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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0185
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Die archäologische Slawenforschung
in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945
Von Herbert Jankuhn
Das ehemalige slawische Siedlungsgebiet greift nur in drei verhältnismäßig kleinen Bereichen
auf das Territorium der heutigen Bundesrepublik Deutschland über: 1. nach Ostholstein,
2. in das Hannoversche Wendland und 3. nach Nordostbayern1.
Daraus ergibt sich eine besondere Situation für die Forschung. Es sind weniger die zentralen
Probleme slawischer Kulturentwicklung, die sich hier der Forschung als Aufgabe stellen, als
vielmehr periphere Erscheinungen, vor allem aber das Verhältnis zu den Nachbarn im We-
sten, dem fränkischen Reich und den Deutschen2.
In Ostholstein kann die Slawenforschung auf eine lange Geschichte zurückblicken. Hier
stand schon im 19. Jahrhundert Alt-Lübeck als Forschungsaufgabe an der Spitze3, und dieses
Problem hat sowohl die historische wie auch die archäologische Forschung bis heute beschäf-
tigt. In den 30er Jahren unseres Jahrhunderts wurde das Problem der slawischen Keramik
und ihrer chronologischen Gliederung aufgegriffen4 und nach dem zweiten Weltkrieg erneut
in Angriff genommen5. Seit 1945 ergab sich eine neue Fragestellung bei der Durchführung
der archäologischen Landesaufnahme in den Kreisen Plön6 und Herzogtum Lauenburg7. Da-
mit taucht das neuartige Problem der slawischen Siedlungsgeschichte mit all ihren Aspekten
auf. Sowohl der Zeitpunkt der Landnahme mit dem Problem der möglichen Berührung mit
der germanischen Vorbevölkerung wie auch der Ausgang der slawischen Besiedlung und das
Verhältnis zu den Deutschen, die als neue Siedler das Land besetzten, beherrschte die For-
schung.
Eine erste Zusammenfassung der archäologisch-historischen Ergebnisse sowie der neuen Er-
kenntnisse der Ortsnamensforschung und der vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen
brachte einen Überblick des bis dahin Erreichten und der sich für die zukünftige Forschung
bietenden Ansatzpunkte8. Davon wurde zunächst das Burgenproblem aufgegriffen. Auf ei-
1 H. JANKUHN, Slovenskä Archeolögia 18:1, 1970, 69 ff.
2 Eine ausführliche Bibliographie findet sich in DAHLMANN-WAITZ, Quellenkunde der deutschen Geschichte, 10. Aufl.,
hrg. im Max-Planck-Institut für Geschichte von Hermann HEIMPEL und Herbert GEUSS: (hier zitiert als: DW^O),
Abschn. 163 Nr. 135—1174 von R. KÖHLER, 1976.
3 Zusammenfassung der älteren und neueren Ergebnisse mit kurzem Überblick über die Geschichte der Forschung bei: W.
NEUGEBAUER u. a., Offa 21/22, 1964/65, 127 ff.; historische Auswertung bei: W. NEUGEBAUER, Der Stand der Er-
forschung Alt-Lübecks, in : H. JANKUHN — W. SCHLESINGER — H. STEUER (Hrsg.), Vor- und Frühformen der eu-
ropäischen Stadt im Mittelalter, Bericht über ein Symposium in Reinhausen bei Göttingen vom 18. bis 24. April 1972,
Abhdlg. d. Akad. d. Wiss. in Göttingen, Phil.-Hist. KL, dritte Folge, Nr. 83/84, 2 Bde, 1973/74, 2. Aufl. 1975 (hier zitiert
als: H. JANKUHN — W. SCHLESINGER — H. STEUER, Vor- und Frühformen), Teil II (1975), 231 ff.
4 K. HUCKE, Tonware und Siedlung der Slawen in Wagrien, Neumünster i. H. 1938.
5 V. VOGEL, Slawische Funde in Wagrien, Neumünster i. H. 1972.
6 Diese von K. HUCKE in Plön durchgeführte Landesaufnahme ist abgeschlossen, aber noch nicht publiziert.
7 K. KERSTEN, Vorgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, Neumünster 1951.
8 H. JANKUHN, Geschichte Schleswig-Holsteins (hrsg. v. O. KLOSE) Bd. 3, Neumünster 1957, 94—146.

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