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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0193
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Brandgräber der ausgehenden Latenezeit aus Mehrhoog,
Gemeinde Hamminkeln, Kreis Wesel
Von Walter Janssen
Mit Beiträgen von I. Kühl und E. Schmid
Mit 10 Abbildungen, 2 Tabellen und 3 Tafeln
1. Befunde

Die hier vorgelegten Grabfunde vom rechten unteren Niederrhein entstammen einer Reihe
von Fundbergungen, die Professor Dr. Rudolf ST AMPFUSS und seine Mitarbeiter zwischen
1957 und 1963 auf einer flachen Sanddüne im Ortsteil Mehrhoog der Gemeinde Haffen-
Mehr, Kreis Wesel, durchgeführt haben. Der Verfasser dieses Beitrages konnte sich auf die
originalen Grabungszeichnungen sowie auf eine Reihe von Notizen von Professor STAMP-
FUSS stützen, die er ihm noch zu seinen Lebzeiten zum Zweck der Publikation überlassen
hatte.
Der Fundplatz ist eine heute noch etwa 600 m lange, in Nord-Süd-Richtung verlaufende
Sanddüne, die sich etwa 5 km ostnordöstlich des Ortskernes von Haffen und 4,5 km nord-
westlich von Hamminkeln im Ortsteil Mehrhoog, unmittelbar östlich des Gehöftes Lamboi,
erstreckt (Abb. 1). Sie steigt gegenüber dem westlich anschließenden fruchtbaren Gebiet der
Niederterrasse des Rheins um etwa 3—5 m an. Die Düne ist Bestandteil eines glazialen Sand-
dünenzuges auf dem Ostufer des Rheines, der sich zwischen Wesel im Süden und Anholt im
Norden, zwischen der Rheintalung einerseits und dem Tal der etwa 10 km weiter östlich ver-
laufenden Issel andererseits, entlangzieht. Weiter im Süden gehört der fundreiche Diersford-
ter Wald ebenso zu diesem Dünenzug wie weiter nördlich die Wittenhorster Heide. Aus bei-
den Gebieten ist eine Fülle archäologischer Funde bekanntgeworden, die vom Neolithikum
bis in die römische Kaiserzeit durchlaufen (R. STAMPFUSS 1928; 1931 a; 1931 b; 1940;
1974). Es will scheinen, als sei das Dünengebiet im früheren Kreise Rees und jetzigen rechts-
rheinischen Kreis Wesel in urgeschichtlicher Zeit für die Grablegen jener Siedlungen genutzt
worden, die ihrerseits westlich und östlich davon, im Bereich der Niederterrassen von Rhein
und Issel, angesiedelt waren. Nur so erklärt sich m.E. die ungewöhnliche Häufung von Grab-
anlagen aller urgeschichtlichen Epochen in diesem Gebiet. Offensichtlich vermied man ganz
bewußt, daß fruchtbarer Ackerboden der Flußtäler und ihrer Niederterrassen zu Bestattungs-
zwecken herangezogen wurde. Dieses Ergebnis geht vor allem auf Beobachtungen für die ar-
chäologische Landesaufnahme im ehemaligen Kreis Rees zurück, denen die überwiegende
Anzahl der Bestattungsplätze aus den verschiedenen urgeschichtlichen Epochen zu verdanken
ist.
Wie so viele niederrheinische Dünen, so ist auch die Düne von Mehrhoog im Laufe der letzten
Jahrzehnte durch Sandabbau und Überbauung immer kleiner geworden. An ihrem Nordende
wurde ein größerer Teil bei Straßenbauarbeiten für den Ausbau der Straßenverbindung
Hamminkeln—Haffen-Mehr abgetragen. Im Süden schob sich moderne Bebauung immer nä-

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