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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0143
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Zweedorf, ein Urnenfriedhof der vorrömischen
Eisenzeit im Grenzbereich Holstein, Mecklenburg,
Nord-Ost-Niedersachsen
Von Hans Hingst
Mit 14 Tafeln
Die zahlreichen im Verlaufe der vorrömischen Eisenzeit ständig zunehmenden Unterschiede
im Bestattungsbrauchtum sind Ausdruck eines stetigen, seit der jüngeren Bronzezeit deutlich
faßbaren Wandels, der sehr wahrscheinlich mit Änderungen in der Sozialordnung der Bevöl-
kerung im Zusammenhang stehen dürfte. Neben der von der Bronzezeit tradierten Familien-
ordnung setzen sich nach und nach neue Ordnungen durch, deren Einzelzüge vorerst teilweise
noch nicht erklärt werden können. Da bereits vor Christi Geburt, deutlicher noch in der frü-
hen Kaiserzeit wenige besonders reich ausgestattete Gräber in der Serie der normal mit Beiga-
ben versehenen, der beigabearmen und der beigabenlosen Gräber auffallen (HINGST, 1959,
106; 173 f. — Bargteheide 37 —; 1973, 243, Abb. 16, 4—8, 11; 248, Abb. 20), dürften die be-
handelten Änderungen des Bestattungsbrauchtums vornehmlich Ausdruck eines Wandels der
sozialen Struktur der Bevölkerung gewesen sein (v. BRUNN, 1952, 27; — CAPELLE, 1971,
148). Da sich etwa gleichzeitig auch die Formenkreise prägnanter abzuzeichnen beginnen,
liegt der Gedanke nahe, in den Wandlungen der sozialen Struktur auch Zusammenhänge mit
Gruppierungen zu suchen, die in historischen Überlieferungen als Stammesnamen anklingen.
Beiderseits der Stecknitzniederung an der Grenze zwischen dem Kreise Hagenow in Mecklen-
burg und dem Kreise Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein liegen an den Ost- und
Westhängen der breiten Stecknitzniederung relativ zahlreiche Urnenfriedhöfe aus der vorrö-
mischen Eisenzeit, die viele verwandte Züge aufweisen und in ihren Einzelbefunden geeignet
sind, bestimmte Probleme aus der Entwicklung der vorrömischen Eisenzeit eindrucksvoll zu
beleuchten. Eine dieser Nekropolen ist der Urnenfriedhof Zweedorf im Kreise Hagenow. Die
ersten Funde aus diesem Friedhof wurden 1892 vom Museum für Völkerkunde in Hamburg
durch Ankauf erworben. Bis zum Jahre 1895 gelangte ein weiterer kleiner Teil der Funde in
das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Schwerin.
Trotz dieser zufälligen Fundauslese läßt sich die Belegungszeit des Urnenfriedhofes gut um-
reißen. Die älteren Funde sind zwei- und dreigliedrige Gefäße mit ei- bis melonen- oder beu-
telförmigem Körper und verhältnismäßig hohem, zylindrischem bis kegelstumpfförmigem
Hals aus der älteren vorrömischen Eisenzeit (Taf. 9, 75; 12, 52; 13E 845. — 2, 27; 4, 43). Klei-
ne zweigliedrige Krüge mit kugeligem bis linsen- oder gedrungen terrinenförmigem Körper
und konkav geschwungenem Hals sind nur vereinzelt erhalten (Taf. 8, 62; 12, X 2; 13, 505).
In die Serie dieser Typen ist auch ein dreigliedriges Gefäß mit linsenförmigem Körper, koni-
schem Hals und kurzem stumpfwinklig auswärts geknicktem Rand einzuordnen, das entfern-
te Ähnlichkeit mit den Todendorfer Typen aufweist (Taf. 13, 504). Eine konische Schale

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