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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0039
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Mykenische Kampfdarstellungen
Bild und Deutung im prähistorischen Griechenland
Von Hartmut Döhl
Mit 16 Abbildungen auf 7 Tafeln
Die Deutung der mykenischen Bilderwelt gehört zu einem der interessantesten Bereiche bron-
zezeitlicher Forschung, auch wenn sich dies in der entsprechenden Literatur bislang wenig
niedergeschlagen hat und die geäußerten Meinungen obendrein sehr kontrovers sind.
Am Beispiel von Kampfdarstellungen soll hier die Problematik spezifischer Ausdeutungen
gezeigt, dabei zugleich der Versuch unternommen werden, nach der grundsätzlichen Mög-
lichkeit von Lösungen zu fragen.
,Kampfdarstellung’ kann zweierlei bedeuten: einmal die kriegerische Auseinandersetzung
zwischen verschiedenen Parteien, zum anderen den mehr oder minder friedlichen Wettstreit,
also das Kampfspiel. Aus beiden Bereichen werden Denkmäler vorgestellt, wobei freilich das
Schwergewicht dieser Untersuchungen bei den kriegerischen Auseinandersetzungen liegt1.
I. Kriegerische Auseinandersetzungen
I. 1. Das Silberrhyton von Mykene (Abb. 1) und die Problemstellung
Das stark fragmentierte Rhyton stammt aus dem vierten Grab des Schliemannschen Schacht-
gräberrundes. Es wurde seinerzeit ungeschickt ergänzt, ein Fehler der bislang nur zeichne-
risch verbessert wurde (Gillieron bei KARO 1930/1933, 175 Abb. 84 und EVANS III, 91
Abb. 50; Iliakis bei SAKELLARIOU 1975, 196 Abb. 1).
In Schliemanns Mykene-Publikation taucht dieses Stück nicht eigens auf, es wird summarisch
unter „zehn silberne(n) Vasen, welche letztere alle zerbrochen sind” mitaufgeführt
(SCHLIEMANN 1878, 306), dennoch läßt sich die Furidsituation wohl in einem kleinen De-
tail etwas präzisieren: Bei einem Elektronbecher aus dem gleichen Grab (Abb. 2; KARO
1930/1933, 94 Abb. 390; MARINATOS 1973, Taf. 208) notiert Schliemann in seinem Buch
zu der von ihm gegebenen Abbildung (Nr. 248, a. O. 277) „Das Stück Metall, welches wir an
dem Bauch des Gefäßes sehen, wurde im Feuer des Scheiterhaufens zufällig daran gelöthet
und kann nicht dazu gehören.” Bei diesem »Stück Metall’ handelt es sich ganz offensichtlich
um ein Randfragment des Rhytons, das in dessen Rekonstruktion anscheinend nicht mit ein-
bezogen ist und vielleicht im Zusammenhang mit der Restaurierung des Bechers verloren
ging. Leider läßt die Photographie, nach der Schliemanns Abbildung gezeichnet wurde, nicht
erkennen, ob sich auch Reste der figürlichen Darstellung auf diesem Fragment befunden ha-
ben (Neg. DAI Athen, MYK.SCHL. 82). Es verdeutlicht aber, daß der Becher bei der Bestat-
tung in das Rhyton halb hineingeschoben war, beide Gefäße also vielleicht zum gleichen Be-
standteil des Bestattungszeremoniells gehört haben.
1 Der erste Teil dieses Beitrages enthält die stark verkürzende Zusammenfassung zweier Vorträge, die ich 1977 und 1979 in
Göttingen und Marburg gehalten habe.

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