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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0095
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Kampfspuren an Waffen des Nydam-Fundes
Von Michael Gebühr
Mit 10 Abbildungen von R. Kühn und 2 Tafeln
A. Zum Stellenwert der Frage nach Funktion und Gebrauch
Die Geschichte der meisten Fundstücke aus Ur- und Frühgeschichte läßt sich in vier Phasen
gliedern, die sämtlich Gegenstand von wissenschaftlich sinnvollen Untersuchungen sein kön-
nen.
Die erste Phase betrifft die Konzeption und Herstellung eines Gegenstandes. Wer stellte
wann, wo, wie, was her? Das sind die wesentlichen Fragen, die sich auf diese Phase beziehen.
Der zweite wichtige Abschnitt im „Leben” eines Objektes ist der seines Gebrauchs. Wer
benutzte den Gegenstand wo, über welchen Zeitraum hinweg, wie, wozu? Neben Zweck und
Funktion des Fundstücks ist es hier vor allen Dingen der Besitzer bzw. Benutzer, über den
Aussagen angestrebt werden. Aus dem Unterschied zwischen dem Ort der Herstellung und
dem des Gebrauchs erwachsen Fragen nach Handel und Vertrieb des Objektes.
Die Phase drei ist die des Verlustes des Gegenstandes, sein Verschwinden aus der Welt der
Lebenden. Wer hat wann, auf welche Weise, zu welchem Zweck den Gegenstand „unter die
Erde gebracht”?
Die vierte Phase schließlich handelt vom Schicksal und von der Bedeutung des Gegenstandes
nach der Hebung, nach der Wiederauffindung; es ist mit anderen Worten die Forschungs-
geschichte des Objektes. Hier geht es nicht nur um den Gegenstand selbst, seine Konservie-
rung, etwaige kriegsbedingte Auslagerung, Rekonstruktion usw., sondern auch um die wis-
senschaftliche und öffentliche Bedeutung des Stückes in lokalem, regionalem oder gar über-
regionalem Rahmen. Dies ist von nicht geringer Bedeutung, denn letzten Endes sind hier auf
die eine oder andere Weise die Gründe zu suchen, die den Aufwand zur Hebung und Bergung
des Stückes rechtfertigen.
Natürlich ist dieses Schema nicht viel mehr als ein grobes Gerüst, als ein Rahmen, der nach
Lage der Dinge erweitert oder eingeschränkt werden muß. Sicher wird man in Einzelfällen
auch ganz andere Fragen stellen, unter Gesichtspunkten, die hier unberücksichtigt geblieben
sind. Die meisten unserer Funde dagegen lassen sich dem oben vorgeschlagenen Schema ein-
gliedern.
Dessen ungeachtet fallen die Antworten auf die einzelnen Fragen dieses Katalogs nur selten
gleichmäßig befriedigend aus, und dementsprechend unterschiedlich ist die Beliebtheit der
einzelnen Forschungsziele. Fragen nach der Herstellung werden häufig gestellt, da sie sich
meist am Objekt selbst beantworten lassen. So kann etwa auf die Frage „Was ist hergestellt
worden?” mit Hilfe der Typologie relativ rasch eine Antwort gefunden werden. Auch Ant-
worten zum Fragenkomplex „Verlust, Niederlegung” (= Phase drei) sind recht häufig, ver-
fügt man doch meist über die Kenntnis der Fundumstände, die hierzu einiges aussagen. Die
Frage „Wann kam der Gegenstand in die Erde?” wird z. B. als Datierungsproblem in vielen
Fällen zum Kern der Untersuchung.

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