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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0301
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Die Zerstörung Vejis und die Entstehung
der Weimarer Republik
Von Karl-Heinz Manegold
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Festschrift, in der von Fachgenossen, Mitarbeitern und
Schülern dem hier angemessen zu Ehrenden ein Kranz ernsthafter und gewichtiger gelehrter
Arbeiten dargebracht wird, ist das Folgende gewiß kein vergleichbarer wissenschaftlicher Bei-
trag. Hier sollen vielmehr nur einige wenige dem Jubilar gewidmete, durchaus sehr persönlich
gemeinte Zeilen, Verbundenheit und Dankbarkeit ausdrücken, die der Verfasser ihm gegen-
über empfindet, als Frucht eines langjährigen ebenso freundschaftlichen wie anregenden Um-
gangs mit ihm und seiner Familie.
Die vielleicht etwas überraschende Überschrift bedeutet keineswegs, daß der Verfasser als
Neuhistoriker beabsichtigt, auf diese Weise einen hochstapelnden welthistorischen Bogen zu
spannen zwischen diesen damit angesprochenen so weit auseinanderliegenden Ereignissen.
Sie sind, jedes für sich, zwar historisch folgenreich gewesen, es scheint sie aber auf den ersten
Blick wenig miteinander zu verbinden. Tatsächlich ist der hier gemeinte Zusammenhang zwi-
schen beiden Ereignissen auch mehr ein persönlicher und subjektiver und weniger ein histori-
scher, denn sie markieren gewissermaßen Ausgangs- und Fixpunkte unserer Freundschaft,
wie der Jubilar, so hoffe ich, sich nachsichtig erinnern wird.
Tatsächlich begann es mit Rom, Etrurien und den Etruskern, mit Fall und Untergang Vejis.
Während meines Geschichtsstudiums in Göttingen war ich längere Zeit hindurch regelmäßi-
ger und begeisterter Hörer der Vorlesungen von Alfred Heuß über römische Geschichte, so
daß ich wenigstens zwei „Durchgänge“ von den Anfängen Roms bis zur Spätantike bei ihm
hören konnte. Dabei hatte es mich stets ganz besonders beeindruckt, wenn dieser den Krieg
Roms mit Veji und dessen Zerstörung im Jahre 394 v. Chr. zum Anlaß und Gegenstand tief-
schürfender und, wie mir schien, höchst origineller Reflexionen machte, weniger über den
Niedergang Vejis und der Etrusker als vielmehr über Grundlagen und Bedingungen des welt-
historischen Aufstiegs von Rom. Als Rom noch eine bescheidene Siedlung aus Lehm- und
Reisighütten war, thronte das kulturvolle, hochzivilisierte etruskische Veji ja schon als mäch-
tige, mit Tempeln und Palästen geschmückte Stadt auf seiner Felsenhöhe nahe dem Tibertal,
und dort mag man es zunächst kaum ernst genommen haben, als dieses unbedeutende Rom,
das die Etrusker selbst einst aus der Taufe gehoben hatten, sein Haupt immer anspruchsvoller
erhob und. wie der Sachse Alfred Heuß das unnachahmlich formulierte, sich „mausig zu ma-
chen” begann. Durch den eigentlich ganz unwahrscheinlichen Sieg über Veji löste sich Rom
endgültig aus dem Schatten der etruskischen Macht, schuf die Basis für seine weitere Expan-
sion, und mit dem Untergang der Etrusker korrespondierte der Fortgang seines Aufstiegs.
Dies alles hatte den an Jahren schon etwas älteren „Werkstudenten”, wie man damals sagte,
höchst eigentümlich berührt. Das Ergebnis war ein bald nachhaltiges Interesse an diesen, von
Alfred Heuß im übrigen nur kursorisch erwähnten Etruskern, und es führte dann tatsächlich
zu einer Art andauernden und folgenreichen individuellen „etruscheria”. Dabei hatte ich da-
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