men von „Oiorpata” ausgelöst haben mag — günstige Gegebenheiten und Notwendigkeiten
des reiterlichen Lebens der Viehzüchternomaden, vielleicht auch ein gewisses natürliches
Vergnügen an der Jagd, an Wettkämpfen zu Pferde und Kampfspielen, waren sicher daran
beteiligt.
In der Tat werden für die Skythen in den überlieferten Schriftquellen keine Königinnen er-
wähnt, allerdings für ihre Nachbarvölker im Osten. Im archäologischen Befund zeichnet sich
jedoch seit spätestens dem 4. Jahrhundert v. Chr. eine größere Gruppe von sehr reich ausge-
statteten Frauen ab. Der Aufwand an organisierten Gemeinschaftsleistungen, der beim Bau
und der Ausstattung ihrer umfangreichen unterirdischen Grabanlagen, bei der Aufschüttung
der Hügel und bei den nachträglichen Opferhandlungen erbracht wurde, unterscheidet sich
kaum von den Männergräbern der sozialen Oberschicht, die in der Literatur als „Fürsten-”
oder „Königsgräber” bezeichnet werden (dazu ausführlich ROLLE 1979, 33 ff.). Die Beiga-
benausstattung dieser Frauen spiegelt ihren Reichtum, besonders auch an Edelmetallarbeiten
und Handelsgütern, enthält daneben aber auch Gegenstände, die als Statussymbole, vielleicht
sogar „Würdezeichen” angesprochen werden können. Auffallend ist die Konzentration von
Weinamphoren und Trinkgeschirr, einschließlich Trinkhörnern, in einigen dieser Gräber. Da
dem Trinken von Wein unter anderem auch große gesellschaftliche Bedeutung zukam, wie
aus den Schriftquellen hervorgeht (Auszeichnung der tapfersten Krieger, bei Blutsbrüder-
schaftsbünden usw.), ist dies ein nicht unwichtiger Hinweis.
Im gleichen Zeitabschnitt finden sich auf Goldplatten oder -plättchen zahlreiche Darstellun-
gen von prunkvoll gekleideten Frauen, die in der Literatur ausschließlich als Göttinnen, evtl.
Priesterinnen, angesehen werden. Sie sitzen gewöhnlich auf einem Sessel (oft als Thron inter-
pretiert), halten einen Spiegel bzw. ein Gefäß in der Hand, vor ihnen steht ein (meist junger)
Mann oder er reitet auf einem Pferd, während er ein Gefäß hält bzw. meist aus ihm trinkt (s.
Abb. 5). Eine festliche Trinkzeremonie scheint auch auf der KaragodeuaSch-Platte (Abb. 6)
5
Abb. 5
Goldplättchen aus dem Melitopol’-Kurgan.
Umzeichnung nach Foto.
Originalgröße 3,3 X 3 cm.
Abb. 6
Teil der Goldplatte einer Prunkhaube aus dem
Kurgan Karagodeua&ch.
Zeichnerische Rekonstruktion von E. S. Matveev.
(Nach MANCEVlä 1964, 130)
Leicht verkleinert.
19*
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des reiterlichen Lebens der Viehzüchternomaden, vielleicht auch ein gewisses natürliches
Vergnügen an der Jagd, an Wettkämpfen zu Pferde und Kampfspielen, waren sicher daran
beteiligt.
In der Tat werden für die Skythen in den überlieferten Schriftquellen keine Königinnen er-
wähnt, allerdings für ihre Nachbarvölker im Osten. Im archäologischen Befund zeichnet sich
jedoch seit spätestens dem 4. Jahrhundert v. Chr. eine größere Gruppe von sehr reich ausge-
statteten Frauen ab. Der Aufwand an organisierten Gemeinschaftsleistungen, der beim Bau
und der Ausstattung ihrer umfangreichen unterirdischen Grabanlagen, bei der Aufschüttung
der Hügel und bei den nachträglichen Opferhandlungen erbracht wurde, unterscheidet sich
kaum von den Männergräbern der sozialen Oberschicht, die in der Literatur als „Fürsten-”
oder „Königsgräber” bezeichnet werden (dazu ausführlich ROLLE 1979, 33 ff.). Die Beiga-
benausstattung dieser Frauen spiegelt ihren Reichtum, besonders auch an Edelmetallarbeiten
und Handelsgütern, enthält daneben aber auch Gegenstände, die als Statussymbole, vielleicht
sogar „Würdezeichen” angesprochen werden können. Auffallend ist die Konzentration von
Weinamphoren und Trinkgeschirr, einschließlich Trinkhörnern, in einigen dieser Gräber. Da
dem Trinken von Wein unter anderem auch große gesellschaftliche Bedeutung zukam, wie
aus den Schriftquellen hervorgeht (Auszeichnung der tapfersten Krieger, bei Blutsbrüder-
schaftsbünden usw.), ist dies ein nicht unwichtiger Hinweis.
Im gleichen Zeitabschnitt finden sich auf Goldplatten oder -plättchen zahlreiche Darstellun-
gen von prunkvoll gekleideten Frauen, die in der Literatur ausschließlich als Göttinnen, evtl.
Priesterinnen, angesehen werden. Sie sitzen gewöhnlich auf einem Sessel (oft als Thron inter-
pretiert), halten einen Spiegel bzw. ein Gefäß in der Hand, vor ihnen steht ein (meist junger)
Mann oder er reitet auf einem Pferd, während er ein Gefäß hält bzw. meist aus ihm trinkt (s.
Abb. 5). Eine festliche Trinkzeremonie scheint auch auf der KaragodeuaSch-Platte (Abb. 6)
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Abb. 5
Goldplättchen aus dem Melitopol’-Kurgan.
Umzeichnung nach Foto.
Originalgröße 3,3 X 3 cm.
Abb. 6
Teil der Goldplatte einer Prunkhaube aus dem
Kurgan Karagodeua&ch.
Zeichnerische Rekonstruktion von E. S. Matveev.
(Nach MANCEVlä 1964, 130)
Leicht verkleinert.
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