wir gründen demnächst ein
Deutsches Allgemeines Sandwich-
Institut G. m. b. H., das die Na-
turfreunde am Meeresstrand sel -
ber pachtet. Erst wenn alles, was

Kunstwart XXV, 7

- --------_- ____— -------——--
 
Annotationen