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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0329
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Oiorpata
Von Renate Rolle
Mit 6 Abbildungen, 1 Tabelle und 2 Tafeln
. bei den Skythen heißen die Amazonen Oiorpata; dieser Na-
me bedeutet in griechischer Sprache ,Männertöter’; Oior heißt
Mann, pata heißt töten ... ” (Herodot IV IlOß ...
Schreiende und kreischende Frauen, die angesichts der im Kampf dem Gegner weichenden
Männer die Brüste entblößen, um sie durch diese oder ähnliche Gesten zum Durchhalten an-
zustacheln, sind in der antiken Literatur eine geläufige Erscheinung.
Im Verteidigungsfalle bzw. auch im privaten Bereich werden bei manchen der alten Völker
besonders kräftige Frauen erwähnt, die es an Größe und Stärke durchaus mit den Männern
aufnahmen und sich geschickt zur Wehr zu setzen verstanden. Ammianus Marcellinus be-
schreibt das effektvolle Vorgehen der Gallierinnen:
„Wenn ein Gallier Streit anfängt und seine Frau ihm zu Hilfe kommt, die bedeutend stärker
als er und grauäugig ist, wird es keine Schar von Fremden mit ihm aufnehmen, besonders
dann, wenn sie mit geschwollenem Nacken und zähneknirschend die schneeweißen Arme
schwingt und anfängt, Faustschläge abwechselnd mit Fußtritten auszuteilen, wie Wurfge-
schosse, die von gedrehten Bogensehnen geschleudert werden.”1 2
Eine dritte Form bilden die zahlreichen Mythen und Legenden, die Frauen bzw. Frauenver-
bände erwähnen, welche bewaffnet entweder an der Seite der Männer am Kampf teilnahmen
oder Einzelkämpfe gegen Männer austrugen. Im griechischen Bereich werden solche Frauen
gemeinhin Amazonen genannt. Darstellungen von ihnen finden sich weit verbreitet, s. etwa
BOTHMER (1957), lassen sich manchmal von Jünglingsdarstellungen aber nur schwer unter-
scheiden. Ein Beispiel aus Etrurien gibt Taf. 2, 2. Wohl die bekannteste weibliche „Truppe”
der Antike stellt die Kriegerinnenschar dar, an deren Spitze die Amazonenkönigin Penthesi-
leia, nach alter Vorstellung eine Tochter des Ares, nach dem Tode Hektors in Troja einrückt.
Der Penthesileia-Mythos ist in verschiedenzeitlichen Sagensträngen überliefert und hat da-
durch starke motivische Abwandlungen erfahren. Als ausführlichstes Beispiel sei hier Quin-
tus von Smyrna aufgeführt, der in seiner Dichtung die schöne Penthesileia nach ausgiebigem
Festmahle, gut ausgeschlafen und von Siegesträumen genarrt, in voller Rüstung an der Spitze
ihrer Gefährtinnen in den Kampf ziehen läßt, nicht ohne allerdings das Unziemliche einer
derartigen weiblichen Verhaltensweise gebührend anzumerken. Die Ausrüstung der jungen
Reiterkriegerin besteht dabei aus Helm, Panzer, Beinschienen, der Pelta (dem doppelhalb-
mondförmigen Schild), Schwert, zweischneidiger Axt und zwei Wurfspeeren, hinzu kommen
1 Alle Herodot-Zitate werden nach der zweisprachigen Ausgabe der Tusculum-Bücherei (Hrsg. J. FEIX), 2. Auflage 1977, Bd.
1, wiedergegeben.
2 Römische Geschichte Buch 15, Kap. 12, hier zitiert nach W. SEYFARTH, Schriften der Alten Welt Bd. 21,1; Teil 1. Berlin
1968, 151.

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