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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0113
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Zur Frage des Miniaturgeräts in der Przeworsk-Kultur
Von Kazimierz Godlowski
Mit 9 Abbildungen
Als der Jubilar im Jahre 1964 das Problem des Vorkommens des Miniaturgeräts in kaiserzeit-
lichen Gräbern besprochen hat1, erwähnte er zwei Gräber im großen jungkaiserzeitlichen
Gräberfeld der Przeworsk-Kultur in Opatow, Woj. Czgstochowa (ehern. Kr. KFobuck), die
solche Miniaturgegenstände enthalten haben. Er hat dabei auf die Unterschiede in der mut-
maßlichen Funktion derselben verwiesen, die als Gehänge, wahrscheinlich mit einer magi-
schen Bedeutung, dienten im Gegensatz zum sehr zahlreichen Miniaturgerät in den jungkai-
serzeitlichen Gräbern in Schleswig-Holstein, im nordwestlichen Mecklenburg, an der unteren
Elbe und im nordwestdeutschen Küstengebiet, wo es als Nachbildung und Ersatz der zum
praktischen Gebrauch geeigneten Gegenstände als Grabbeigabe für die Toten diente. In den
letzten Jahren hat sich die Zahl der Funde des Miniaturgeräts in kaiserzeitlichen Gräbern im
Oder-Weichsel-Gebiet wesentlich vermehrt, wodurch die von K. RADDATZ aufgezeigten
Unterschiede im Vergleich zu den norddeutschen Funden um so deutlicher zum Vorschein
kommen.
Miniaturgerät ist bisher in sechs Gräberfeldern der Przeworsk-Kultur vertreten. Außerdem
kam es in einem Gräberfeld der benachbarten Wielbark-Kultur vor2, wie auch in einem Grab
in der Niederlausitz, und zwar im Bereich der mit der Przeworsk-Kultur verwandten
Luboszyce-Kultur3 (Abb. 1).
1. Brest-TriSin (Brzesc-Tryszyn), Belorussische SSR. Brandgräberfeld der Wielbark-
Kultur der Stufen B2/Ci—C24. Im Grab 49 vier Miniaturgeräte aus Bronze:
a) Ein Schlüsselchen mit rechteckig verbogenem Arm. Im oberen Teil ein Loch mit einem
kleinen Ring zum Anhängen. L. ca. 3 cm (Abb. 2 a).
b) Ein Schlüsselchen (?) mit rechteckig verbogenem Arm; kein Loch zum Anhängen; im obe-
ren Teil nur ein kurzer abgesonderter Schaft. L. ca. 5 cm (Abb. 2 d).
1 K. RADDATZ, Miniaturgerät als Grabbeigabe, in: Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. Studien zur Geschichte. Wil-
helm Treue zum 60. Geburtstag, München 1969, 11—22.
2 Dieser Name bezeichnet die archäologische Kultur, die während der älteren Kaiserzeit Ostpommern und in der jüngeren Kai-
serzeit auch das Masowien östlich der Weichsel und Podlasien umfaßte (vgl. R. Wol^giewicz, Kr$gi kamienne w Grzybnicy,
Koszalin 1977). Diese Kultur wurde in der älteren Literatur als gotisch-gepidische, Oksywie- (dieser Name soll nur für die
Kultur Ostpommerns während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit benutzt werden) oder die ostpommersch-masowische
Kultur (K. GODLOWSKI, The Chronology of the Late Roman and Early Migration Periods. — Prace Archeologiczne 11,
Krakow 1970, 31—42) genannt. Der Name „Wielbark-Kultur” stammt von einem großen Gräberfeld im Ort Malbork-
Wielbark (Willenberg bei Marienburg), Woj. Elbing, wo alle Entwicklungstufen dieser Kultur vertreten sind.
3 Mit diesem Namen bezeichnet man gegenwärtig (G. DOMÄNSKI, Zagadnienie tzw. kultury burgundzkiej. — Przegl^d Ar-
cheologiczny, 21, 1973, 123—164) die archäologische Kultur, die während der spätrömischen Kaiserzeit die Gebiete beider-
seits der mittleren Oder — d. i. das Lebus-Land, ein Teil Niederschlesiens und das östliche Brandenburg — umfaßte. Sie
wurde früher als burgundische Kultur (D. BOHNSACK, Die Burgunden, in: Vorgeschichte der deutschen Stämme, III, Ber-
lin 1940, 1033—1145) oder Lebus-Lausitzergruppe (K. GODLOWSKI, Chronology ..., 28—31) bezeichnet.
4 I. V. KUHARENKO, Le Probleme de la civilisation „gotho-gepide” en Polesie et en Volhynie”. — Acta Baltico-Slavica, 3,
1967, 19—40.

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